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Wirtschaft

Swiss in der Klima-Kritik: Betreibt die Airline Greenwashing?

Irreführende Klimapraktiken – hat die Swiss ihre Kunden getäuscht?

Die Swiss gehört zu 20 europäischen Fluggesellschaften, die potenziell irreführende umweltfreundliche Geschäftspraktiken betreiben. Die EU-Kommission hat die Airlines aufgefordert, die Missstände zu beheben, andernfalls drohen Sanktionen.
08.05.2024, 09:0408.05.2024, 14:28
Ralph Steiner
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Die Vorwürfe haben es in sich. Gemeinsam mit den EU-Verbraucherbehörden hat die EU-Kommission Briefe an 20 Fluggesellschaften verschickt, wie das Portal aerotelegraph berichtet.

Der Inhalt: eine Auflistung von umweltfreundlichen Praktiken der Fluggesellschaften, die potenziell irreführend sind. Sogenanntes Greenwashing. Den Briefen vorausgegangen ist eine Klage des Europäischen Verbraucherverbandes BEUC.

Zu den betroffenen 20 Fluggesellschaften zählt auch die Swiss, wie die Lufthansa-Gruppe gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bekannt gab. Ebenso die Lufthansa-Tochterfirmen Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Air Dolomiti und Lufthansa selbst. Air France, KLM und SAS haben ebenfalls bestätigt, Briefe erhalten zu haben.

Ein Flugzeug wartet fuer den Start anlaesslich den Vorbereitungen fuer den Rueckflug vom Flughafen Duebendorf nach Kloten zur Wiederaufnahme des Flugbetriebes nach der Corona Pandemie, aufgenommen am  ...
Auch die Swiss wurde kontaktiert.Bild: keystone

Was die EU beanstandet

Folgende Vorwürfe stehen im Raum:

  • Die Fluggesellschaften sollen den falschen Eindruck erweckt haben, dass ihre Kunden durch das Zahlen einer zusätzlichen Gebühr zur Verringerung von CO₂-Emissionen beitragen können. Mit dem Geld würden Klimaprojekte oder die Verwendung alternativer Treibstoffe unterstützt.
  • Die Fluggesellschaften sollen den Begriff «Sustainable Aviation Fuel» SAF – übersetzt: «nachhaltiger Flugtreibstoff» – verwendet haben, ohne die Auswirkungen auf die Umwelt durch solche Treibstoffe klar zu begründen. Ebenso sollen die Begriffe «grün», «nachhaltig» und «verantwortungsbewusst» in einer absoluten Weise verwendet worden sein, wie aerotelegraph schreibt.
  • Die Fluggesellschaften hätten ohne überprüfbare Verpflichtungen und Ziele die Behauptung aufgestellt, sich auf Netto-Null-Treibhausgasemissionen zuzubewegen. Auch unabhängige Überwachungssysteme gebe es nicht.
  • Die Fluggesellschaften hätten ihren Kunden Rechner für die Berechnung von CO₂-Emissionen von bestimmten Flügen präsentiert. Wissenschaftliche Beweise, wonach eine solche Berechnung zuverlässig sei, fehlten. Ebenso Informationen, wie die Berechnung zustande komme.
  • Die Fluggesellschaften hätten ihren Kunden einen Vergleich von Flügen in Bezug auf den CO₂-Ausstoss präsentiert, es lägen jedoch zu wenig Informationen vor, auf welchen Elementen der Vergleich beruhe.

Wie es weitergeht

Die betroffenen 20 Fluggesellschaften haben nun Zeit, innerhalb von 30 Tagen auf die Beanstandungen zu reagieren und Vorschläge zu präsentieren.

Anschliessend komme es zu Treffen zwischen der EU-Kommission und den Airlines, dort werden die vorgeschlagenen Lösungen diskutiert. Die folgenden Umsetzungen werden überwacht.

Sollten die Fluggesellschaften zu wenig unternehmen, um die beanstandeten Praktiken zu beheben, könne es zu weiteren Massnahmen kommen. Auch Sanktionen seien nicht ausgeschlossen.

Auf Anfrage teilt die Stiftung Konsumentenschutz mit: «Wir begrüssen es, dass die EU-Kommission handelt und die Fluggesellschaften auffordert, innert nur 30 Tagen zu antworten und Massnahmen zur Verbesserung der Situation darzulegen. Wir werden den weiteren Verlauf der Angelegenheit genau beobachten.»

Das sagt die Swiss

Auf Anfrage von watson schreibt die Swiss: «Wir können bestätigen, dass uns der betreffende Sachverhalt ebenfalls betrifft – darüber hinaus können wir dazu aktuell noch nichts Konkretes sagen.»

Zurückweisen möchte die Swiss jedoch die Vorwürfe des «Greenwashing». Sie zählt verschiedene Beispiele auf, wie die Swiss ihre Netto-CO2-Emissionen reduziert. Konkret seien dies «Investitionen in neue Flugzeug- und Antriebstechnologien, eine Erhöhung des Anteils an nachhaltigen Treibstoffen sowie die kontinuierliche Optimierung des Flugbetriebs und Luftraum-Managements».

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141 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TRN
08.05.2024 06:52registriert Dezember 2021
Also Greenwashing betreiben ja viele. Die Schweizer Post hat ja auch einen (bestehenden) Wald gekauft und behauptet nun, dass dieser Wald jetzt das CO2 der Post absorbiert und sie deswegen nun klimaneutral sei. Dass solche offensichtlichen Falschbehauptungen nicht von Amtes wegen verfolgt und sanktioniert wird entzieht sich einem Zugang durch gesunden Menschenverstand.
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Voraus denken!
08.05.2024 05:53registriert März 2022
Kein Wunder laufen die hiesigen Schlaumeier aus der Wirtschaft Sturm gegen die EU. Der Verbraucherschutz wird deutlich höher gewichtet als kurzfristiger Gewinn für Unternehmen.

Das ist für die gmögigen aus der Partei für den Geldadel SVDP eine Unverschämtheit und Eingriff in die unternehmerische Freiheit.
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SBRUN
08.05.2024 05:59registriert September 2019
Die Airlines sagen den Kunden was sie hören wollen, was ein Kunde aber in Wesentlichen wissen muss, ist dass er pro 100km Flugreise 4 Liter Treibstoff in die Atmosphäre bläst. Da gibt es einfach nichts zu beschönigen und wenn das ganze Dach des Flughafens mit Solarpanels belegt ist, wird der verbrannte Sprit nicht weniger.
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