So nahe waren sich die beiden letztmals vor fast zwei Jahrzehnten. Im Gegensatz zu den Treffen in den Jahren 2006 und 2007 schien am Dienstag aber weder Donald Trump noch Stormy Daniels die erneute Begegnung zu geniessen.
In einem farblosen New Yorker Gerichtssaal erzählte Daniels, die heute 45 Jahre alte Porno-Darstellerin und -Regisseurin, wie sie am Rande eines Golf-Turniers am Lake Tahoe im Juli 2006 mit Trump eine Affäre gehabt hatte. Unter Eid führte sie aus, wie der deutlich ältere Geschäftsmann Komplimente gemacht habe und sie über ihre Arbeit ausgefragt habe - so bot er ihr eine Rolle in einer Fernsehsendung an, in der er damals auftrat.
Auch habe Trump persönliche Details aus seinem Leben ausgeplaudert. Er soll ihr erzählt haben, dass er und seine Gattin Melania getrennte Schlafzimmer hätten. (Melania, verheiratet mit Trump seit 2005, war damals gerade eben Mutter geworden.)
Wichtig sind diese Zeugenaussagen, weil dieser One-Night-Stand im Zentrum des Strafprozesses steht, mit dem sich der republikanische Präsidentschaftskandidat aktuell herumschlägt. Trump wird beschuldigt, seiner ehemaligen Geliebten über einen Vertrauensanwalt ein Schweigegeld von 130'000 Dollar bezahlt zu haben.
Und zwar in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes 2016, als der Republikaner sich erstmals (erfolgreich) ums Weisse Haus bewarb - und wenige Wochen vor dem Wahltag aufgrund sexistischer Kommentare bereits mit dem Rücken zur Wand stand. Die Zahlungen wurden anschliessend falsch verbucht, behauptet die Staatsanwaltschaft, und damit habe sich Trump des Betruges schuldig gemacht. (Der Ex-Präsident streitet diese Anschuldigungen allesamt entschieden ab.)
Daniels kann über die eigentliche Straftat keine Auskunft geben, sie stand im Wahljahr 2016 nie direkt im Kontakt mit dem künftigen Präsidenten. Ihre Aussagen untermauern aber, wie peinlich diese Geschichte selbst für einen unorthodoxen Kandidaten wie Trump gewesen wäre.
Und wie beschämend sie noch heute ist. Trump hörte ihr im Gerichtssaal 1530 von Richter Juan Merchan aufmerksam zu. Ab und zu schüttelte er angeblich den Kopf oder machte ein böses Gesicht. (New York erlaubt keine Fernsehkameras im Gerichtssaal.) Als Daniels über die Sexualposition Auskunft gab, forderte er seine Anwälte dazu auf, Einspruch zu erheben. Der Richter, der ebenfalls verärgert über das Spektakel in seinem Gerichtssaal schien, gab dem Einspruch statt.
Daniels sagte aus, nach dem Geschlechtsverkehr habe sie Trumps Hotelzimmer «so schnell wie möglich» verlassen. Sie habe sich geschämt, und sich später immer wieder gefragt, warum sie es so weit habe kommen lassen.
Und dennoch blieben die beiden in Kontakt. Daniels erzählte, sie habe einmal pro Woche mit dem Geschäftsmann gesprochen. Er habe sie mit einem Kosenamen («Honeybunch») angesprochen. Aus dem Angebot, in seiner TV-Show aufzutreten, wurde aber letztlich nichts. Stattdessen führte das zufällige Zusammentreffen des Geschäftsmanns und der Porno-Darstellerin zum ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen US-Präsidenten. (aargauerzeitung.ch)
Mir fehlen die Worte
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