Das Experiment ist gescheitert, aber was kommt jetzt? Nach dem Abgang des geschmähten Volksbühnen-Chefs Chris Dercon ist alles offen. Fest steht nur: Mit der Nachfolge wird es dauern.
Die Berliner Volksbühne muss sich nach der Trennung von ihrem umstrittenen Intendanten Chris Dercon auf eine lange Hängepartie einstellen. Im verantwortlichen Ausschuss des Abgeordnetenhauses fand Kultursenator Klaus Lederer am Montag breite Unterstützung für seinen Kurs, die Nachfolgefrage in aller Ruhe zu klären.
Auch Volksbühnen-Interimschef Klaus Dörr mahnte Geduld an. «Schnellschüsse richten nur Schaden an», sagte er der «Süddeutschen Zeitung». «Für die qualifizierte Vorbereitung einer Intendanz braucht man anderthalb bis zwei Jahre.»
Dercon, als Nachfolger des langjährigen Theaterchefs Frank Castorf von Anfang an umstritten, hatte in der vergangenen Woche überraschend seinen Rücktritt erklärt. Nach Darstellung von Lederer im Kulturausschuss war die Trennung unvermeidbar. So habe es schon im November Anzeichen gegeben, dass Dercons Konzept finanziell nicht aufgehe. Dennoch habe der Belgier in keiner Weise gegengesteuert.
Dercon hatte mit teuren Gastspielen, vor allem aber mit der erhofften Bespielung des früheren Flughafens Tempelhof viel Geld verplant. Dörr kündigte jetzt eine Kehrtwende an. «Wir müssen nach und nach ein Repertoire aufbauen und die Voraussetzungen für den Neuaufbau des Ensembles schaffen», sagte er.
Bis dahin müsse improvisiert werden. «Ich will nicht pathetisch werden, aber es geht jetzt darum, dieses Theater zu retten.» Er werde unter anderem «auf befreundete Theater zugehen und fragen, ob sie Möglichkeiten der solidarischen Unterstützung sehen.» (sda/dpa)