Biene mit Mikrochip soll Bedrohung durch Pestizide im Feld erhellen

Biene mit Mikrochip soll Bedrohung durch Pestizide im Feld erhellen

17.05.2018, 15:32

Pestizide werden oft als mögliche Ursache für das Bienensterben genannt. Ein Mikrochip auf dem Rücken der Bienen soll Aufschluss darüber geben, wie sich Pflanzenschutzmittelrückstände auf den Bienenflug auswirken.

Forschende von Agroscope haben diese Methode entwickelt, um die Bienen in freier Natur untersuchen zu können. Damit wollen sie erhellen, welche Risiken die Insektizidrückstände auf Pflanzen für die Bienen tatsächlich bergen.

Also präparieren die Forschenden Futterlösungen mit Insektengift. Anschliessend messen sie, wie viele der Testbienen nach dem Fressen aus einem Umkreis von einem Kilometer Entfernung in den Bienenstock zurückkehren und wie lange sie dafür brauchen.

«Bienen, die mit der Umgebung vertraut sind, fliegen normalerweise direkt zum Stock zurück», erklärt Agroscope-Forscher Lukas Jeker im aktuellen Jahresbericht 2017 der Forschungsanstalt. Daher liefern die Rückkehrrate der Bienen und die Zeit, welche die Bienen für diesen Weg benötigen, wertvolle Informationen darüber, wie gut es den Tieren geht und ob sie sich noch orientieren können.

RFID-Aufkleber

Verfolgt werden die Bewegungen der Tiere mithilfe der RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). Diese kontaktlose Kommunikationstechnik wird den Bienen in Form eines 4.5 Milligramm schweren Mikrochips auf den Rücken geklebt. Wenn eine Biene das Lesegerät am Eingang zum Bienenstock passiert, werden die Daten vom Chip ausgelesen.

«Damit eine Biene ungehindert fliegen kann, muss der Datenträger präzise auf dem Rückenpanzer einer Biene fixiert werden, ohne die Flügel oder Flügelmuskulatur zu beeinträchtigen», schreibt der Ökotoxikologe im Jahresbericht weiter. Am besten eigne sich ein wenig Zahnzement zur Befestigung. «Es ist wichtig, dass die Bienen möglichst wenig gestresst und durch den Chip in ihrem Verhalten nicht beeinträchtigt werden.»

Bienenflug beeinträchtigt

Erste Resultate haben gezeigt, dass das getestete Neonikotinoid die Rückkehrrate der Bienen bei der höchsten Dosis von einem Nanogramm pro Tier beeinträchtigt. Nur noch 60 Prozent der Bienen, die die höchste Dosis aufnahmen, flogen zum Bienenstock zurück. Diese Dosis ist laut Jeker aber eher unrealistisch.

Im Gegensatz dazu finden beim Test neun von zehn Bienen zum Bienenstock zurück, wenn sie unbehandelt oder lediglich der tiefen Dosis ausgesetzt waren. Ähnliche Resultate gab es in anderen Ländern.

Dies bedeutet, dass hohe Konzentrationen des Insektengifts die Bienen in ihrer Orientierung oder Flugfähigkeit beeinträchtigen. Die Frage sei, wie dieser Effekt sich auf eine ganze Bienenkolonie auswirkt.

Die Studie des Zentrums für Bienenforschung von Agroscope ist Teil eines internationalen Ringtests, der das Ziel verfolgt, neue Testverfahren zu entwickeln, um die Risiken von Pflanzenschutzmitteln weltweit besser bewerten zu können. Zwölf Labors in Deutschland, Italien, Grossbritannien, Frankreich und der Schweiz führen die Experimente nach dem gleichen Versuchsplan durch.

Dieses Jahr wird der Ringtest noch ein letztes Mal durchgeführt. Danach wollen die Forschenden ihn bei der OECD einreichen und evaluieren lassen. Sie hoffen, dass der RFID-Test für die Beurteilung von nicht-tödlichen Effekten von Pestiziden auf Bienen verwendet werden kann. Dies wäre laut den Wissenschaftlern ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der Risikobeurteilung. (sda)

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