Die deutsche Eishockeynationalmannschaft ist bekanntlich einer der grossen Angstgegner der Nati. In den letzten Jahren bedeutete Deutschland für die Schweiz bei grossen internationalen Turnieren mehrmals Endstation – so geschehen bei den Olympischen Spielen 2018, der Weltmeisterschaft 2021 oder auch bei der letzten Weltmeisterschaft.
Und nun überholt auch die deutsche Liga ihr Schweizer Pendant – zumindest was die Auslastung der Stadien angeht.
Die höchste Schweizer Liga verliert in Sachen Zuschauerzahlen ihren zweiten Platz hinter der NHL. Das kommt einem kleinen Erdbeben gleich, da sich die National League ab 2013 fest auf dieser Position etabliert hatte. Noch vor wenigen Wochen hatte unsere Liga nach Abschluss der regulären Saison einen neuen Zuschauerrekord verzeichnet. Mit durchschnittlich 7130 Zuschauenden wurde ein europäischer Höchstwert gemessen – bis der Wert kurz darauf von der Deutschen Eishockey Liga (DEL) übertroffen wurde, die ihre Ergebnisse erst später präsentierte.
Die deutsche Liga vermeldete etwas höhere Zahlen: 7162 Personen im Durchschnitt. Dies entspricht einem Plus von fast 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der deutliche Anstieg ist zum Teil auf die hervorragenden Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft zurückzuführen, die 2023 nach einem Sieg im Halbfinale gegen die USA den WM-Final erreichte.
Während die Tribünen in der Saison 2023/2024 in allen deutschen Eishallen besser gefüllt waren, beeindruckte vor allem ein Team, was auch erklärt, warum die DEL in dieser Saison die National League überholt hat. Die Kölner Haie, seit fünf Jahren der zuschauerstärkste Verein in Deutschland, haben ihre Auslastung signifikant gesteigert und verzeichneten innerhalb eines Jahres einen Anstieg des Zuschauerdurchschnitts von 13'901 auf 16'993. Das Stadion, die Lanxess Arena kann rund 18'500 Personen beherbergen.
European Ice Hockey at it’s best. Nearly 17.000 in the Lanxess Arena to watch @Koelner_Haie_72 play @adlermannheim. The Cologne Sharks win 2-1 in overtime. pic.twitter.com/hxP7eMxlBV
— Brian S (@shotb83) November 1, 2019
Die Haie überholten damit den SC Bern, der seit 2002 an der Spitze der europäischen Zuschauertabelle stand. Die Kölner stellten auch einen neuen Kontinentalrekord auf und übertrumpften damit die Saison 2016/2017 der Berner (durchschnittlich 16'339 Zuschauende). Dieser Aufstieg am Rheinufer hängt mit der Begeisterung zusammen, die das Team vom ersten bis zum letzten Spieltag der regulären Saison ausgelöst hat.
Nach 21 Jahren ohne Titel haben die Kölner ihre Ambitionen durch einige wichtige Neuzugänge in der Saisonpause angekündigt. Die Mannschaft wurde mit erfahrenen Spielern aus der NHL und KHL verstärkt. Mit der Unterstützung der Aktionäre konnte Trainer Uwe Krupp seine Wunschformation zusammenstellen. Die Vorbereitung und der Beginn der Saison bestätigten die hohen Erwartungen. Die offensiv ausgerichtete Mannschaft sollte die Liga aufmischen – doch die Kölner Haie enttäuschten. Nach der regulären Saison belegten sie nur den achten Platz und schieden in den Pre-Playoffs gegen den Neunten aus.
Falls der Hype in der nächsten Saison in Deutschland und vor allem in Köln anhält, wird es für den SC Bern schwierig werden, seinen ersten Platz in Europa in Bezug auf die Zuschauerzahlen zurückzuerobern. In der National League hingegen ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
Langnau wird im Herbst eine zusätzliche Tribüne einweihen. Fribourg-Gottéron, das 2023/2024 auf Platz 13 der Rangliste der höchsten Zuschauerzahlen in Europa steht und jedes seiner Spiele ausverkauft hat, könnte seine BCF-Arena noch um einige Sitze erweitern. Auch auf längere Sicht gibt es viele ehrgeizige Projekte. Zug, das bereits unter beengten Platzverhältnissen leidet, will bis 2028 aufstocken und auch Genf-Servette plant, 2028 eine Eishalle mit 8'500 Plätzen in Betrieb zu nehmen.