Der Strukturwandel in der Landwirtschaft muss gebremst werden, ansonsten könnten die Bauern ihren Verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen. Dieser Meinung ist Bauernverbands-Präsident Markus Ritter. Bis 2030 seien noch mindestens 43'000 Betriebe nötig.
Das wären rund 9000 Bauernhöfe weniger als heute, sagte der 51-jährige St. Galler CVP-Nationalrat und Biobauer in einem Interview mit der «Nordwestschweiz» vom Montag. Aktuell gäben aber rund 1000 Höfe pro Jahr auf. So könne es nicht weitergehen.
Für die Bauern sei eine wirtschaftliche Perspektive entscheidend. Wenn beim Essen jeden Tag negativ über die wirtschaftliche Lage geredet werde, würden die Jungen andere Berufe erlernen und kehrten der Landwirtschaft den Rücken zu. Das sei verheerend.
Angst um Existenzgrundlage
Ritter bekräftigte seine Opposition gegenüber den Plänen des Bundesrats und der Gesamtschau zur Agrarpolitik. Mit diesen würden den Bauern die Existenzgrundlage entzogen.
Der Bundesrat will die Schutzzölle für Agrarprodukte aus dem Ausland mittelfristig um 30 bis 50 Prozent senken und ein Freihandelsabkommen abschliessen. Der Freihandel eröffne der Schweizer Wirtschaft grosse Absatzmärkte, argumentiert die Landesregierung.
Nicht ohne Schutzzölle
Ohne Schutzzölle funktioniere die Landwirtschaft in der Schweiz nicht, erklärte Ritter. Denn sonst seien die Kosten zu hoch, um in der Schweiz Lebensmittel zu produzieren. Der Grenzschutz sei eine der grundlegenden Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, die den Bund nichts kosteten. Im Verhältnis zur Kaufkraft seien Lebensmittel nirgends in Europa so günstig wie in der Schweiz.
Die Landwirtschaft ist in der Schweizer Bundesverfassung verankert. Zu den darin erwähnten Aufgaben gehört die Versorgung der Bevölkerung, der Erhalt der Kulturlandschaft und die dezentrale Besiedelung der Schweiz. (sda)