Das Kunstmuseum Bern eröffnet am Donnerstag den zweiten Teil der Ausstellung mit Werken aus dem Kunstfund Gurlitt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Themenkreis des Kunstraubs durch die Nationalsozialisten und dessen Folgen.
Die Ausstellung geht den Erwerbsumständen der Werke aus dem Kunstfund Gurlitt nach und beleuchtet die Zusammenhänge von Kunsthandel, nationalsozialistischer Verfolgungspolitik und Kunstraub.
Beleuchtet wird insbesondere die Rolle des deutschen Kunsthistorikers und Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956), der das Konvolut von rund 1500 Werken zusammengetragen hatte, das Jahre später als «Kunstfund Gurlitt» Schlagzeilen machen sollte.
Gurlitt galt als einer der bevorzugten Kunsthändler des Nazi-Regimes. Seine Handelsbeziehungen zur Schweiz zeigten exemplarisch die internationale Dimension des Handels mit Raubkunst auf, schreibt das Kunstmuseum Bern zum zweiten Teil der Ausstellung.
Hildebrand Gurlitt war eine vielschichtige Persönlichkeit: erst mutiger Vorkämpfer der Moderne und dann sowohl Retter wie Verwerter der von den Nazis verfemten Kunst - und damit auch Täter.
Nach seinem Tod erbte sein Sohn Cornelius das grosse Werkkonvolut. Dieser hütete die Werke unter grösster Verschwiegenheit. Ab und zu verkaufte er äusserst diskret ein Werk, um sich seinen bescheidenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Eher zufällig stiessen die Behörden 2012 in der Wohnung des betagten Cornelius auf den Kunstschatz und beschlagnahmten ihn.
Bonn und Bern tauschen Werke
Kurz vor seinem Tod im Jahr 2014 stimmte Cornelius Gurlitt zu, die Werke auf ihre Herkunft untersuchen zu lassen und von den Nazis geraubte Werke ihren Eigentümern zurückzugeben. Das Konvolut vermachte er zu aller Überraschung dem Kunstmuseum Bern. Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit kamen 2016 die ersten Werke nach Bern.
In einer Doppelausstellung in der Bundeskunsthalle im deutschen Bonn und im Kunstmuseum Bern sollte der Bestand aufgearbeitet und der Öffentlichkeit in seinem breiteren Kontext gezeigt werden.
Der Bonner Teil der Ausstellung widmete sich vor allem Fragen des Kunstraubs der Nazis. In Bern ging das Kunstmuseum Fragen der von den Nazis als «entartet» bezeichneten Kunst nach. Nun tauschen die beiden Häuser die Ausstellungsteile. Der Bonner Teil der Ausstellung kommt nach Bern und wurde vom Kunstmuseum Bern erweitert.
Der erste Teil der Gurlitt-Ausstellung im Kunstmuseum Bern war ein Publikumsmagnet. Der zweite Teil der Ausstellung dauert vom 19. April bis am 15. Juli 2018.
www.kunstmuseumbern.ch (sda)