Mit einem schwerbewaffneten Konvoi ist einer der berüchtigsten früheren Kriegsherren in der Geschichte Afghanistans in die Hauptstadt Kabul zurückgekehrt. Gulbuddin Hekmatjars Rückkehr nach rund 20 Jahren im Exil ging ein Friedensvertrag mit der Regierung voraus.
Der Konvoi von Hekmatjar, mit dem er am Donnerstag in die afghanische Hauptstadt einfuhr, umfasste mehrere hundert Fahrzeuge, wie sein Sprecher Kariburrahman Said sagte.
Der 70-jährige Hekmatjar kehrt nach rund 20 Jahren des Exils und einem im Herbst unterzeichneten Friedensvertrag mit der afghanischen Regierung nach Kabul zurück. Er wollte nach seiner Ankunft mit Präsident Aschraf Ghani zusammentreffen. Für Freitag sei eine Ansprache im grossen Ghasi-Stadion geplant, sagte Said.
Der Hauptstadt stehen emotionale Tage bevor. Hekmatjar, ein islamistischer Hardliner, gilt vielen als Kriegsverbrecher. In den 1980er Jahren war er zunächst der von Saudi-Arabien und den USA bestfinanzierte Anführer der Mudschaheddin im Widerstand gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan.
Aber im folgenden Bürgerkrieg zwischen Mudschaheddin-Fraktionen um die Herrschaft in Kabul beschoss er die Stadt wochenlang mit Raketen. Tausende starben.
Später waren Hekmatjar und seine Partei Hisb-e Islami zeitweise eine der brutalsten Widerstandsgruppen gegen die neue afghanische Regierung und die internationalen Truppen im Land. Die Hoffnung ist, dass ein Frieden mit Hekmatjar auch den radikalislamischen Taliban zeigt, dass Frieden möglich ist.
In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit knapp zwei Jahrzehnten in der ostafghanischen Provinz Laghman hatte Hekmatjar am Samstag den Kampf der Taliban sinnlos und unrechtmässig genannt. (sda/dpa)