Britische Zentralbank erhöht Leitzins erstmals seit zehn Jahren

Britische Zentralbank erhöht Leitzins erstmals seit zehn Jahren

02.11.2017, 14:12

Die britische Notenbank hat die erste Zinserhöhung seit zehn Jahren gewagt. Die Bank of England (BoE) teilte am Donnerstag mit, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geldinstitute um einen Viertelpunkt auf 0.5 Prozent anzuheben.

Auslöser für die Zinswende ist die steigende Teuerung. Die Konsumentenpreise in Grossbritannien steigen seit der Ankündigung des EU-Austritts von Grossbritannien. Im September hatte die Inflationsrate mit 3.0 Prozent ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht.

Es ist die erste Zinserhöhung in Grossbritannien seit 2007, bevor die weltweite Finanzkrise begann. Wie andere Zentralbanken auch senkte die Bank of England den Leitzins seitdem auf ein historisches Tief ab.

Tiefzinspunkt nach Brexit

Die BoE hatte den Leitzins im August 2016 nach dem Brexit-Schock auf das historisch niedrige Niveau von 0.25 Prozent gesenkt. Seit dem EU-Austrittsvotum vom Juni 2016 hat das Pfund deutlich abgewertet, was Importe verteuert und so die Preise anheizte.

Mit drei Prozent liegt die Teuerung nun weit über der Zielmarke der BoE. Eine straffere Geldpolitik stärkt tendenziell die Währung und dämpft den Preisauftrieb.

Die einst vor Kraft strotzende Wirtschaft Grossbritanniens legte zuletzt nur noch relativ schwach zu. Manche Experten sehen den Schritt der Notenbank daher mit Skepsis.

«Gewagtes Manöver»

«In solch einem Umfeld die Zinsen anzuheben, ist ein gewagtes Manöver. Die Gefahr ist nicht unerheblich, dass der Schuss nach hinten losgeht», sagte Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Viele Fachleute erwarten, dass die Notenbank nun vorerst still hält und bis Mitte 2019 auf weitere Erhöhungen verzichtet. Bis dahin sollen auch die stockenden Brexit-Verhandlungen über die Bühne gegangen sein. Als Austrittsdatum steht der 29. März 2019 fest.

Im Markt wurde mehrheitlich mit dem Schritt gerechnet, weil die Zentralbank bereits starke Hinweise darauf gegeben hatte. Die Londoner Börse weitete nach der BoE-Entscheidung ihre Gewinne aus. Und die Anleger strichen beim Pfund Sterling Gewinne ein. Die britische Währung rutschte auf 1.3125 Dollar, nachdem sie zuvor um 1.32 Dollar gependelt war.

Keine Wende für Amerikaner

Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed ihren Leitzins unverändert gelassen. Am Donnerstag wurde in Washington zudem die Verkündung eines neuen Fed-Chefs durch Präsident Donald Trump erwartet. (sda/afp/dpa/reuters)

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