Der Peugeot 3008 ist seit dem Verkaufsstart unangefochtener Bestseller, vor allem mit der zweiten Generation von 2016, und zeigt sich uns nun in der dritten Generation. Während sich die Linie kontinuierlich weiterentwickelt und ihr Fastback-Profil hervorhebt, vollziehen sich die tiefer greifenden Veränderungen unter ihrem Gewand, angefangen bei einer neuen Plattform, dem rein elektrischen Antrieb dieses Modells.
Ist das ausreichend in einer Kategorie, wo es um den technischen Wettlauf geht, und mit einer Kampfansage an Renault, das seinen Scenic sowohl auf SUV-Silhouette als auch auf Elektroantrieb umgerüstet hat?
Bisher konnte der Peugeot e-3008 stets alle Geschmäcker abholen, nun setzt er auf grosse Zahlen: eine riesige 98-kWh-Batterie für bis zu 680 km Reichweite, 320 PS maximale Leistung und Allradantrieb – in der Version, die wir in den nächsten Monaten erwarten dürfen. Während der Wartezeit müssen wir uns mit einer Batterie mit 73 kWh Nutzkapazität, 210 PS/354 Nm und einfachem Antrieb begnügen.
Der Peugeot 3008 nutzt als Erster die neue Plattform «STLA Medium» der Stellantis-Gruppe. Sie greift bestimmte Konzepte der Plattform EMP2 (Peugeot 308 und 3008 II, DS 4 usw.) auf und soll weltweit auf alle Marken der Gruppe übertragen werden. Dafür kommt sie mit einem stolzen Gewicht daher: Unser e-3008 bringt zwischen 2,2 und 2,3 Tonnen Leergewicht auf die Waage, davon 520 kg nur für die Batterie.
Was den Verbrauch betrifft, so wird uns beim Start bei einem Ladestand von 100 % eine Reichweite von 525 km angezeigt. Ein vielversprechender Anfang, wobei man hier wie immer je nach Strecke und Fahrstil differenzieren muss. Insgesamt ergab unser Test einen Gesamtdurchschnittsverbrauch von 17,8 kWh/100 km, wobei wir auch mit der Energierückgewinnung herumprobiert haben. Es lässt sich somit eine Reichweite von 410 km im Alltag und im Fahrmodus «Normal» erwarten.
Wäre man ausschliesslich auf der Autobahn unterwegs, würde sich die Reichweite auf etwa 300 km verringern (23 kWh/100 km bei 120 km/h). Schon bei einer Reduktion der Geschwindigkeit auf 110 km/h würde der Verbrauch aber auf 19,4 kWh/100 km sinken und damit 376 km Reichweite bescheren. Kleiner Unterschied bei der Planung der Reiseroute für die Ferien.
Als effizient erweist sich hingegen der «Eco»-Modus, der die Leistung auf 170 PS drosselt und unter anderem die Klimaanlage in ihrer Leistung einschränkt. Auch wenn wir mit den drei Stufen der Rekuperationsbremse mittels Schaltwippen spielen, erzielen wir auf unserer Standardroute von 140 km erstaunliche 12 kWh/100 km bzw. 608 km Reichweite. Eine schöne Performance, die allerdings mit Abstrichen beim Fahrvergnügen und bei der Temperaturregulierung einhergeht.
Was das Laden angeht, so haben wir trotz der angekündigten 160 kW an maximaler Leistung nur selten die 100 kW für ein paar Minuten überschritten, bevor wir wieder auf die 50 kW heruntergefahren sind. Allerdings ist beim e-3008 keine Vorkonditionierung der Batterie möglich, und der gewünschte Ladestand bei Gleichstrom kann auch nicht eingestellt werden.
Wenn die 210 PS und 2,4 Tonnen Gewicht voll ausgeschöpft werden, ist das Gewicht-Leistungs-Verhältnis nicht mehr besonders prickelnd. Es gleicht mehr dem bei einem Jeep Avenger. Aber am verwirrendsten ist die Entfaltung des Drehmoments: linear und zaghaft. Während der e-308 wie eine Rakete nach vorne prescht, wenn man das Gaspedal voll durchtritt, zeigt sich der e-3008 eher reaktionslahm, fast träge. Abgesehen von der Masse, ist es eindeutig eine Sache der Einstellung. 8,8 s benötigt der e-3008 angeblich von 0 auf 100 km/h, fast eine Sekunde mehr als der Renault Scenic.
Das Leistungsniveau des e-3008 entspricht jedoch seiner Bestimmung als Familienfahrzeug. Auf der Autobahn fädelt er sich tadellos in den Verkehr ein, aber man würde sich etwas mehr Saft für entspannte Überholvorgänge auf Nebenstrassen erhoffen.
Sowohl in der Stadt als auch auf Schnellstrassen erweist sich der e-3008 mit seiner guten Geräuschdämmung als komfortabel. Die starke Dämpfung hält die Karosserie immer gut beieinander. Aber eine lebhaftere Fahrweise offenbart sehr schnell die Auswirkungen der grossen Masse des Fahrzeugs, wobei die Beweglichkeit trotzdem erhalten bleibt.
Ein näherer Blick auf den Innenraum lohnt sich. Das Konzept des «i-Cockpits» (kleines Lenkrad und erhöhtes Armaturenbrett) geht mit einem gekrümmten, schwebenden 21-Zoll-Display über bestehende Grenzen hinaus.
Obwohl ein paar grosse Kunststoffteile das Bild trüben, ist es hochwertig und originell. Die Gesamtergonomie ist ziemlich gut durchdacht, die Schnelltasten auf dem Nebenbildschirm erleichtern den Zugriff auf die Menüs – auch wenn eine eigene Bedieneinheit für die Klimaanlage noch idealer wäre. Der e-3008 verfügt über einen Routenplaner mit Aufladung und bleibt auch hinsichtlich der technologischen Ausstattung seiner On-Board-Systeme auf gleicher Ebene mit seinen Konkurrenten. Aber das Wichtigste ist vorhanden.
Während sich Fahrer:in und Beifahrer:in vorne wohlfühlen können, sieht es auf der Rückbank ganz anders aus. Das Raumangebot des e-3008 ist mit dem eines Kleinwagens vergleichbar. Mehr nicht. Der Sitz in der Mitte wird durch die Verlängerung der vorderen Mittelkonsole sogar teilweise beeinträchtigt.
Mit 520 bis 1480 Litern kann das Kofferraumvolumen im Mittelfeld der Kategorie eingeordnet werden. Ein bisschen mehr Modularität wäre wünschenswert gewesen, vor allem ein separater Stauraum für Kabel.
Der ab 50 500.– Franken (Allure-Ausführung) bzw. 55 300.– Franken (GT-Ausführung) angebotene e-3008 lässt seine Leistungen teuer bezahlen, die der Konkurrenz zwar etwas hinterherhinken, aber ansonsten durchaus mithalten können. Das erklärt auch den zweiten Platz beim Preis des Autos des Jahres 2024, mit einem grossen Abstand von 111 Punkten gegenüber dem Renault Scenic. Die Version mit 320 PS sollte diesen Fehltritt korrigieren, aber zu welchem Preis?
Also warum ich jetzt genau dieses Auto haben muss bleibt mir ein Rätsel...
Der grössere Akku beim Topmodell, Mehr Knöpfe, aber sonst sehe ich nichts.
Vorkonditionierung des Akkus nicht möchlich, SOC kann bei DC nicht eingestellt werden? Ist das ein Witz?