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Bringt diese Erfindung den endgültigen Durchbruch für Elektroautos?

Zum Aufladen bitte bücken: Die sogenannten Ladebordsteine sind serienreif.
Zum Aufladen bitte bücken: Die sogenannten Ladebordsteine sind serienreif.bild: Rheinmetall

Bringt diese Erfindung den endgültigen Durchbruch für Elektroautos?

In vielen Städten fehlt der Platz für E-Auto-Ladestationen am Strassenrand, doch ein neuer Ladebordstein könnte Abhilfe schaffen. Nach erfolgreicher Pilotphase in Deutschland ist er nun serienreif.
19.05.2025, 19:4519.05.2025, 22:12
Christopher Clausen / t-online
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t-online

In vielen Städten ist es das gleiche Bild: Der Platz für E-Mobilität fehlt – für Ladesäulen, für Stellplätze, für neue Technik. Doch genau dort, wo bisher keine öffentliche Lademöglichkeit installiert werden konnte, könnte nun eine unauffällige Lösung helfen: der Ladebordstein.

Nach einer einjährigen Pilotphase in Köln-Lindenthal ist das System von Rheinmetall jetzt serienreif. Die vier Ladepunkte, eingebettet direkt in die Bordsteinkante, haben in dieser Zeit über 2'800 Ladevorgänge ermöglicht. Auch bei Regen, Schnee und Frost war das System mit über 99 Prozent Verfügbarkeit zuverlässig. Die Nutzer gaben dem System im Schnitt 4,38 von fünf möglichen Punkten – und lobten besonders die einfache Bedienung und die Integration in den Stadtraum.

E-Autos sollen sich direkt am Strassenrand laden lassen, ohne lange Kabel, die als Stolperfallen gefährlich werden könnten.
E-Autos sollen sich direkt am Strassenrand laden lassen, ohne lange Kabel, die als Stolperfallen gefährlich werden könnten.bild: Rheinmetall

Wie funktioniert der Ladebordstein?

Die Technik verbirgt sich nahezu vollständig im Boden. Wer laden will, parkt das E-Auto am Strassenrand, öffnet die integrierte Klappe im Bordstein und verbindet das Fahrzeug mit dem Ladekabel. Aktiviert wird die Station per RFID-Karte oder App – ganz wie bei konventionellen Säulen.

Geladen wird mit Wechselstrom bis zu einer Leistung von 22 kW. Die Elektronik ist modular aufgebaut und kann bei Wartung oder Defekten innerhalb weniger Minuten ausgetauscht werden – ohne schweres Gerät oder lange Ausfallzeiten.

Was sind die Vorteile?

Das Konzept richtet sich an Orte mit wenig Platz, baulichen Einschränkungen oder erhöhtem Schutzbedarf für das Stadtbild. Weil der Ladebordstein keine Säule benötigt, bleibt der Gehweg frei. Auch auf Poller oder andere Schutzvorrichtungen kann verzichtet werden.

Laden am Strassenrand in London. Diese Lösung braucht viel Platz und stört Fussgänger.
Laden am Strassenrand in London. Diese Lösung braucht viel Platz und stört Fussgänger.Bild: Shutterstock

Damit eignet sich das System besonders für dichte Wohngebiete mit Mehrfamilienhäusern oder für Strassen mit denkmalgeschützten Fassaden. Ein integriertes Heizmodul verhindert, dass Schnee und Eis im Winter die Technik blockieren.

Die Installation erfolgt mit vergleichsweise geringem Aufwand. Die Ladebordsteine lassen sich mit kleinen Maschinen einsetzen. Perspektivisch ist auch der Einbau sogenannter «Hohlbordsteine» möglich – diese können später mit Elektronikmodulen nachgerüstet werden.

Wo kommt das System an seine Grenzen?

Trotz der kompakten Lösung ist der Ladebordstein keine Universallösung. Die Module müssen sehr robust gestaltet sein. Auch der Anschluss an die Stromversorgung kann eine Herausforderung sein. Der Bordstein liefert zudem ausschliesslich Wechselstrom, Gleichstromladen mit höheren Leistungen ist nicht vorgesehen.

Was bedeutet das für die Ladeinfrastruktur?

Mit dem Abschluss des Pilotprojekts kann der Ladebordstein nun vorerst in Deutschland offiziell bestellt und eingebaut werden – etwa von Ladepunktanbietern, Stadtwerken oder in kommunalen Infrastrukturprojekten. Laut Hersteller sind die Kosten für den Einbau im vierstelligen Bereich angesiedelt, abhängig vom Standort und Umfang der Baumassnahmen.

Das System lässt sich an Arbeitsplätzen, auf Geschäftsparkplätzen oder perspektivisch auch im privaten Bereich einsetzen.

Neben dem Laden am Strassenrand soll das System auch für das Laden auf Firmenparkplätzen geeignet sein.
Neben dem Laden am Strassenrand soll das System auch für das Laden auf Firmenparkplätzen geeignet sein.bild: Rheinmetall
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FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Ladebordstein

Wer darf am Ladebordstein laden? Alle E-Auto-Fahrer mit entsprechender Lade-App oder RFID-Karte. Die Nutzung erfolgt wie bei anderen öffentlichen Ladesäulen.

Was passiert bei einem Defekt? Die Elektronikeinheit kann einzeln getauscht werden – das dauert laut Hersteller nur wenige Minuten.

Wie sichtbar ist der Ladebordstein? Im Testzeitraum war die schlechte Sichtbarkeit noch ein Kritikpunkt. Für den Regelbetrieb sind farbliche Markierungen und eine Einbindung in Navigations-Apps vorgesehen.

Gibt es Einschränkungen im Winter? Eine integrierte Heizung sorgt auch bei Eis und Schnee dafür, dass alles funktioniert.

Ist das System eichrechtskonform? Ja, nach der Testphase wurden die Bordsteine entsprechend angepasst.

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Die beliebtesten Kommentare
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Easyjoe
19.05.2025 19:59registriert Dezember 2021
Für die Begriffstutzigen: der Durchbruch lässt solange auf sich warten bis Mieter - also die Mehrheit im Land - zuhause zu vernünftigen Konditionen laden können. Was nützt mir eine Ladetrottoirkante? Dort wo die Verkehrsdichte eine solche Investition rechtfertigen würde, also in Zentren, sollte man Autoverkehr vermeiden - auch elektrischen.
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Home alone
19.05.2025 19:50registriert April 2020
Ja klar super Idee bei der ständigen Reduzierung von Parklplätzen in den Städten …
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Pontifax
19.05.2025 20:23registriert Mai 2021
Es wird sicher wieder ein paar Intelligenzpflöcke geben, welche das sabotieren und sich als Helden fühlen. Das ganze von Anfang an am besten mit Kameras überwachen.
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