Airbnb prescht ins Geschäft mit Dienstleistungen und Erlebnisausflügen vor. So wird man sich über die App etwa Masseure, Haar-Stylisten sowie professionelle Köche oder Catering buchen können.
Bei den Erlebnissen geht es zum Beispiel um Museumsbesuche, Reitausflüge oder Kochkurse. «Hotels haben etwas, was wir nicht haben: Dienstleistungen», sagte Airbnb-Chef Brian Chesky. Dieses Manko wolle Airbnb jetzt ausgleichen.
Das Angebot startet zunächst in 260 Städten mit zehn Kategorien. Dazu gehören unter anderem auch Angebote von Privatköchen und Fotografen.
In der Schweiz ist das zusätzliche Angebot allerdings noch mehr als dürftig, wie erste Versuche von watson zeigen.
Es könnte ein radikaler Wandel für eine App sein, die man üblicherweise nur ein oder einige wenige Male im Jahr nutzt. Denn die Dienstleistungen und Erlebnisse sind nicht an Reisen gebunden, wie Airbnb-Chef Brian Chesky und Mitgründer Nate Blecharczyk betonen.
Die Vision sei, dass Leute darauf auch zurückgreifen könnten, wann immer sie etwa einen Fotografen oder eine Massage oder frisch gelegte Haare zu Hause in Anspruch nehmen wollen.
Selbst auf Reisen könnten Dienstleistungen potenziell ein grösseres Geschäft als Übernachtungen sein, zeigt sich Blecharczyk überzeugt. Denn typischerweise kämen auf jeden Dollar, den man dabei für die Unterkunft ausgebe, drei weitere etwa für Essen, Einkäufe und Ausflüge hinzu. Airbnb werde vielleicht selbst überrascht sein, wie gross das Geschäft am Ende sein könne – insbesondere wenn man zusätzlich zu den Reisen innovative Dienstleistungen am Wohnort der User angehe.
Könnte Airbnb mit der Zeit also auch zur Plattform werden, über die man seinen lokalen Handwerker bucht? Die Anbieter der Unterkünfte bei Airbnb bräuchten schon jetzt Dienste von Reinigungskräften oder Klempnern, gibt Blecharczyk zu bedenken.
Die ersten zehn Dienstleistungs-Kategorien wurden laut Airbnb auf Basis von Umfragen unter bisherigen Nutzerinnen und Nutzern ausgewählt.
Das Angebot solle mit der Zeit auf mehr Arten von Dienstleistungen ausgeweitet werden.
Noch ist das Angebot sehr dürftig. Zum Tessin und Wallis finde sich vereinzelte Angebote, hingegen gibt es für die meisten Schweizer Tourismus-Regionen und Städte, darunter Bern, Basel, Graubünden und St.Gallen noch überhaupt keine solchen Dienstleistungen.
Für den Grossraum Zürich zeigt die Airbnb-App lediglich zwei kommerzielle Anbieter für private Fotoshootings und für Fitnesskurse an. Am vergleichsweise grössten ist das Dienstleistungs-Angebot, das über die App gebucht werden kann, derzeit in der Genfersee-Region.
Bei den buchbaren Erlebnissen, respektive «Entdeckungen», wie es Airbnb nennt, ist das Angebot bereits umfangreicher. So können zum Beispiel Tessin-Reisende Velotouren buchen. Unfreiwillig komisch ist hingegen das Angebot bei Schaffhausen-Aufenthalten. Da wird vorgeschlagen, die Stadt Zürich zu entdecken ...
Die Idee bei den Erlebnissen sei, die Stadt mit den Leuten zu erleben, die sie am besten kennen, sagte Chesky. Mit anderen Leuten, die daran teilnehmen, soll man über die App vor und nach dem Termin in Kontakt bleiben können. Dort können die User dann etwa Fotos und Videos untereinander austauschen.
Unerwünschte Interaktionen können per Knopfdruck gemeldet werden – wie bereits bisher bei der Kommunikation zwischen Anbietern von Unterkünften und deren Kundschaft. Airbnb setzt zudem maschinelles Lernen, also KI, ein, um Probleme zu erkennen.
Unter dem Namen Airbnb Originals sollen Erlebnisse mit den «interessantesten Leuten der Welt» angeboten werden, sagte Chesky. Als Beispiele nannte der Airbnb-Chef einen Sonntag mit NFL-Star Patrick Mahomes, Zeit mit Sängerin Sabrina Carpenter oder eine Besichtigung der Kathedrale Notre-Dame in Paris mit einer Architektin, die an ihrem Wiederaufbau beteiligt war.
Die Anbieter von Dienstleistungen und Erlebnissen müssten sich bewerben, Airbnb wähle sie dann auf Basis von Kriterien wie Erfahrung und User-Bewertungen auf ihrem Spezialgebiet aus, sagte Blecharczyk.
Airbnb nimmt von den Anbietern eine Gebühr von 20 Prozent bei Erlebnissen und 15 Prozent bei Dienstleistungen. Mit dem Geld bezahlt das Unternehmen unter anderem die Transaktionskosten für Zahlungen, den Kundenservice und Versicherungen. Die externen Partner seien nicht exklusiv an die Plattform gebunden.
(dsc)