449 und 599 Franken möchte Oppo für seine neuen Smartphones Reno 10 und Reno 10 Pro haben. Das sind 50 und 150 Franken weniger als beim Vorgängermodell vom letzten Jahr. In Zeiten von Android-Klapp-Handys und iPhones, die teils in Sphären zwischen 1000 und 2000 Franken schweben, eine wohltuende Rückkehr zu vernünftigen Preisen. Dies insbesondere, wenn man sich vor Augen führt, dass man gegenüber weit teureren Modellen kaum nennenswerte Abstriche in Kauf nehmen muss.
Wir konnten das Reno 10 Pro vor der offiziellen Präsentation eine Woche ausprobieren. Das sind die ersten Eindrücke.
Optisch gleichen sich die beiden Reno-Phones wie ein Ei dem anderen. Sie sind identisch gross und technisch grösstenteils ebenbürtig: Einen guten Mittelklasse-Prozessor, grossen Akku, dazu ein hochwertiges Display und mit 256 GB ausreichend Speicher bieten beide.
Die 150 Franken Aufpreis von Reno 10 zu Reno 10 Pro berappt der Kunde primär für noch mehr Arbeitsspeicher (12 statt 8 GB), noch schnelleres Laden (80 statt 67 Watt) und eine noch minim bessere Kamera. Die restlichen technischen Daten sind gleich oder vergleichbar und das günstigere Modell punktet mit dem grösseren Akku (5000 statt 4600 mAh) und der heutzutage raren Möglichkeit den internen Speicher per Speicherkarte zu erweitern.
Das bei beiden Modellen an den Seiten abgerundete Display ist Geschmacksache. Unbestritten ist, dass die Geräte trotz grossem 6,7-Zoll-Display mit den abgerundeten Kanten angenehm in der Hand liegen, zumal sie mit 74 Millimetern nicht übertrieben breit und mit 185 Gramm relativ leicht sind. In Verbindung mit der aalglatten Rückseite schwingt aber auch stets das ungute Gefühl mit, dass das Gerät gleich aus der Hand flutschen könnte.
Der nicht mehr ganz taufrische Prozessor (Snapdragon 778G) gehört zur gehobenen Mittelklasse und erreicht ungefähr die Leistung des Samsung Galaxy S20 von 2020. Im Alltag läuft das Reno 10 Pro gefühlt ebenso flink wie 1000 Franken teure Smartphones. Nur unter Volllast, etwa beim Bearbeiten von Videos, nimmt es sich deutlich mehr Zeit als aktuelle Top-Geräte.
Das mehr als gute OLED-Display ermöglicht mit einer hohen Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz butterweiches Scrollen, einzig bei der maximalen Helligkeit kann es nicht ganz mit den allerbesten Displays mithalten. Dies kann temporär zum Problem werden, wenn man im direkten Sonnenlicht kaum mehr etwas erkennt. Davon abgesehen könnte ich in einem Blindtest keinen Unterschied zu Displays weit teurerer Geräte erkennen.
Gute Technik bietet auch die Konkurrenz. Oppo hebt daher die Qualität der Kamera hervor, die in diesem Preissegment tatsächlich Überdurchschnittliches leistet und für Porträtaufnahmen optimiert wurde. Zusätzlich zur überzeugenden 50-MP-Hauptkamera (optisch stabilisiert) gibt es je eine separate Linse für Tele- und Ultraweitwinkel-Aufnahmen. Insbesondere der Zoom, beim Vorgängermodell noch mein Kritikpunkt, wurde sichtlich verbessert. Laut Datenblatt hat übrigens auch das günstigere Reno 10 dieselbe Telelinse für hübsche Porträts und gute Zoomaufnahmen.
Übrigens: Wer öfter filmt, sollte zum Pro-Modell greifen, da dem günstigeren Reno 10 die wichtige optische Bildstabilisierung für wackelfreie Videos fehlt.
Der 4,600 mAh grosse Akku hält bei mir knapp zwei Tage durch. Oppo-typisch schlägt die Ladegeschwindigkeit Apple und Samsung um Längen. Das Reno 10 Pro ist nach knapp 30 Minuten vollständig geladen, das Reno 10 nach gut 45 Minuten. Möglich macht dies Oppos eigene Schnellladetechnologie, die mit bis zu 80 Watt lädt. Anders als bei vielen Mitbewerbern liegt das Schnellladegerät bei. Verzichten muss man jedoch auf kabelloses Laden.
Oppo verspricht, dass der Akku dank des eigenen Batteriemanagementsystems nach 1600 vollständigen Ladezyklen noch mindestens 80 Prozent seiner Kapazität aufweist. Anders gesagt: Wird das Handy täglich von 0 auf 100 Prozent geladen, soll der Akku nach vier Jahren noch mindestens 80 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität haben. Zum Vergleich: Früher hatten Smartphones anders als Elektroautos kein Batteriemanagementsystem, was die Akkus vorzeitig altern liess. Das heisst, sie hatten nach nur rund 500 Ladezyklen oder knapp 1,5 Jahren oft nur noch 80 Prozent Restkapazität.
Optisch und technisch sind Oppos neue Mittelklasse-Smartphones auf den ersten Blick eine runde Sache – und mit 449 respektive 599 Franken für das Pro-Modell stimmt auch der Preis. Zum Vergleich: Gegenüber dem direkten Vorgängermodell Reno 8 Pro hat Oppo die unverbindliche Preisempfehlung um 150 Franken gesenkt. Das Reno 6 Pro war beim Verkaufsstart sogar 200 Franken teurer.
Sinkende Preise in Zeiten galoppierender Inflation müssen wohl als Eingeständnis interpretiert werden, dass Oppo gegen die in der Schweiz übermächtige Konkurrenz – Apple und Samsung – nur mit günstigeren Preisen punkten kann.
Bleibt abschliessend zu sagen: Oppo macht bei seinen jüngsten Smartphones vieles richtig. Enttäuschend ist hingegen, dass beide neuen Reno-Modelle nach wie vor nur drei Jahre Software-Support erhalten. Oppo hält somit an der fragwürdigen Praxis fest, lediglich seinen teureren Top-Modellen vier Generationen Android-Updates und fünf Jahre Sicherheits-Updates zu spendieren. Folglich erhalten Reno-Käufer nach drei Jahren nur noch Funktions- und Sicherheits-Updates von Android-Entwickler Google und anderen App-Entwicklern über den Play Store – dies immerhin für viele weitere Jahre.
Apple und Samsung haben somit bezüglich Updates weiterhin klar die Nase vorn; gleiches gilt für den Nischenhersteller Fairphone.
Das Reno 10 Pro kommt Ende Juli in den Farben Glossy Purple und Silvery Grey in den Handel. Das Reno 10 gibt's in Ice Blue und Silvery Grey.
Wie in früheren Jahren ist das günstigere Modell für alle, die einfach nur ein gutes Mittelklasse-Smartphone suchen, mehr als ausreichend.