Auf der Suche nach einem bezahlbaren Top-Smartphone? Wir haben da einen Geheimtipp
«Könnt ihr auch mal über eine andere Marke als Apple oder Samsung berichten?», enervierte sich neulich ein watson-User. Natürlich können wir. Zuletzt über das gelungene Google Pixel 7 und das erfrischend andere Nothing Phone.
Heute aber gebührt das Rampenlicht Oppos Reno 8 Pro.
Vom äusseren Eindruck her ist das Reno 8 Pro eines der interessanteren Smartphones der letzten Zeit und technisch liegt es in Tuchfühlung mit der Spitzenklasse. Insbesondere Akkulauf- und Ladezeit sind vortrefflich, wie ich in den letzten rund sechs Wochen erlebt habe. Mit rund 700 Franken (Stand November 2022) ist das Reno 8 Pro mehrere Hundert Franken günstiger als die teuersten Modelle von Apple, Samsung oder Oppo selbst, die nur wenig mehr bieten, aber mit weit über 1000 Franken für viele schlicht unerschwinglich sind.
Pro und Kontra Oppo Reno 8 Pro
Gute Akkulaufzeit, extrem kurze Ladezeit
Elegantes Design
Gute Haupt-Kamera, sehr gute Selfie-Kamera
Rückseite extrem rutschig
Update-Garantie nur 3 Jahre
Schwacher Zoom
Die Zielgruppe des Reno 8 Pro sind User, die auf zeitgemässe Technologie und einen einigermassen vernünftigen Preis gleichermassen Wert legen. Wer also ein elegantes Smartphone mit hochwertigem Display, langer Akkulaufzeit und guter Kamera sucht, das nicht gleich 1000 Franken kostet, darf nun gerne weiterlesen.
Vorab noch dies: Ich habe für diesen Testbericht von Oppo Schweiz das Pro-Modell und zum Vergleich das rund 250 Franken günstigere Reno 8 (ohne «Pro») erhalten. Letzteres ist eine technisch leicht abgespeckte Alternative ab rund 450 Franken. Wer es noch günstiger mag, findet mit dem Reno 8 Lite ein Einsteiger-Modell ab 300 Franken. Das ist für Otto Normalverbraucher ebenfalls vollkommen ausreichend, allerdings gibt es in dieser Preisklasse vermutlich bessere Smartphones.
Wie sieht's aus?
Lassen wir zunächst die Bilder sprechen.
Das Reno 8 Pro sieht hochwertig aus und es fühlt sich auch so an. Die Vorderseite besteht fast gänzlich aus dem 6,7 Zoll grossen OLED-Screen, der rundherum nur minimale Ränder hat. Das macht das Handy nicht besser, aber schick sieht es zweifellos aus. Fans grosser, hochwertiger Displays kommen voll auf ihre Kosten. Mit 183 Gramm ist es für seine Grösse vergleichsweise leicht.
Apropos Display: Das sehr reaktionsfreudige Full-HD-Display liefert kräftige Farben, einen guten Kontrast und ist auch im Sonnenlicht meist mühelos ablesbar.
In Verbindung mit der Rückseite aus Glas und dem kantigen Rahmen aus Aluminium kommt Premium-Feeling auf. Die extrem dünnen Display-Ränder haben aber den Nachteil, dass es (zumindest bei mir) gelegentlich zu ungewollten Eingaben auf dem Display kommen kann. Steve Jobs hätte vermutlich erwidert, ich würde das Handy «einfach falsch halten».😉
Das im wahrsten Sinne des Wortes hervorstechende Merkmal ist der markante Kamerabuckel, der nahtlos in die Rückseite übergeht.
Das auffällige, fast schon futuristische Design trifft gewiss nicht jeden Geschmack, aber immerhin traut sich Oppo was. Langweilige Handys gibt es zur Genüge. Der Haken daran? Gehen Rückseite oder Kamera kaputt, dürfte eine Reparatur aufwendig und kostspielig werden.
Leider ist die Rückseite extrem rutschig. Dank leicht abgeschrägten Rändern kann man es trotzdem gut halten, sofern man genügend grosse Hände hat. Für zierliche Hände ist das Reno 8 Pro definitiv zu breit, um es bequem in einer Hand halten zu können (das Reno 8 ist nur unwesentlich schmaler).
Was taugt der Akku?
Der 4500 Milliamperestunden starke Akku bringt einen locker durch den Tag, bei moderater Nutzung sind zwei Tage oder mehr möglich. Nach rund sechs Wochen täglicher Nutzung bin ich mit der Akkulaufzeit mehr als zufrieden.
Was das Reno 8 Pro (und das Reno 8) wirklich von der Konkurrenz abhebt, ist Oppos eigene Schnellladefunktion: Von 0 auf 50 Prozent geht es in elf Minuten. Nach 31 Minuten ist der Akku geladen und anders als bei den prominenteren Rivalen liegt das hierfür notwendige 80-Watt-Schnellladegerät bei.
Oppo verspricht nach 1600 Ladezyklen, respektive vier Jahren täglicher Nutzung, noch mindestens 80 Prozent Akkukapazität. Das soll u. a. durch ein Lademanagement erreicht werden, das den Akku tagsüber schnell, nachts aber langsam und schonend lädt, sodass der Akku erst gegen Morgen vollständig geladen ist (wie man es von neuen Elektroautos kennt).
Was kann die Kamera?
Die Kamera tut, was eine Handy-Kamera in einem Oberklasse-Gerät soll: Sie knipst bei Tageslicht und in typischen Innenraum-Situationen im Automatik-Modus meist sehr ansehnliche Fotos, egal ob Porträt- oder Landschaftsaufnahme. Die Bilder der Haupt- und Selfiekamera gefallen mit warmen, lebendigen Farben und vielen Details – dies auch bei eher schwierigen Lichtverhältnissen. Der Automatik-Modus verzichtet auf übertriebene Sättigung oder Unschärfe, sodass die Bilder fast immer natürlich wirken.
Ebenfalls wichtig: Die Kamera-App reagiert schnell und sie ist intuitiv bedienbar. Enttäuscht bin ich nur vom Zoom und Makromodus.
Impressionen der Bildqualität vermittelt die folgende Slideshow.
Beispielfotos mit dem Oppo Reno 8 Pro: Das kann die Kamera
Zusammengefasst bietet das Reno 8 Pro eine gute 50-MP-Haupt- und eine sehr gute 32-MP-Selfiekamera, eine solide 8-MP-Ultraweitwinkel-Linse und eine äusserst dürftige 2-Megapixel-Linse für Makroaufnahmen. Auf letztere hätte Oppo gerne zugunsten einer separaten Tele-Linse, die im Vorgängermodell noch vorhanden war, verzichten können. So aber bleibt der Zoom weit hinter den aktuell besten Smartphone-Kameras und auch früheren Oppo-Handys zurück.
Guter Zoom? Leider nein.
Das günstigere Reno 8 nutzt übrigens laut Datenblatt die gleiche Kamera-Technik, trotzdem gefallen mir Fotos und Videos des Pro-Modells meist etwas besser. Bei Tageslicht ist der Unterschied kaum der Rede wert. Je weniger Licht vorhanden ist, desto deutlicher gewinnt das teurere Modell.
Wie gut ist die Software?
Das Reno 8 Pro kommt mit Android 12 und Oppos eigener, leicht modifizierte Android-Benutzeroberfläche. Diese hat einen modernen, aufgeräumten Look und funktioniert grösstenteils wie mein persönliches Samsung-Smartphone, entsprechend leicht fällt der Umstieg.
Oppo hat seine Software in den letzten Jahren sichtlich poliert und im Alltag fehlt mir nichts. Alles läuft flüssig und stabil, aber ein altes Problem ist geblieben: Auf meine Frage, wie lange das Gerät von Oppo Updates erhalten wird, antwortet der Hersteller: «Das Reno 8 Pro erhält mindestens 2 grosse Android-Updates und 3 Jahre quartalsweise Sicherheitsupdates». Länger ist zwar möglich, aber eine Garantie gibt es nicht.
Nach drei Jahren erhält das 700 Franken teure Smartphone somit voraussichtlich nur noch App- und System-Updates über den Google Play Store und nicht mehr via Oppo. Es erhält danach zwar noch für mehrere Jahre neue Funktionen und Sicherheits-Updates für Browser, E-Mail und alle anderen Apps, aber eben keine weitere Android-Version. Beim Software-Support hinkt man somit der Konkurrenz weiterhin deutlich hinterher. Der direkte Rivale Samsung garantiert 4 Generationen Android- und 5 Jahre Sicherheits-Updates.
Ist es auch schnell?
Das Reno 8 Pro läuft schneller als Mujinga Kambundj im EM-Final und gegenüber teils weit teureren Smartphones muss man den Performance-Unterschied mit der Lupe suchen. Es stemmt mühelos neue, anspruchsvolle 3D-Games in hoher Grafikqualität und wird auch in mehreren Jahren für fast alles genügend Leistung haben. Schnell und zuverlässig arbeiten übrigens auch die Entsperrung per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck.
Davon abgesehen ist auch das rund 250 Franken günstigere Reno 8 mehr als flott unterwegs, sofern man auf das edlere Design und die etwas bessere Kamera des Pro-Modells verzichten kann.
Die wichtigsten Eckdaten:
- Display:
- 6,7 Zoll (OLED, bis 120 Hz)
- 2412 x 1080 Pixel - Speicher/RAM:
- 256 GB (nicht erweiterbar)
- 8 GB - Prozessor:
Mediatek Dimensity 8100-Max (Oberklasse) - Kamera:
- 50-MP-Hauptkamera
- 32-MP-Selfiekamera
- 8-MP-Ultraweitwinkel
- 2-MP-Makro - Akku:
- 4500 mAh (0 bis 100 % in gut 30 Minuten via USB-Typ-C) - Diverses:
- Fingerabdrucksensor unter Display
- Entsperrung mit Gesichtserkennung
- 5G, Wi-Fi 6, NFC - Masse/Gewicht:
- 161,2 x 74,2 x 7,34 mm
- 183 g - Farben:
- Glazed Black
- Glazed Green - Software: Android 12 / ColorOS 12.1 (Updates auf Android 13 und 14 garantiert, Sicherheits-Updates für drei Jahre, danach nur noch Updates via Google Play Store)
- Preis: ab 700 Franken (Stand November 2022)
Das Fazit
Das Reno 8 Pro ab rund 700 Franken ist mehrere Hundert Franken günstiger als die teuersten Smartphones auf dem Markt – inklusive Oppos Top-Modell Find X5 Pro, das meist deutlich über 1000 Franken kostet. Auf viel verzichten muss man deswegen nicht, abgesehen vom kabellosen Laden, der fehlenden eSIM-Unterstützung und Oppos viel zu kurzem Software-Support von lediglich drei Jahren (wie erwähnt gibt es danach nur noch Softwareaktualisierung über den Google Play Store).
Wissen sollte man, dass Zoom- und Ultraweitwinkel-Aufnahmen nicht ganz mit den besten Smartphones mithalten können; gleiches gilt für Videoaufnahmen. Diese sehen nur tagsüber wirklich gut aus. Dafür überzeugt beim Fotografieren die Hauptkamera und die Selfiekamera ist sogar hervorragend.
Ansonsten leistet sich das Gerät keinen groben Schnitzer. Leistung, Display und Akku sind dem Preis angemessen. Als nützlich im Alltag hat sich einmal mehr Oppos Schnellladefunktion herausgestellt.
Wer ein kleines, handliches Smartphone sucht, liegt hier natürlich falsch. Freunde grosser Displays, die Wert auf ein individuelles Design legen, sollten sich das Reno 8 Pro vor dem potenziellen Kauf in einem Laden anschauen. Meine Fotos werden ihm möglicherweise nicht ganz gerecht.