Gratis-Handy-Abo am Black Friday schlug ein wie eine Bombe, aber es gibt auch Kritik
«Am Black Friday purzeln die Handy-Abo-Preise – ein Abo schlägt alle», titelte watson am Dienstag vergangener Woche. Der Grund für die Schlagzeile war ein wohl einmaliges Black-Friday-Angebot des Schweizer Telekommunikations-Unternehmens Quickline. «Alle Mobile-Abos für zwei Jahre geschenkt!», warb das Unternehmen.
Tatsächlich waren Anfang vergangener Woche alle Handy-Abos für Neukunden gratis, einzig eine Aufschaltgebühr von 40 Franken musste bezahlt werden. Nach zwei Jahren fällt wieder der reguläre Abo-Preis an, welcher je nach gewähltem Abo monatlich 10 bis 70 Franken beträgt.
Telekom-Experte Oliver Zadori vom Vergleichsdienst Dschungelkompass schrieb: «Eine derart günstige Möglichkeit, ein Handy-Abo während zwei Jahren zu nutzen, habe ich in zwölf Jahren Tätigkeit für dschungelkompass.ch noch nicht gesehen.»
Das Angebot schlug ein: «Wir konnten rund 7000 Mobile-Abos an Neukunden und rund 3000 Abos an Bestandskunden verschenken», schreibt Quickline-Kommunikationschefin Iva Krüttli auf Anfrage von watson.
Telekom-Experte kritisiert Quickline
Preisvergleich-Experte Zadori ist inzwischen trotzdem verärgert. Der Grund: Das Telekom-Unternehmen hat das Gratis-Angebot bereits am Mittwoch, also zwei Tage vor dem eigentlichen Black Friday, auslaufen lassen und mit einem weniger attraktiven Angebot ersetzt. «Genervt hat mich vorwiegend, dass ich eine Auswertung mit den besten Handy-Abos zum Black Friday herausgeben habe, in der das preislich beste Angebot nach so kurzer Zeit gar nicht mehr erhältlich war. Alle anderen Angebote wurden nicht verkürzt, einige Firmen haben das ursprünglich kommunizierte Enddatum sogar verlängert. Wenn ich einen Vergleich veröffentliche, ist es mir wichtig, dass er auch korrekt ist.»
Normalerweise erhalte er von den Telekom-Anbietern zuverlässige Informationen zu Tarifänderungen oder Aktionsangeboten. «Dass ein im Voraus als Black-Week angekündigtes Angebot mit einer Laufzeit von acht Tagen nach weniger als drei eingestellt worden ist, überrascht mich daher sehr», sagt Zadori gegenüber watson.
Quickline bestätigt, dass das verlockende Angebot für Neukunden nur knapp drei Tage verfügbar war, konkret von Montagmorgen 8.30 Uhr bis Mittwoch 17 Uhr. Auf Nachfrage präzisiert das Unternehmen, dass Bestandskunden «bereits seit Anfang November» von den Gratis-Abos profitieren konnten.
Auf die Frage, wie ein virtuelles Produkt wie ein Abo vor dem Black Friday ausverkauft sein kann, antwortet die Firmensprecherin: «Das Angebot war als limitiertes Angebot deklariert. Wir wollten bestehenden und neuen Kunden im Rahmen unseres 30-jährigen Jubiläums ein spezielles Angebot unterbreiten. Die Maximalmenge war bereits nach einigen Tagen erreicht.»
Das sagt der Konsumentenschutz
André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft bei der Stiftung für Konsumentenschutz, schreibt auf Anfrage: «Die Bezeichnung ‹solange Vorrat› ist aus juristischer Sicht nicht zu beanstanden. Für die Kunden wäre es dennoch hilfreich gewesen, wenn Quickline von Anfang an die maximal mögliche Anzahl Abos genannt hätte.»
Ob es sich um ein Lockvogelangebot handelt, ist davon abhängig, wie wie viele Abos kostenlos vergeben wurden. Bei 7000 beziehungsweise 10'000 Abos von einem reinen Lockangebot zu sprechen, würde der Sache nicht gerecht werden.
Dennoch lässt sich sagen: Eine klare Ansage, bis wann ein Angebot gilt, ist konsumentenfreundlicher als ein unbestimmtes «solange Vorrat», zumal Mobile-Abos im Gegensatz zu physischen Produkten nicht plötzlich vergriffen sein können.
Für Zadori, der den Schweizer Telekom-Markt seit über zehn Jahren analysiert, bleibt letztendlich ein fader Beigeschmack. «Sie hätten ja ‹für die ersten 7000› hinschreiben können.»
Der Telekomverbund Quickline hat laut Eigenaussage rund 400'000 Kunden, vorwiegend im Mittelland und im Wallis. Seit 2022 versucht der Anbieter für TV, Internet, Festnetz und Mobilfunk in der ganzen Schweiz Fuss zu fassen. Der mutmassliche Plan, mit der Gratis-Handy-Abo-Aktion den Bekanntheitsgrad zu steigern, dürfte aufgegangen sein.
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