Das Online-Spiel «Fortnite» ist nach vier Jahren erstmals wieder auf iPhones verfügbar. Das gilt allerdings nur für die EU, wo ein neues Digitalgesetz Apple zwang, alternative App Stores zuzulassen.
Gemäss dem europäischen DMA-Gesetz (Digital Markets Act) wurde Apple in diesem Jahr zu einem der mächtigen Unternehmen erklärt, die ihre Plattformen wie das iPhone-Betriebssystem iOS öffnen müssen. Deshalb kann die «Fortnite»-Entwicklerfirma Epic Games in der EU erstmals einen eigenen App-Store für iOS anbieten mit zunächst drei populären Spielen: «Fortnite», «Rocket League Sideswipe» und «Fall Guys».
Wow: that the only way to play Fortnite on iOS is to be in the EU.
— Gergely Orosz (@GergelyOrosz) August 16, 2024
This begs the question: when you pay $1,000+ for a new high-end iPhone: why can you not play this (wildly popular game) in places like the US or Asia? Why can Apple ban it “just” for not using Apple’s payments? https://t.co/gmQCYRHI9d
Epic hat seinen neuen «Epic Games Store» auch für Android veröffentlicht und die Spiele werden in alternativen iOS-App-Stores wie AltStore PAL ebenfalls verfügbar sein. Für iOS gibt es bislang nur eine Handvoll kleiner App-Stores von Drittanbietern. Mit Epic könnte Apple erstmals gewichtige Konkurrenz erwachsen.
Epic kritisiert Apple zugleich, dass Nutzer 15 Schritte bräuchten, um den neuen App Store der Firma auf ihren Geräten zu installieren. Zugleich müssen App-Entwickler, die ihre Anwendungen und Spiele darüber vertreiben, weiterhin hohe Abgaben an den iPhone-Konzern zahlen.
Apple erschwert auch die Installation anderer App-Stores auf iOS und führte jüngst neue Gebühren ein, um mitzuverdienen, wenn Apps und Spiele über App-Stores von Dritten oder aus dem Web installiert werden.
Apple sieht das als fairen Ausgleich für den Wert, den die Plattform ihnen bringe. Epic kritisiert, dass es sich für Entwickler dadurch nicht lohne, andere Vertriebswege als Apples hauseigenen App Store zu nutzen. Die EU-Kommission muss noch entscheiden, ob sie Apples Umsetzung der DMA-Regeln und die neuen Gebühren akzeptiert.
Kleine App-Store-Rivalen wie AltStore PAL müssen ihre App-Stores wegen Apples Gebühren kostenpflichtig anbieten, was den Erfolg von Anfang an limitiert. Um den alternativen App-Vertrieb für iPhones in der EU dennoch anzufachen, hat Epic dem kleinen Anbieter AltStore PAL daher unter die Arme gegriffen: Durch einen nicht näher bezifferten Zuschuss von Epic ist die Installation von AltStore PAL neuerdings kostenlos, wie der Entwickler mitteilte. Epics «MegaGrant» ermögliche es, Apples umstrittene «Kerntechnikgebühr» zu begleichen und deshalb auf die bisherige Bezahlschranke zu verzichten.
«Alternative App-Läden in der EU müssen für jede einzelne Installation des Marktplatzes jeweils 50 Cent (pro Jahr) an Apple überweisen. Ein halbwegs populärer App-Laden, der 1 Million Downloads in der EU erzielt, muss dafür folglich 500'000 Euro pro Jahr an Apple überweisen», schreibt das deutsche Techportal heise.de.
Mit der Spende an AltStore PAL dürfte es Epic auch darum gehen, Apple zu ärgern und auf die umstrittenen Gebühren aufmerksam zu machen. Epic hofft, dass die Wettbewerbsbehörden in den USA und Grossbritannien dem Beispiel der EU folgen und ebenfalls alternative App-Stores auf iOS erzwingen.
I wonder how long it’ll take the US antitrust efforts to crack open the iPhone. I’d be pissed as a US person if I pay the same money as someone in the EU, but can do less with my fully paid for hardware, just because someone at Apple decided so. (I have a US iTunes account so… pic.twitter.com/Q6ARHH983J
— Peter Steinberger (@steipete) August 16, 2024
Epic-Gründer und -Chef Tim Sweeney sagte, er bereue es nicht, den Konflikt mit Apple losgetreten zu haben. «Uns ist vermutlich mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz dadurch entgangen, dass wir für vier Jahre den Zugang zur weltweiten iOS-Kundenbasis verloren haben», schätzte er. «Aber was ist der Preis von Freiheit?»
Einen eigenen App-Store wollte Sweeney schon lange auf den iPhones. Der Konflikt zwischen Epic und Apple begann im August 2020. Die Spielefirma versuchte, mit einem Trick den Abgaben von 15 oder 30 Prozent zu entgehen, die Apple auf Verkäufe in seinem App Store erhebt.
Epic schmuggelte dafür eine präparierte Version des Spiels an Apples Prüfern vorbei in den App Store. Danach wurde die Möglichkeit aktiviert, digitale Artikel in Umgehung von Apple zu kaufen.
Der iPhone-Konzern verbannte daraufhin «Fortnite» aus dem App Store. Epic klagte gegen Apples Gebührenmodell – US-Gerichte befanden jedoch den Rauswurf angesichts der Regelverletzung für rechtens.
Epics neuer App-Store ist nur in der EU verfügbar, andere Wettbewerbsbehörden prüfen aber ebenfalls, ob Apple sein Betriebssystem für Rivalen öffnen muss.
Yep. Apple blocked an earlier version of the Epic Games Store because it had a “Get” button to get apps. They forced us to change it to a different word (we chose “Install”). Apple’s App Store uses the word “Get”. Apple needs to get out of the way of users and developers. https://t.co/Bhj78ADbId
— Tim Sweeney (@TimSweeneyEpic) August 18, 2024
(sda/awp/dpa/oli)