Nach monatelangen Massenprotesten in Hongkong hat sich Chinas Präsident Xi Jinping demonstrativ hinter die Führung der chinesischen Sonderverwaltungszone gestellt.
Die Pekinger Zentralregierung habe grosses Vertrauen in Regierungschefin Carrie Lam und ihr Team, sagte Xi laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Montag nach einem Treffen mit Lam. Ihre Regierung habe hart dafür gearbeitet, die Lage in Hongkong unter Kontrolle zu bekommen und die Stimmung in der Bevölkerung zu verbessern.
Oberste Priorität habe weiterhin, das Chaos in Hongkong zu beenden, nach geltendem Recht gegen Gewalt vorzugehen sowie für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er hoffe, dass die Bürger Hongkongs das Gesetz und das Prinzip «Ein Land, zwei Systeme» achteten, so Xi.
Derweil forderten mehrere chinesische Staatsmedien nach neuen Protesten eine «härtere Linie» in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Hongkonger Strafverfolgungsbehörden müssten «die Meute so schnell wie möglich zur Rechenschaft ziehen». Dies schrieb etwa die Staatszeitung «Global Times» am Montag. Demonstranten hatten am Wochenende ein Büro der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua beschädigt, was diese als «barbarischen Akt» bezeichnete.
Eine «härtere Linie zur Wiederherstellung der Ordnung» müsse die Antwort auf die «sich verstärkende Gewalt in Hongkong» sein, schrieb die englischsprachige Zeitung «China Daily». Sie warf «westlichen Medien» vor, «Nachsicht» mit der Protestbewegung in Hongkong zu üben.
Weder die «China Daily» noch die «Global Times» erwähnten die blutige Attacke eines bewaffneten Angreifers am Sonntag, bei dem mindestens fünf Menschen verletzt wurden. Laut Augenzeugen sprach der Angreifer Mandarin - die mehrheitlich in Festland-China gesprochene Sprache - und rief pro-chinesische Parolen, bevor er auf die Menschen losging. Dem Lokalpolitiker Andrew Chiu biss der Angreifer ein Teil des Ohrs ab.
Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit rund fünf Monaten von teils gewaltsamen Protesten erschüttert. Die Demonstrationen hatten sich anfänglich gegen ein geplantes Gesetz gerichtet, das Auslieferungen von Verdächtigen an Festland-China ermöglichen sollte. Mittlerweile richten sie sich generell gegen die pekingtreue Führung in Hongkong und die Einschränkung demokratischer Freiheiten. (sda/reu/afp)