Die Zahlen machen schwindlig. Beim Gipfel zu Künstlicher Intelligenz in Paris ging es am Montag und Dienstag um dreistellige Milliardensummen. US-Präsident Donald Trump will 500 Milliarden Dollar in sein Projekt Stargate pumpen, um sein Land mit riesigen Rechenzentren zu überziehen.
Der neuste Hype um die KI bringt die gesamte Informatikbranche in Aufwallung. Am Dienstag bot Trumps «Effizienzminister» Elon Musk fast 100 Milliarden Dollar für OpenAI, Schöpferin von ChatGPT. Nachdem der politisch aktive Südafrikaner schon das Internetforum X gekauft hatte, wäre die Übernahme von ChatGPT ein noch grösserer Schritt zur Kontrolle der heutigen Weltmedien.
Musk macht das Angebot von 97,4 Milliarden Dollar mit einem Konsortium aus privaten Investoren. Dank seinem eigenen Vermögen von rund 400 Milliarden Dollar würde ihm die Finanzierung leicht fallen. Das Problem ist eher: OpenAI steht nicht zum Verkauf. Konzernchef Sam Altman lehnte Musks Angebot am Dienstag bei dem Pariser KI-Treffen mit bissiger Ironie ab. «Nein danke», schrieb er an seine Adresse. «Aber wir kaufen gerne X für 9,74 Milliarden Dollar, wenn du willst.»
Musk und Altman sind sich in herzlicher Abneigung verbunden, seitdem Ersterer 2018 aus dem Vorstand von OpenAI ausgestiegen ist. Musks Erfolgschancen gelten als gering. Aber er meint es ernst. Und OpenAI steht derzeit im Umbruch: Das Non-profit-Unternehmen soll sich teilweise in einen kommerziellen Betrieb verwandeln. Partner wie der japanische Technologiekonzern Softbank dürften bis zu 40 Milliarden Dollar einschiessen. Sie beteiligen sich neben OpenAI auch an Trumps Stargate-Projekt. Das schwächt Musks Position; denn das Gerangel um OpenAI könnte auch das Stargate-Vorhaben bremsen, was gar nicht im Sinne Trumps wäre.
Das Powergame um OpenAI war am Dienstag das erste Gesprächsthema im Pariser Grand Palais, wo sich Tech-Konzernchefs, Forscher und eine Reihe von Staats- und Regierungschefs einfanden. Hauptgast des französischen Präsidenten Emmanuel Macron war US-Vizepräsident JD Vance, der Macron zum Mittagessen traf.
Bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach er sich für einen möglichst freien Umgang mit KI aus. «Massive» Regulierung sei schädlich und führe zu einer «autoritären Zensur», meinte der republikanische Ex-Senator an die Adresse der Europäer.
Die USA und Grossbritannien verweigerten deshalb die Unterschrift unter die Schlusserklärung des KI-Gipfels. Darin einigen sich die Teilnehmerstaaten auf einen «transparenten» und «ethischen» Umgang mit KI.
JD Vance wird sich in der zweiten Wochenhälfte an der Münchner Sicherheitskonferenz auch mit dem Krieg in der Ukraine befassen. Trump hat allerdings die Weichen bereits gestellt. In einem Interview schloss er nicht aus, dass die Ukraine «eines Tages russisch werden» könnte. Allein schon die Erwähnung einer solchen Möglichkeit ist ein Indiz für den Kurswechsel der neuen US-Regierung.
Vance darf ihn dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski bei ihrem geplanten Treffen in München erklären. Richtig zur Sache gehen wird es aber erst ab dem 20. Februar, wenn Trumps neuer Gesandter für die Ukraine und Russland, Keith Kellogg, Kiew aufsuchen wird. (aargauerzeitung.ch)