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Elon Musk: Warum die Tesla-Verkäufe überall einbrechen

Wenn Elon die aktuellen Tesla-Verkaufszahlen sieht …
Wenn Elon die aktuellen Tesla-Verkaufszahlen sieht …bild: electrek

Darum stürzen die Tesla-Verkäufe ab

Teslas Verkaufszahlen brechen ein. In der Schweiz, in Europa, in Australien. Schlägt der Musk-Effekt nun voll durch?
08.02.2025, 19:4209.02.2025, 13:12
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Nur noch 240 Teslas kamen hierzulande im Januar auf die Strassen. 27 Prozent weniger als im Januar vor einem Jahr. In anderen europäischen Ländern fällt der Absturz noch weit deutlicher aus: In Spanien sind die Tesla-Verkäufe um 75 Prozent eingebrochen, in Frankreich um 63 Prozent und in Deutschland resultiert ein Minus von 60 Prozent gegenüber Januar 2024. Gleichzeitig legte der gesamte deutsche E-Auto-Markt um über 50 Prozent gegenüber Januar 2024 zu. Es werden also mehr E-Autos gekauft, aber weniger Teslas.

Kein E-Auto-Problem, ein Tesla-Problem

Bereits im Gesamtjahr 2024 gingen die Tesla-Verkäufe in Europa gegenüber 2023 um 10 Prozent zurück. Anfang 2025 hat sich der Abwärtstrend verstärkt. Über ganz Europa hinweg schrumpfte Teslas Absatz im Januar um knapp 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dieser Kollaps ist kein E-Auto-Phänomen, sondern ein Tesla-Problem. Beispielsweise wurden in Grossbritannien im Januar 42 Prozent mehr E-Autos verkauft als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, während Tesla um 8 Prozent schrumpfte.

Die Absatzflaute beschränkt sich nicht auf Europa: In Australien brach Tesla im Januar um 33 Prozent ein. In den USA und China gab es jeweils ein Minus von rund 10 Prozent.

Elektroauto

Die Zahlen widerspiegeln erst die Januarverkäufe. Gut möglich, dass Tesla zum Quartalsende wieder etwas zulegen kann. Trotzdem – der Trend zeigt klar nach unten: Auch in Kalifornien, dem mit Abstand wichtigsten Markt für Elektroautos in den USA, sind die Tesla-Verkäufe seit Monaten rückläufig. Die Tesla-Neuzulassungen gingen 2024 um 12 Prozent zurück, obwohl die Gesamtverkäufe von Elektroautos um 1,2 Prozent zulegten.

Warum die Tesla-Verkäufe einbrechen

Für den Rückgang gibt es mehrere Gründe:

Erstens ist die Konkurrenz grösser und stärker geworden. Kunden haben eine breite Auswahl an guten E-Autos und greifen beim Wechsel aufs Elektroauto vermehrt zu Marken, die sie bereits seit vielen Jahren fahren. In einigen Ländern sind auch chinesische E-Auto-Marken stark im Kommen. Der chinesische E-Auto-Gigant BYD legte in Grossbritannien um 550 Prozent zu, in Deutschland um 69 Prozent.

Zweitens ist Teslas Modellpalette veraltet und ein kleines, günstiges E-Auto fehlt nach wie vor. Zahlreiche Kunden warten auch auf das überarbeitete Model Y, das kürzlich vorgestellt wurde. Tesla stellt derzeit sein meistverkauftes Fahrzeug auf das neue Design um, was eine temporäre Verkaufsdelle erzeugt. Lediglich ein Facelift, also kein echtes neues Modell, wird die Verkäufe aber auch künftig nur beschränkt ankurbeln können.

Drittens kommt ein Tesla für immer mehr Autokäufer nicht mehr infrage, seit Firmenchef Elon Musk mit Trumps Segen die US-Verwaltung zerlegt und die Demokratie aushöhlt. Dass sich der reichste Mensch der Welt auch in Grossbritannien in die Politik einmischt, in Deutschland Wahlkampf für die in Teilen rechtsextreme AfD betreibt und mit dem Hitlergruss provoziert, macht es nicht besser.

«Tesla ist Musk. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich dieses Problem bei Tesla weiter zuspitzt.»
Reputationsexperte Bernhard Bauhofer

Elon Musks Verhalten werde «bestehende und potenzielle Tesla-Fahrer vom Kaufentscheid abhalten», sagt Reputationsexperte Bernhard Bauhofer. Er ist überzeugt: «Das hat erst begonnen.»

Selbst langjährige Tesla-Fans distanzieren sich zusehends von Musk. «Sie bekennen sich weiterhin zum Auto, aber nicht mehr zu Musk. Allerdings ist diese Trennung kaum möglich, denn Tesla ist Musk. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich dieses Problem bei Tesla weiter zuspitzt», sagt Bauhofer.

Es stellt sich auch die Frage, ob der Firmenchef nicht zu stark abgelenkt ist, um sich noch um das Geschäft zu kümmern.

«Einige sagen, Tesla war die Zukunftstechnologie, doch jetzt fühle es sich an, als würde man ideologisch und politisch ins Mittelalter oder sogar in die Nazizeit zurückkehren. Dieser Antagonismus ist der Anlass für viele, sich von der Marke zu trennen.»
Bernhard Bauhofer, Reputationsexperte

Trübe Prognose für Tesla

Die weltweiten Auslieferungen von Tesla waren im vergangenen Jahr zum ersten Mal leicht zurückgegangen. Für dieses Jahr rechnen manche Analysten erneut mit stagnierenden Verkäufen bei Tesla.

Obwohl der Elektroauto-Markt in China und Europa deutlich zulegen soll, dürfte Tesla nicht oder nur wenig davon profitieren. In Europa und den USA wird Musk zur Hypothek. In China machen die heimischen Hersteller enorm Druck. Bereits im Februar gewährt Tesla deshalb auf das Model 3 einen Rabatt von umgerechnet über 1000 US-Dollar. Ein Zeichen, dass es auch in China nicht mehr wie gewünscht läuft.

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183 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Molson
08.02.2025 20:01registriert Juni 2014
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Badener
08.02.2025 20:40registriert März 2017
Der Typ hat in den letzten 7 Tagen 1340 Tweets abgesetzt.
Daraus kann man mind. 2 Sachen folgern:

1. Der arbeitet nicht
2. Mental unstabil
1027
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N. Y. P.
08.02.2025 20:26registriert August 2018
Wer will schon eine Faschistenkarre fahren. Wer einen Tesla fährt, gibt ein politisches Statement ab. So einfach ist das. Im Idealfall getraut sich in einigen Monaten niemand mehr einen Tesla zu kaufen.

Ich will Musk fallen sehen. Ich möchte, dass er pleite geht.
Musk zerlegt die US-Behörden – Aktivisten treffen ihn dort, wo es am meisten schmerzt\nDieses Logo finde ich dermassen passend, dass ich es immer wieder gerne präsentiere. 

Übrigens ist nicht nur Elo ...
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    Eigenheime sind bis zu 80 Prozent teurer, obwohl mehr gebaut wird
    Neue Zahlen zeigen die Dimensionen des unaufhaltsam wirkenden Immobilienbooms und eine «neue Hoffnung».

    Wohnimmobilien bleiben weiter rar. Die Knappheit treibt die Mieten sowie die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser auch 2025 weiter in die Höhe. Das zeigen neue Prognosen des Beratungsbüros Wüest Partner. Der Boom bei den Immobilienpreisen hält also weiter an und verstärkt sich sogar noch.

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