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Griechenland erzürnt über Erdogans Hagia-Sophia-Moschee

epa08539325 Supporters of president Erdogan pray as they celebrate Turkey's decision that the 1,500 year old Unesco World Heritage site Hagia Sophia can be converted into a mosque in front of the ...
Erdogan wandelt das Unesco-Welterbe Hagia Sophia in eine Moschee um. Bild: keystone

«Historischer Fehler»: Griechenland erzürnt über Erdogans Hagia-Sophia-Moschee

11.07.2020, 11:3511.07.2020, 14:39
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Griechenland hat die Umwandlung des Museums der Hagia (Aussprache: Aja) Sophia in Istanbul in eine Moschee verurteilt und mit Konsequenzen gedroht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe einen «historischen Fehler begangen», erklärte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas am Samstag. Auf diese Beleidigung der christlichen Welt müsse es eine entsprechende Antwort geben. «Griechenland verurteilt dieses Verhalten Erdogans und wird alles, was es kann, tun, damit es Konsequenzen für die Türkei gibt», so der Athener Regierungssprecher.

Am Freitag hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei den Status der einstigen Kirche als Museum aberkannt. Kurz danach ordnete Präsident Recep Tayyip Erdogan an, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen.

1500 Jahre altes Bauwerk

epa08538998 Turkish people hold Turkish national and Ottoman flags in front of the Hagia Sophia Museum, in Istanbul, Turkey, 10 July 2020. Turkey's highest administration court on 10 July 2020 ru ...
Bild: keystone

Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. die Hagia Sophia in eine Moschee um und liess als äusseres Kennzeichen vier Minarette anfügen. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum an.

Weil die Hagia Sophia eine so grosse Bedeutung für die Orthodoxie hat, reagierten Griechenland und die russische-orthodoxe Kirche auf die Umwandlung besonders scharf. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis erklärte am Freitagabend, dass der Beschluss Erdogans Folgen für die Beziehungen der Türkei zur EU haben werde.

Die griechische Presse reagierte am Samstag mit Schlagzeilen wie «Die Hagia Sophia ist Opfer des Grössenwahns Erdogans geworden» (konservative Zeitung «Kathimerini»). «Unsinn ohne Ende», hiess es in der konservativen Zeitung «Eleftheros Typos». Griechische Kommentatoren meinten, Erdogans Türkei entferne sich mit grosser Geschwindigkeit vom Laizismus, der Trennung von Staat und Religion, und sei auf dem Weg der vollen Islamisierung. (sda/dpa)

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Erdogan feiert mit seinen Anhängern den Wahlsieg
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Erdogan feiert mit seinen Anhängern den Wahlsieg
Die Auszählung der Stimmen in der Türkei ist noch nicht beendet, da erklärt Präsident Erdogan sich schon zum Sieger. Er spricht von einem «Fest der Demokratie».
quelle: ap/pool presidential press service
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Bei Anruf Erdogan - Bizarres Vorgehen in der Türkei
Video: srf
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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scott
11.07.2020 11:46registriert Februar 2016
Und es folgt: Das grosse Schweigen der ach so gerechten Massen.
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Der Rückbauer
11.07.2020 14:12registriert September 2015
Ganz schlimm. Gegenbeispiel: Mezquita in Cordoba. Dort wurden seit Jahrhunderten Gottesdienste für den Islam und das Christentum abgehalten und alle hatten Zutritt zum Bauwerk als Kulturgut. Vor etwa 3 Jahren hat die PP durchgesetzt, dass das Bauwerk als christliche Kirche eingestuft und der Islam verbannt wurde.
Die Mütter aller Streitereien und Kriege sind die Religionen. Erdogan war, ist und wird ein Islamist bleiben, so wie die Inquisition im Opus Dei in Madrid weiterlebt.
Gegen den Glauben habe ich nichts, aber gegen die Religionen!
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homo sapiens melior
11.07.2020 14:36registriert Februar 2017
Der Typ ist erst 66. Die Welt wird sich leider noch länger mit dem selbst ernannten Sultan rumnerven müssen.
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