Der Kiewer Vorort Butscha geht als besonders trauriges Kapitel in die Geschichtsbücher ein. Hier wurden die russischen Invasoren im Frühjahr 2022 zur Umkehr gezwungen. Doch bevor sie die Kleinstadt verliessen, massakrierten sie die Bevölkerung, zerstörten und plünderten Wohnhäuser, hinterliessen Tod und Verderben.
Als Kriegsbeobachter den Schauplatz betraten, lagen Leichen von Exekutierten in den Strassen und Hinterhöfen, gefolterte und ermordete ukrainische Soldaten steckten kopfüber in Abwasserkanälen. Das Bild eines erschossenen Pensionärs, der mit seinem Fahrrad unterwegs war, ging um die Welt.
Einer der Ersten, der damals die Stadt betrat, war der ukrainische Journalist Serhiy Nuzhnenko (Twitter, Instagram). Für Radio Free Europe/Radio Liberty dokumentierte er Leid und Zerstörung von Butscha und sprach mit Überlebenden. Ein Jahr später besuchte er den schrecklichen Kriegsschauplatz erneut.
Die Zeichen haben sich geändert. Dank eines amerikanischen Hilfsfonds, dank privater Spenden und Landverkäufen vor dem Krieg kann hier renoviert und gebaut werden. Und es wird geklotzt und nicht gekleckert – wenigstens äusserlich: Wo sich Panzerwracks türmten, stehen heute moderne Busstationen.
Die Vokzalna – die Hauptstrasse durch Butscha in Richtung Kiew – wurde totalsaniert, erhielt neue Gehwege und einen neuen Fahrbelag, zerstörte Häuser wurden abgerissen oder renoviert.
Nichts darf hier noch an die russischen Kriegsverbrechen erinnern. Mörtel und Farbe trocknen schnell. Die psychischen Wunden, das zeigte der Besuch eines NZZ-Teams, werden hingegen noch Jahrzehnte schmerzen.
Um möglichst deckungsgleiche Bilder zeigen zu können, wurden einige der Fotos von watson.ch bearbeitet. Die Originale findest du hier.