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Darum haben Wagner-Truppen einen russischen Offizier gefangen genommen

Darum haben Wagner-Truppen einen russischen Offizier gefangen genommen

05.06.2023, 19:34
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Der Konflikt zwischen der russischen Armee und der Söldnertruppe Wagner unter Jewgeni Prigoschin spitzt sich weiter zu: Derzeit kursiert ein Video eines russischen Offiziers, der scheinbar von Wagner-Soldaten festgenommen wurde, nachdem er auf eines ihrer Fahrzeuge das Feuer eröffnet haben soll. Dies verkündete die Söldnergruppe am Sonntagabend auf ihrem offiziellen Telegram-Kanal, zusammen mit einem Geständnis-Video des Verhafteten.

Im Video gibt sich der Gezeigte als Oberstleutnant Roman Wenewitin, Kommandant der 72. Brigade, aus. Der Mann hinter der Kamera fragt ihn, weshalb er auf ihren Wagen geschossen habe. Wenewitin antwortet, dass es persönliche Motive gewesen seien. Und: Er sei betrunken gewesen.

Dann wird er gefragt, weshalb er zuvor mit einer Gruppe Soldaten eine Unterstützungsgruppe der Wagner-Söldner festgehalten und entwaffnet habe. Wieder entgegnet Wenewitin, dass es persönliche Gründe gewesen seien.

Der Mann wirkt niedergeschlagen. Wohl im wahrsten Sinne des Wortes, denn seine Nase scheint frisch gebrochen. Ob die Verletzung von der Festnahme oder dem «Verhör» stammt, ist aus dem Video nicht ersichtlich. Auf die Frage, was er nun zu den Vorfällen sage, antwortet er zuerst nicht. Dann seufzt er tief: «Meine Schuld.»

Der Vorfall, auf den ihn der Fragesteller anspricht, wurde zuvor von Wagner wie folgt geschildert: Im Mai hätten Truppen des Verteidigungsministeriums die Wagner-Fluchtwege aus Bachmut vermint. Als die Minen beim Verlassen der Stadt entdeckt und von Wagner-Soldaten entfernt worden seien, hätte eine Gruppe der Armee das Feuer auf sie eröffnet. Der Anführer sei «stark alkoholisiert» gewesen und verhaftet worden. Dabei handelt es sich also um Wenewitin, wie jetzt bekannt ist.

Angeblich ist es nicht das erste Mal, dass der Oberstleutnant in Kontroversen verwickelt ist. Auf Telegram veröffentlichte Wagner ein Video, welches Soldaten unter Wenewitin zeigt, die sich über seine Führung beschweren. Die Aufnahme wird auf den 24. Mai datiert. Die Soldaten sprechen davon, dass sie «kriminelle Befehle» erhalten hätten und dass Wenewitin sie ohne Feuerunterstützung an die Front geschickt habe. Auch habe er sie beauftragt, andere Kämpfer zu bedrohen.

Bild
bild: telegram

Mittlerweile hat sich auch die «Legion der Freiheit Russlands» eingeschaltet: In einer Videobotschaft bietet Sprecher «Caesar» dem Wagner-Boss Prigoschin einen Gefangenentausch an. Wenewitin gegen gefangene russische Soldaten und Grenzschützer. Dass der Oberstleutnant etwas mit dem Freiwilligenkorps zu tun hat, ist unwahrscheinlich, der Austausch dürfte wohl bloss zu Aufmerksamkeitszwecken angeboten worden sein.

Es ist nicht das erste Mal, dass Wagner und die konventionelle russische Armee aneinandergeraten. So ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Prigoschin und Verteidigungsminister Schoigu gekommen. Immer wieder beschuldigt der Söldner-Boss die Armeeführung, dass man ihn sabotiere und ihm Steine in den Weg lege. Ein Video Prigoschins, in dem er tote Wagner-Soldaten gezeigt und Schoigu persönlich angefeindet hatte, erlangte internationale Aufmerksamkeit.

Video: watson/lucas zollinger
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Martin Baumgartner
05.06.2023 20:10registriert Juni 2022
Glaube fast da liegt ein Beziehungsprobleme zwischen den Wagnertruppen und der russischen Armee vor!

Ich empfehle da einen professionellen Spezialisten für Partnerschafts Coaching.
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frank frei
05.06.2023 21:03registriert September 2018
Die Zurschaustellung des gefangenen Russen ist tatsächlich "die Kirsche auf dem Sahnehäubchen". Der ehemalige Hotdog-Verkäufer Prigoschin macht die reguläre russische Armee lächerlich. Prigoschin wird unterschätzt. Und das nutzt er ganz geschickt aus.
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