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Mann springt im Knastkostüm vor Trumps Auto – das sagt er dazu

Mann springt im Knastkostüm vor Trumps Auto – das sagt er zu seiner Aktion

Als Donald Trump das Gericht in Miami verlassen will, springt ein Demonstrant vor den schwer bewachten SUV. Seine Aktion hat der Mann lange geplant. t-online sprach mit ihm.
14.06.2023, 04:57
bastian brauns, miami
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Ein Artikel von
t-online

Ein kurzer Schreckmoment. In dem Augenblick, als Donald Trump im gepanzerten SUV aus der Tiefgarage des Bundesgerichts in Miami gefahren wird, springt ein Mann vor das Auto des Ex-Präsidenten. Bekleidet mit einem Sträflingsanzug hält er ein Plakat in den Händen, auf dem zu lesen ist: «Lock him up», also «Sperrt ihn weg».

Schnell sind der Secret Service und die Polizei von Miami zur Stelle. Dann aber brechen Trump-Fans durch die Absperrbänder. Sie versuchen, den Mann ebenfalls zu erwischen. Einer schlägt ihm mit einer roten «Make-America-Great-Again»-Mütze ins Gesicht. Dann drücken die Sicherheitsbeamten den Demonstranten zu Boden.

Der Mann, der vor Trumps Auto springt, hat diesen Plan schon länger gefasst. Das verrät er t-online in einem Gespräch am Vortag. Sein Name: Domenic Santana, geboren in Kuba. In den 2000er-Jahren kaufte er den legendären Musikklub «The Stone Pony» in New Jersey und rettete ihn dadurch vor dem Bankrott. Sogar die «New York Times» schrieb damals über ihn als den Mann, der den Klub von Bruce Springsteen rettete.

Viele Jahre später hat sich Santana zu einem überzeugten Trump-Gegner entwickelt. Als t-online zum ersten Mal mit ihm spricht, steht er in seiner Sträflingskluft vor Trumps Luxus-Golfclub, dem Trump National im Stadtteil Doral von Miami. «Ich bin kein Demokrat, aber ich weiss, was richtig und was falsch ist und was sich gehört», sagt er. Das, was Trump getan habe, sei immer schon falsch gewesen, von Anfang an.

Herausgefahren nach Doral ist Santana, um die Ankunft von Trump aus New Jersey zu erleben. Dort wo Santana einst seinen Rock-Klub besessen hat, gönnt sich der Ex-Präsident in Bedminster heute eines seiner vielen Golfanwesen. Am Vortag seines Gerichtstermins in Downtown Miami fliegt Trump per Privatmaschine aus New Jersey ein.

«Ich wollte vor sein Auto springen», sagt Santana. Wegen des vielen Verkehrs und der Absperrungen der Polizei sei ihm das aber nicht gelungen. «Ich wollte ihm mein Schild vors Gesicht halten, um ihn an seinen eigenen Spruch gegen Hillary Clinton zu erinnern.»

Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte Trump mit den Worten «Lock her up» dazu aufgerufen, seine demokratische Gegnerin Clinton ins Gefängnis zu bringen, weil sie als Aussenministerin ihre private E-Mail-Adresse für dienstliche Nachrichten benutzt hatte. «Das hier geht weit über E-Mails hinaus» ruft Santana und versteht nicht, warum sogar seine eigene Mutter «so blind für die Realität ist und Trump wiederwählen würde.»

Schon am Vortag, bei Trumps Anwesen in Miami, weiss Domenic Santana genau, was er sich antut. Als fast einziger Trump-Gegner wird er von den Anhängern des Ex-Präsidenten als «Schwuchtel» und «Kommunist» beschimpft. Dass auch er provoziert, ist ihm bewusst.

Am Tag von Trumps Gerichtstermin ist er trotzdem wieder anwesend. Er will sich nicht verstecken und seine Rechte als Demonstrant wahrnehmen. Wieder trägt er sein Sträflingskostüm. Wieder hält er das Schild mit den Worten «Lock him up» in der Hand. Wieder will er vor Trumps Auto springen. Dieses Mal wird es ihm gelingen, obwohl viel mehr Polizisten anwesend sind und der Platz um das Bundesgericht in Downtown weiträumig abgesperrt ist.

Die Polizei von Miami muss ihn aber zunächst schützen, weil Trump-Fans ihn bespucken. Mit ihren Einsatzfahrrädern bilden die Polizisten einen Ring um Santana. Kurz darauf ringen die Beamten ihn dann nieder, weil Santana tatsächlich vor das schwer bewachte Auto des Ex-Präsidenten gesprungen ist.

Nachdem die Sicherheitskräfte Domenic Santana schliesslich zu Boden ringen, führen sie ihn zu einem vergitterten Buggy. Trumps Kolonne hat sich weit genug entfernt. Die Massen von Trump-Fans beginnen, sich zu beruhigen und klatschen Beifall. Santana beschimpfen sie als Verrückten. Dann fahren die Polizisten mit dem Überzeugungstäter davon. Santana hatte Trump noch eine «harte Gefängnispritsche, ohne Decke» gewünscht. Jetzt wird er vorerst selbst in Polizeigewahrsam bleiben.

Verwendete Quellen:

  • Eigene Recherchen
  • Interviews mit Domenic Santana
  • nytimes.com: An Oral History of The Stone Pony (englisch)
  • app.com: Stone Pony 45th anniversary: The Domenic Santana years (englisch)

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