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Die «Titan» ist wohl bereits am Sonntag implodiert: alle News zum U-Boot

Die «Titan» ist wohl bereits am Sonntag implodiert – der Stand der Dinge in 9 Punkten

23.06.2023, 06:3823.06.2023, 08:01
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Nach tagelanger fieberhafter Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der fünf Insassen des nun im Atlantik entdeckten Tauchboots aus. Die in der Nähe des «Titanic»-Wracks gefundenen Trümmerteile gehörten zur verschollenen «Titan», teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag (Ortszeit) in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Die Übersicht.

Was ist passiert?

FILE - This undated image provided by OceanGate Expeditions in June 2021 shows the company's Titan submersible. Rescuers are racing against time to find the missing submersible carrying five peop ...
Die «Titan» ist wohl kollabiert.Bild: keystone

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der «Titanic» entfernt auf dem Meeresboden gefunden, wie die Küstenwache mitteilte. Insgesamt seien fünf grosse Trümmerteile entdeckt worden. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

Wann implodierte das U-Boot?

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Ein Flugzeug der US-Küstenwache während der Suchaktion.Bild: keystone

Zum Zeitpunkt der Implosion könne die Küstenwache noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein «katastrophales Ereignis» wahrgenommen. «Ich weiss, dass es eine Menge Fragen dazu gibt – wie, warum und wann genau das passiert ist», sagte Mauger.

Unterdessen berichteten US-Medien, dass ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy die Implosion wohl bereits am Sonntag registriert hatte. «Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des Titan-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde», sagte ein Sprecher dem Sender ABC. Zuvor hatte auch die Zeitung «Wall Street Journal» berichtet.

Wie geht es nun weiter?

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Schiffe bei der Suchaktion.Bild: keystone

Die Küstenwache kündigte an, ihre Suche nun zurückfahren. «Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen», sagte Mauger weiter. Die Operationen auf dem Meeresboden würden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

Sind die Toten schon gefunden worden?

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Das Wrack der Titanic (hier auf einem Digital-Scan) liegt in rund 3800 Metern Tiefe.Bild: keystone/Atlantic/Magellan

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des «Titanic»-Wracks um eine «unglaublich unversöhnliche Umgebung», teilte die Küstenwache mit.

Wer war an Bord?

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Die fünf Todesopfer: Shahzada Dawood, Suleman Dawood, Paul-Henri Nargeolet, Stockton Rush und Hamish Harding. Bild: keystone

An Bord der «Titan» waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurers Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Nargeolet, der auch «Monsieur Titanic» genannt wurde, galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. «Sein zweites Zuhause war das Meer, er fühlte sich dort so wohl», sagte sein Stiefsohn John Paschall dem Sender CBS News. «Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe eines Ortes verbracht hat, die ihm so viel bedeutet hat.»

Wie reagierten die Angehörigen?

U.S. Coast Guard Rear Adm. John Mauger, commander of the First Coast Guard District, center at microphone, talks to the media Thursday, June 22, 2023, at Coast Guard Base Boston, in Boston. The U.S. C ...
John Mauge, der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, informierte die Öffentlichkeit am Donnerstag über den Fund der Trümmerteile.Bild: keystone

Die Familie von Harding, der mehrere Guinness-Weltrekorde hielt und bereits ins All gereist war, teilte mit: «Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem, was er liebte, verloren haben.»

Der britische Aussenminister James Cleverly drückte den Angehörigen der Opfer im Namen der Regierung sein Beileid aus. Sie stehe den betroffenen Familien bei, schrieb er auf Twitter.

Auch die «Titan»-Betreiberfirma Oceangate kondolierte den Familien. Die fünf Männer an Bord seien «echte Forschungsreisende» gewesen, mit «speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt». Man trauere und sei mit den Herzen bei den Angehörigen, hiess es weiter. Auch für die Mitarbeiter sei es eine «extrem traurige Zeit».

Wer war an der Suche beteiligt?

epa10703156 A handout graphic made available by the US Coast Guard shows a visual depiction of the search patterns used during the ongoing search for the 21-foot submersible Titan; in Boston, Massachu ...
Die Schiffe suchten den Bereich systematisch ab, Bild: keystone

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit Hilfe weiterer Länder eine grossangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die «Titan» war auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen «Titanic» in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Unterwassergeräusche hatten zwischenzeitlich Hoffnungen auf ein Überleben der Insassen der «Titan» geschürt. Die US-Küstenwache teilte nun mit, dass es wohl keinen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Lauten und dem Fundort der Trümmer gegeben habe.

Wer organisierte die Reise?

FILE - OceanGate CEO and co-founder Stockton Rush speaks in front of a projected image of the wreckage of the ocean liner SS Andrea Doria during a presentation on their findings after an undersea expl ...
Oceangate-CEO Stockton Rush im Jahr 2016.Bild: keystone

Die Firma Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250'000 US-Dollar (224'000 Franken) pro Person. Die Tauchfahrt zur «Titanic» selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

Die «Titanic» war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei grosse Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Wieso ist das Boot gesunken?

This photo provided by OceanGate Expeditions shows a submersible vessel named Titan used to visit the wreckage site of the Titanic. In a race against the clock on the high seas, an expanding internati ...
Die «Titan» war 6,70 Meter lang und 2,80 Meter breit.Bild: keystone

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. «Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden», sagte der Chef der auf «Titanic»-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN. (sda/dpa)

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65 Kommentare
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Haarspalter
23.06.2023 07:14registriert Oktober 2020
1960 - also vor über 60 Jahren - tauchten Jacques Piccard mit der Trieste auf den Grund des Challengertiefs im Marianengraben. Sie erreichten eine Tiefe von 10'916 Metern, es herrschte ein Druck von circa 1100 bar.

Technisch alles möglich, wenn seriöse Wissenschaftler und Techniker daran beteiligt sind.
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Antaios
23.06.2023 07:16registriert Mai 2022
Nachtrag: Abgesehen davon, dass es keine Katastrophe sondern ein Unglück mit Ansage ist/war. Da gab es in der jüngsten Vergangenheit wahrlich grössere Ereignisse, nicht?
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