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Trümmerteile gefunden: Die fünf Insassen des Tauchboots «Titan» sind tot

June 19, 2023: Undated handout photo shows Titan, the submersible that vanished on expedition to the Titanic wreckage. A massive search and rescue operation is under way in the mid Atlantic after a to ...
Die «Titan» der Firma Oceangate.Bild: www.imago-images.de

Fünf grosse Trümmerteile entdeckt – die Insassen des Tauchboots «Titan» sind tot

22.06.2023, 21:5523.06.2023, 09:42
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Die US-Küstenwache geht vom Tod der fünf Insassen des Tauchboots «Titan» aus. Die in der Nähe des «Titanic»-Wracks gefundenen Trümmerteile gehörten zu dem Tauchboot, teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der «Titanic» entfernt auf dem Meeresboden gefunden, wie die Küstenwache mitteilte. Insgesamt seien fünf grosse Trümmerteile entdeckt worden. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

This photo combo shows from left, Shahzada Dawood, Suleman Dawood, Paul-Henry Nargeolet, Stockton Rush, and Hamish Harding are facing critical danger aboard a small submersible that went missing in th ...
Die fünf Todesopfer.Bild: keystone

Zum Zeitpunkt der Implosion könne die Küstenwache aber noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein «katastrophales Ereignis» wahrgenommen. «Ich weiss, dass es eine Menge Fragen dazu gibt – wie, warum und wann genau das passiert ist», sagte Mauger.

Die Küstenwache kündigte an, ihre Suche nun zurückfahren. «Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen», sagte Mauger. Die Operationen auf dem Meeresboden würden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

U.S. Coast Guard Rear Adm. John Mauger, commander of the First Coast Guard District, center at microphone, talks to the media Thursday, June 22, 2023, at Coast Guard Base Boston, in Boston. The U.S. C ...
John Mauger von der US-Küstenwache informiert die Medien.Bild: keystone

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die «Titan» war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen «Titanic» in rund 3800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit der Hilfe aus weiteren Ländern eine grossangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Dabei waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Gerätschaften im Einsatz.

Unterwassergeräusche hatten zwischenzeitlich Hoffnungen auf ein Überleben der Insassen der «Titan» geschürt. Die US-Küstenwache teilte nun mit, dass es wohl keinen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Geräuschen und dem Fundort der Trümmer gegeben habe.

In this satellite image provided by Maxar Technologies, from top to bottom, the vessels L'Atalante, Horizon Arctic, Deep Energy, and Skandi Vinland search for the missing submersible Titan, Thurs ...
Ein Satellitenbild zeigt mehrere Schiffe während der Suchaktion. Bild: keystone

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des «Titanic»-Wracks um eine «unglaublich unversöhnliche Umgebung», teilte die Küstenwache mit.

Zu den Insassen an Bord der «Titan» gehörten der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurers Hamish Harding(58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

Der britische Aussenminister James Cleverly drückte den Angehörigen im Namen der Regierung sein Beileid aus. Sie stehe den betroffenen Familien bei, schrieb er auf Twitter.

Britain's Foreign Secretary James Cleverly addresses the closing session on the second day of the Ukraine Recovery Conference in London, Thursday, June 22, 2023. Delegates from more than 60 count ...
James CleverlyBild: keystone

Auch die «Titan»-Betreiberfirma Oceangate kondolierte den Angehörigen. Sie teilte mit, die fünf Männer an Bord seien «echte Forschungsreisende» gewesen, mit «speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt». Man trauere und sei mit den Herzen bei den Angehörigen, hiess es weiter. Auch für die Mitarbeiter sei es eine «extrem traurige Zeit».

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250 000 US-Dollar (229 000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur «Titanic» selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

Die «Titanic» war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei grosse Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Das Statement von Oceangate in voller Länge.
Das Statement von Oceangate in voller Länge.

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. «Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden», hatte der Chef der auf «Titanic»-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN gesagt. (rst/sda/dpa)

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116 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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45rpm
22.06.2023 21:09registriert August 2016
Wenn das U-Boot implodiert ist, dann ist der Tod ziemlich schnell eingetreten. Anders wäre es gewesen, wenn das Boot intakt geblieben und die Insassen langsam erstickt wären.
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Pierre Michel (0.69 HQ)
22.06.2023 21:25registriert Juli 2021
Innerhalb Millisekunden wurde die potentielle Energie von 5 Tonnen Wasser aus >3 km Höhe in Deformation und Wärme umgesetzt. Die Besatzung war tot bevor sie überhaupt merken konnte dass ein Unglück geschehen war. Zu bergen gibt es dort nichts mehr, die Titanic ist nun auch ihr Grab.
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Sheez Gagoo
22.06.2023 22:17registriert November 2015
Die nächsten Touristen können nun zwei Wracks zum Preis von Einem besuchen.
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