In Kolumbien herrscht Ausnahmezustand. Beinahe täglich liefern sich Demonstranten und Armee heftige Strassenschlachten. Mittlerweile hat eine staatliche Ombudsstelle 24 Todesfälle im Zusammenhang mit den Protesten bestätigt. Was gerade in Kolumbien abgeht, zeigt dieses Video eindrücklich:
Hintergrund der Proteste war die Planung einer neuen Steuerreform. Diese wurde zwar mittlerweile zurückgenommen, das Misstrauen gegenüber der Regierung unter Präsident Iván Duque aber bleibt.
Zu einer neuen Steuerreform sagte Präsident Duque am Sonntag: «Ich bitte den Kongress, das vom Finanzministerium eingebrachte Projekt zu den Akten zu legen und schnellstmöglich ein neues Projekt zu bearbeiten, um finanzielle Unsicherheit zu vermeiden.» Besonders der Mittelstand fürchtet den finanziellen Ruin.
Die Ausschreitungen begannen am Mittwoch vor einer Woche. Diesen Mittwoch kam noch ein Generalstreik dazu. Zu Beginn dieser Woche trat zudem bereits Wirtschaftsminister Alberto Carrasquilla zurück.
Währenddessen befindet sich Kolumbien mitten in der dritten Corona-Welle. Die Zahlen zu Neuinfektionen und Todesfällen erreichten in den letzten Tagen Rekordhöhen. In vielen Regionen gelten Ausgangssperren.
Auch die UN schaltet sich ein. «Wir sind äusserst besorgt über die Informationen, die wir heute über eine unbestätigte Anzahl von getöteten und verletzten Menschen in Cali erhalten», schrieb die Vertreterin der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte in dem südamerikanischen Land, Juliette de Rivero, am Dienstag auf Twitter.
Auch der Präsident zeigt sich erschüttert: «Uns schmerzen die Leben aller, die Opfer der Gewalt in diesen Tagen geworden sind», so Duque in einer Videobotschaft auf Twitter. Er verurteilt die Proteste als «Vandalismus» und «urbanen Terrorismus», den er «Mafias des Drogenhandels» zuschreibt.
Deshalb schickte der Präsident bereits in der vergangenen Woche das Militär auf die Strassen, um die Polizei und das Sicherheitspersonal zu unterstützen. Die kolumbianische Menschenrechtsorganisation «Indepaz» zählte bis Dienstag 31 Todesfälle, 1220 Verletzte und 87 Verschwundene.
Die Demonstrationen gehen jedoch weiter. Sie beinhalten nun weitergehende politische und soziale Ziele wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess mit der FARC. (jah/leo)
Mit Material der sda
Stoppt die Attacken gegen die zivile Bevölkerung, die zu 99% friedlich und absolut legitim protestieren. Die Gewalt der Institutionen verletzt klar Menschenrechte und führt zur Eskalation