Leben
Blogs

Emma Amour: Kid Cleo's allerletztes Mal – und allerletzter Versuch 🙆‍♀️

Bild
bild: shutterstock / watson
Emma Amour

Mein allerletztes Mal – und mein allerletzter Versuch 🙆‍♀️

22.10.2020, 09:5923.10.2020, 09:17
Kid Cleo
Kid Cleo
Mehr «Leben»

Ich dachte, der Anfang sei schwer. Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer. Und es war auch so. Ihr habt keine Ahnung, wie viel Überwindung mich diese Kolumne zu Beginn gekostet hat. Sex zu haben, ist das Eine. Über Sex zu reden, das Andere. Aber über Sex zu schreiben, Leute, das ist Next Level Shit. Es zurrt dir alle Eingeweide im unteren Bauchraum zusammen, wenn du dir vorstellst, wie viele Menschen gerade einen Bericht von deinem misslungenen Dreier lesen. Wie sie sich dich bei einer Sexparty vorstellen. Oder wie sie kopfschüttelnd über deinem Date mit einem Architekten, der Prinzessin sein will, sitzen.

Aber, ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, wie sehr ich mich über eure Kommentare freuen würde. Wie motivierend und beruhigend es sein kann, wenn eine Community Ratschläge gibt und mitfiebert. Wie schon im letzten Text erwähnt, habe ich alles gelesen – auch die vielen Meinungen zu den Blowjob-Tipps meiner männlichen Freunde. Vielen Dank, ich habe mich köstlich amüsiert.

Ich habe auch gelesen, dass einige von euch Emma zurück wollen. Euer Wunsch sei mir Befehl! Nächste Woche erzählt wieder good old Ems von ihrer Amour oder eben nicht Amour. Nein, ich trete nicht beleidigt ab. Es war immer geplant, dass ich für zwanzig Texte «einspringe». Ich trete aber auch nicht mit einem grossen Bäng, einem riesigen Happy End ab. Das Leben folgt leider nicht dem Takt der Kolumne, die Kolumne folgt dem Leben und deshalb verabschiede ich mich nicht mit einem meisterhaften Showdown, sondern mit einer Geschichte, wie ich kläglich an fehlendem Mut gescheitert bin.

Der Zufall wollte es, dass ich der schönen Unbekannten letzten Mittwoch begegnet bin. Von ihr habe ich euch vor einigen Wochen vorgeschwärmt, aber kaum hatte ich das getan, ist sie untergetaucht. Ich bezweifle, dass es etwas mit mir, also meinen Texten zu tun hatte. Wir sind uns einfach nicht mehr über den Weg gelaufen. Jedenfalls nicht bis Mittwoch vor einer Woche.

Ich war auf dem Weg von einer Freundin nach Hause. Es war kurz vor zehn. Mein Velo musste dringend gepumpt werden, also hielt ich vor der Langstrassen-Unterführung bei der hellgrünen Pumpstation. Ich hantierte vermutlich etwas ungeschickt an meinem Vorderrad herum und fluchte leise vor mich hin.

Ob ich Hilfe benötige, fragte eine Männerstimme. Ich blickte hoch. Ein Typ stand vor mir, hinter ihm zwei Frauen.

Ich wäre fast umgekippt! Eine der Frauen war SIE! Die schöne Unbekannte! Ab hier hätte es Hollywood-mässig weitergehen können. Ich hätte sie ansprechen, ihr Komplimente machen und sie nach ihrer Nummer fragen sollen, hätte ich bloss einen Funken mehr Mut gehabt. Getan habe ich nämlich… nichts. Ich habe die Hilfe des Typen dankend angenommen. Er hielt mein Velo. Ich pumpte. Sie verabschiedeten sich und ich fuhr laut fluchend in die andere Richtung. The End.

Ich habs verpatzt, Leute. Ich hab meine grosse Chance verpasst. Auf dem Nachhauseweg kamen mir all eure Tipps in den Sinn, ich wusste, dass dies DIE Möglichkeit ist, geholfen hat es nichts.

Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Was mir bleibt, ist ein letzter Versuch:

Liebe schöne Unbekannte

Ich bin das Girl, das letzten Mittwoch das Velo pumpte. Vor der Langstrassen-Unterführung. Kurz vor 22 Uhr. Du warst mit einem Freund und einer Freundin unterwegs. Der Freund half mir mit dem Rad. Ich hatte eine rote Jacke und eine schwarze Mütze an.

Das bin ich. Ich weiss nicht, ob du mich bemerkt hast oder ob du mich davor einmal gesehen hast. Wir sind uns schon mehrmals über den Weg gelaufen und du bist mir jedes Mal aufgefallen. Ich finde dich, jedenfalls äusserlich, sonst kenne ich dich ja nicht, schlicht wunderschön. Ich habs aber nie geschafft, dich anzusprechen. Das Problem ist, ich bin schüchtern. Mich verlässt der Mut, wenn ich jemanden wirklich toll finde. Niemand glaubt mir das, aber es ist die Wahrheit. Ebenfalls wahr ist, dass ich eine schlechte Autofahrerin bin und zu viele Liebesfilme schaue, ich verwechsle die Realität auch gern mit der Wirklichkeit im Film, was mich zu einer unrealistischen Träumerin macht.

Ich habe nie gelernt, zu streiten, kritisiert man mich, verlasse ich den Raum oder breche in Tränen aus. Und wenn mir jemand eine romantische Liebeserklärung macht, kriege ich Bauchkrämpfe, weil ich nicht weiss, wie ich darauf reagieren soll. Wenn ich tanze, sieht es aus, als würde ich Fenster putzen. Ich trinke Bier nur, damit ich cool wirke. Aus dem gleichen Grund fahre ich ein Rennvelo, obwohl ich die Position – Po in die Luft, Kopf gegen Boden – sehr anstrengend finde. Ich habe einen Putzfimmel und verwende in Nachrichten zu viele Emojis. Ich weiss nicht, ob ich wirklich gut im Bett bin. Es hat sich noch keine und keiner beklagt, ich finde es aber auch etwas unangenehm, mit einer Sexpartnerin oder einem Sexpartner über Sex zu reden. Dirty Talk kann ich schon gar nicht. Ich bin nicht verklemmt, aber manchmal etwas gehemmt.

Ich könnte die Liste noch verlängern, was ich dir zusammenfassend sagen will: Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, dass du mich nicht kennenlernen willst.
Falls du mir doch eine Chance geben willst, gib mir ein Zeichen.
Schick eine Nachricht. Schreib einen Kommentar.

Du glaubst nicht, wie sehr ich mich freuen würde.

Deine Cleo

Und euch, liebe User, bitte ich ein letztes Mal: Drückt mir die Daumen!

Der Schluss fällt mir schwerer als der Anfang. Ich werde euch vermissen. Es war schön mit euch. Sehr sogar. Und es war mir eine Ehre, euch während zwanzig Wochen von meinem Liebes- und Sexleben zu erzählen.

Danke für eure Zeit – und falls es mit der schönen Unbekannten nichts wird… AllknowingP, I’m in!

Kiss und Klits für euch,

Cleo

Zum Thema Abschied: Ehemalige Arbeitskollegen zeigen Humor – 29 Abschiedstorten

1 / 31
Ehemalige Arbeitskollegen zeigen Humor: 29 Abschiedstorten
«Verzieh dich, Schlampe!»


bild: amorequietplace

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Kid Cleo ist ...
... eine der besten Freundinnen von Emma Amour und aktuell ihre Ferien-Vertretung. Cleo ist Mitte 20, pendelt zwischen Zürich und Genf und liebt Männer und Frauen gleichermassen – und ihren Hund Bella. Während den nächsten Wochen wird uns Cleo mit Storys aus ihrem Leben unterhalten – so lange, bis Ems genug vom «Sommer ihres Lebens» hat. Und noch ein Hinweis von Emma selbst: «Seid nett zu Cleo, sie ist noch sehr klein!» (PS: Cleo ist grösser als Emma.)
Das bin nicht ich. Aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe. PS: Einen Hund hab ich tatsächlich. Aber meiner sabbert.
Das bin nicht ich. Aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe. PS: Einen Hund hab ich tatsächlich. Aber meiner sabbert.bild: watson / shutterstock
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
74 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Emma Amour
22.10.2020 10:09team watson
Tammisiech, Cleo! jetzt muss ich biz heulen! Dann denke ich daran, dass und wie du jetzt die Augen verdrehst. Schon lache ich.

Jedenfalls: Du warst gut. Du bist gut. Du wirst immer gut sein.
56443
Melden
Zum Kommentar
avatar
andrin89
22.10.2020 10:18registriert März 2014
Du sagst, die schöne Unbekannte war mit einem Typen und einer Freundin da. Wie soll sie nun wissen, ob sie selbst oder ihre Freundin gemeint ist? 😉😏
3339
Melden
Zum Kommentar
avatar
Wurfstern
22.10.2020 10:09registriert Februar 2020
Schade, ich mag deine Art zu schreiben. Ich hoffe, Emma erzählt uns wie es mit der Unbekannten weiter gegangen ist - hoffe für dich es gibt eine Fortsetzung ;)
27020
Melden
Zum Kommentar
74
Bei mir wurde eingebrochen – wer zahlt?
Winterzeit ist Einbruchszeit. Wer versichert ist, bekommt den finanziellen Schaden zumindest teilweise ersetzt. Bei den möglichen psychischen Folgen ist die Sache komplizierter.

Seit der coronabedingten Baisse steigt die Zahl der Einbruchdiebstähle wieder kräftig an. Waren die Einbrecher erfolgreich, ersetzt die Hausratversicherung nicht nur den Wert der gestohlenen Dinge, sondern kann auch Reparaturkosten übernehmen. Wie so oft liegt aber der Teufel im Detail.

Zur Story