Leben
Royals

Zoff, Kokain und eine blutige Bilanz – Was in Harrys Memoiren steht

This undated screengrab issued by ITV on Friday Jan. 6, 2023 shows Britain's Prince Harry speaking during an interview with ITV's Tom Bradby for the programme Harry: The Interview. (Harry: T ...
Abtrünniger Prinz: Harry Memoiren sorgen für Aufregung. Bild: keystone

Zoff, Kokain und eine blutige Bilanz – was in Harrys Memoiren steht

07.01.2023, 21:2008.01.2023, 02:41
Mehr «Leben»

Wenige Tage vor dem offiziellen Erscheinen von Harrys Memoiren sorgen die explosiven Schilderungen des abtrünnigen Prinzen schon für jede Menge Aufregung. Royal-Experte Michael Cole nennt sie am Samstag dem Sender Sky News gegenüber die «sensationellsten und zerstörerischsten royalen Enthüllungen» seit fast 30 Jahren. Prinz-Charles-Biograf Jonathan Dimbleby vergleicht sie im britischen BBC-Sender Radio 4 mit Bekenntnissen eines «B-Promis». Die Autobiografie «Spare» war am Donnerstag versehentlich frühzeitig in den spanischen Buchhandel gekommen. Seither kommen Details an die Öffentlichkeit, die es in sich haben – ein Überblick in zehn Punkten.

Die Trauzeugen-Show

Prinz Harry wirft seinem Bruder Prinz William Berichten zufolge vor, in Wahrheit nicht Trauzeuge bei dessen Hochzeit mit Kate 2011 gewesen zu sein. Er sei gezwungen worden, bei der «unverschämten Lüge» mitzuspielen und habe nur für die grosse Show herhalten sollen, um den beiden besten Freunden seines Bruders öffentliches Interesse an ihrer Person zu ersparen, zitiert der «Mirror» Harry. Die traditionelle Trauzeugen-Rede beim Hochzeitsempfang hätten aber Williams Freunde James Meade und Thomas van Straubenzee gehalten. Nur Stunden vor seiner Hochzeit soll Prinz William Harrys Aussagen zufolge zudem «beschwipst» gewesen sein und nach Alkohol gerochen haben.

Die Eskalation mit William

Ein böses Wort zu viel, ein Stoss von William – und Prinz Harry liegt am Boden, verletzt von Scherben eines zerbrochenen Hundenapfs. So zumindest schildert der 38-Jährige den wohl heftigsten bislang bekannten Streit zwischen ihm und seinem Bruder. «Es ging alles so schnell. Sehr schnell. Er packte mich am Kragen, zerriss meine Kette und warf mich zu Boden», zitiert der «Guardian» Harrys Schilderungen über den Streit vor mehr als drei Jahren. Prinz William (40) soll Harrys Frau Meghan nach dessen Darstellung zuvor als «schwierig» und «unhöflich» beschrieben haben, woraufhin Harry seinem Bruder vorwarf, das Narrativ der britischen Boulevardpresse übernommen zu haben.

Harry als «Reserve», William als «Erzfeind»

Die Rivalität mit dem grossen Bruder klingt bereits im Titel des Buchs an: «Spare» (zu Deutsch: «Reserve»). So soll sein Vater über ihn nach seiner Geburt gesprochen haben, behauptet Harry den Berichten zufolge. Die einst als unzertrennlich geltenden Brüder, die sich gegenseitig liebevoll «Willy» und «Harold» nannten, stehen sich demnach schon lange in einem bitteren Wettbewerb gegenüber. Harry bezeichnet William in dem Buch als «geliebten Bruder», aber auch als «Erzfeind».

Der Streit um den Bart

Vor der Hochzeit von Harry und Meghan sollen die beiden Brüder sogar über Harrys Gesichtsbehaarung gestritten haben. «Irgendwann befahl er mir doch tatsächlich – als Thronfolger, der sich an die Reserve wendet – mich zu rasieren», schreibt Prinz Harry einem Bericht des «Mirror» zufolge über seinen Bruder. Dabei habe ihm angeblich sogar die Queen ihren Segen gegeben, mit Bart zu heiraten. William sei es darum gegangen, dass Harry nicht etwas geniessen sollte, das ihm selbst verwehrt gewesen war, behauptet der Prinz demnach in «Spare».

Die Furcht vor der «bösen Schwiegermutter» Camilla

Camilla sei ihm als «andere Frau» seines Vaters schon früh ein Begriff gewesen, schreibt Harry. Nach dem Tod seiner Mutter habe er befürchtet, sie könnte sich als «böse Stiefmutter» entpuppen, heisst es in den Medienberichten. Weil sie Charles glücklich machte, habe er sie in der Familie willkommen geheissen. Doch das angebliche Flehen der Brüder, ihr Vater möge nicht noch einmal heiraten, blieb ungehört: Charles und Camilla heirateten 2005. Inzwischen ist sie Königsgemahlin. Harry wirft ihr wie auch anderen Royals vor, unter der Hand Informationen an die Presse gegeben zu haben.

Die Sorgen des Königs

Bei einem Treffen nach der Beerdigung von Prinz Philip im Jahr 2021 soll König Charles III. (74) – damals noch Thronfolger – seine Söhne gebeten haben: «Bitte Jungs. Macht meine letzten Jahre nicht zu einem Elend», erinnert sich Harry dem «Guardian» zufolge.

Charles' Eifersucht auf die Schwiegertöchter

Prinz Harry wirft Charles Berichten zufolge vor, eifersüchtig auf seine Frau Meghan gewesen zu sein. Sein Vater soll befürchtet haben, die «neue und strahlende» Schauspielerin könne ihm das Rampenlicht stehlen. Sein Vater habe das «schon einmal erlebt und hatte kein Interesse daran, dass ihm das noch einmal passiert», schreibt Harry demnach in Anspielung auf die Beliebtheit seiner verstorbenen Mutter Prinzessin Diana. Auch auf die öffentliche Aufmerksamkeit an William und Kate soll Charles eifersüchtig sein.

Die Geister der Vergangenheit

Die tragischen Umstände des Tods seiner Mutter Diana, die im Jahr 1997 auf der Flucht vor Paparazzi in Paris verunglückte, beschäftigen Harry bis heute. Dem offiziellen Ermittlungsergebnis glaubt er nicht. Er wirft dem Königshaus vor, William und ihm nicht erlaubt zu haben, öffentlich eine Wiedereröffnung der Ermittlungen zu verlangen. Seinem Vater bescheinigt er Gefühlskälte. Der habe ihn nicht einmal in den Arm genommen, als er ihm die erschütternde Nachricht vom Unfall der geliebten Mutter überbrachte, klagt Harry laut der «Sun». Dem «People»-Magazin zufolge soll der Prinz nach eigenen Schilderungen mit der gleichen Geschwindigkeit wie Diana kurz vor ihrem Tod durch den Unglückstunnel in Paris gerast sein – ein Versuch im Alter von 23 Jahren, den herben Verlust seiner Mutter zu verarbeiten.

Sex, Drogen und Jugendsünden

Harry gesteht ausserdem, mit 17 Jahren Kokain genommen zu haben, um sich «anders zu fühlen». Später kamen Erfahrungen mit Pilzen dazu. Seinen ersten Sex will er als Teenager mit einer deutlich älteren Frau auf einem Feld hinter einem Pub gehabt haben, die ihn «wie einen jungen Zuchthengst» behandelt habe. Es sei eine «demütigende Episode» gewesen, resümiert Harry. Den grössten Fehltritt seiner jüngeren Jahre lastet Harry aber teilweise auch William und dessen Frau Kate (40) an. Die sollen ihn 2005 ermutigt haben, ein Verkleidungsfest im Nazi-Kostüm zu besuchen – Fotos von Harry mit Hakenkreuz-Armbinde machten bald die Runde in der Presse und lösten einen Skandal aus. Harry musste öffentlich Abbitte leisten.

Blutige Bilanz

Keine Reue empfindet er hingegen dafür, während seines Militärdiensts als Hubschrauberpilot in Afghanistan 25 Talibankämpfer getötet zu haben. «Es war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllt hat, aber ich hab mich auch nicht geschämt», schreibt Harry dem Sender Sky News zufolge. Ein hochrangiges Taliban-Mitglied warf Harry daraufhin Kriegsverbrechen vor. «Die von Ihnen Getöteten waren keine Schachfiguren, sie waren Menschen; sie hatten Familien, die auf ihre Rückkehr warteten», schrieb Anas Hakkani am Freitag auf Twitter. Ein Militärveteran sagte dem Sender Sky News, Harrys Kommentare würden einerseits weiteren Hass auf ihn schüren und andererseits ein falsches Bild der britischen Militärausbildung zeichnen. Es sei keineswegs der Fall, dass britischen Soldaten beigebracht werde, ihre Gegner als weniger menschlich oder als «Schachfiguren» anzusehen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Als Kinder sind sie richtig süss! Über 100 Jahre mit den britischen Royals
1 / 19
Als Kinder sind sie richtig süss! Über 100 Jahre mit den britischen Royals
Die Königs sind da! Charles (neun) mit Kälbchen, Queen, Papa Philip und Schwester Anne (sieben), 1957 auf dem königlichen Anwesen Balmoral in Schottland.
quelle: keystone / str
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Meghan über Rassismus in der Royal Family
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Biindli
07.01.2023 21:37registriert Oktober 2015
1. Ein Interview 2. Eine Doku 3. Ein Buch....4. Ein Podcast?? Ist langsam ein bisschen ermüdend immer wieder über die beiden reichen "Jammeris" zu lesen.
983
Melden
Zum Kommentar
avatar
Butternut
07.01.2023 23:05registriert Februar 2014
Er verteufelt die Medien und trotzdem erzählt er den Medien haufenweise neue Storys .
Die Geister die Harry rief wird er nun nicht mehr los.
510
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tabeah
07.01.2023 22:24registriert September 2019
Es ist wie ein Unfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Es geht mir nicht in den Kopf, dass Harry die Diskrepanz in seinen Aussagen und Handlungen nicht sieht - er beklagt sich über zuwenig Privatsphäre und die gemeinen Medien, und verkauft dann die Geschichte von seinem ersten Sexerlebnis an genau diese Medien. Und ja, einige dieser Geschichten hätte er auslassen können. Was wohl beim Stichwort "Prinz Harry" zuerst bei Google erscheint - seine karikative Arbeit, oder die Kokain- und Sexgeschichten? Und er fühlt sich immer noch als Opfer...
544
Melden
Zum Kommentar
58
Erfolgsmodell: Ein italienisches Restaurant schenkt Gästen, die während des Essens auf ihr Mobiltelefon verzichten, eine Flasche Wein.

Eine Theorie besagt, dass ein freundliches Gespräch während des Mahls nicht nur dem Essensgenuss zuträglich ist, sondern gar tatsächlich der eigenen Gesundheit der Essenden. So gesehen bietet das Restaurant Al Condominio in Verona nicht nur ein gastronomisches Erlebnis, sondern tut auch noch etwas für unser körperliches und seelisches Wohl, gewissermassen.

Zur Story