Leben
Schweiz

«Der ekelhafteste Auftritt» – Remo Forrers Eurovision-Song polarisiert

«Was heulst du aus der NEUTRALEN Schweiz, dass du ‹kein Soldat sein willst›?» Remo polarisiert

Mit seinem Einzug ins Eurovision-Finale hat der Schweizer Kandidat Remo Forrer viele Fans gewonnen. Aber vielerorts in Europa – gerade in der Ukraine – empfindet man seinen Song als Provokation.
10.05.2023, 19:3011.05.2023, 13:58
Oliver Baroni
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Die Schweiz steht mit Remo Forrer im Finale des Eurovision Song Contest. Seine Ballade «Watergun» konnte sich gegen etliche Konkurrenten durchsetzen. Bravo!

Und obwohl es die Schweiz nun zum dritten Mal in Folge ins Finale geschafft hat, ist dies gefühlt immer noch keine Selbstverständlichkeit. Zu lange bekundete man damit immer wieder Mühe (remember, DJ Bobo?).

Remo hingegen schaffte es, zu begeistern:

Inzwischen lässt sich eine regelrechte europaweite Remo-Fangemeinde erkennen. Vor allem seine Stimme wird gelobt.

Gewiss, der Song ist nicht jedermanns Sache ...

... und jeder Zuschauer hat andere Vorlieben:

Doch letztendlich lassen sich solche Negativstimmen unter «Geschmacksache» einordnen. Den einen gefällt's, den anderen nicht.

Doch es gibt da den einen Aspekt, der nicht überall gut ankommt.

Selbst in friedlicheren Zeiten wäre es fraglich, wie gut es in Gesamteuropa ankommt, wenn ausgerechnet die Schweiz mit einer Antikriegs-Betroffenheitsballade antritt. Das aktuelle Gemetzel in der Ukraine und die echte Notsituation der Bevölkerung dort verleiht dieser ohnehin schon fragwürdigen Themenwahl einen zynischen Beigeschmack.

Von daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass sehr viele Negativstimmen aus der Ukraine kommen.

Vielleicht wäre der Song vor ein paar Jahren unproblematischer gewesen. Es wäre bei ein paar träfen Kommentaren über die historische Schweizer Neutralität und den immensen Wohlstand geblieben, aber nicht mehr. Heuer ist das Gastgeberland – der letztjährige Gewinner – nicht in der Lage, den Song Contest in seiner Hauptstadt zu veranstalten, weil diese sich im Belagerungszustand befindet. Und dann kommt ein Bub aus dem reichsten, sichersten Land der Welt – ein Land, das sich zudem aktuell weigert, Verteidigungswaffen zu liefern –, und singt davon, wie er «kein Soldat sein will»?

Remo macht seine Sache als Eurovisions-Kandidat sehr professionell. Und er singt wunderschön. Dass einem 21-Jährigen die volle Tragweite der Aussage eines Songs vielleicht im ganzen Trubel nicht bewusst war, ist auch nachvollziehbar. Ebenso nachvollziehbar ist die Empörung, die einem Ukrainer hochfährt, während er den ESC im Luftschutzbunker schaut. Letztendlich ist der ESC immer politisch, auch wenn die European Broadcasting Union dies zu dementieren versucht.

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156 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Seph
10.05.2023 19:55registriert Januar 2023
Wenn ich den Song höre, dann sehe ich nicht direkt Remo, der an die Front muss. Sondern ich sehe alle jungen Menschen, die an die Front geschickt werden...
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Upsidupsiwiederda
10.05.2023 20:21registriert März 2020
Na ja, das Lied wurde vor 2 Jahren geschrieben, hat also mit der Ukraine nix zu tun sondern ist ein allgemein gehaltenes Antikriegslied.
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Lisaleh
10.05.2023 19:51registriert November 2016
Darf die Schweiz nur über Kuhglocken singen? Ich finde den Song für Europa aktuell und denke dem einzigen dem ans Bein gepinkelt wird ist Russland.
Für mich ist der Song sehr emotional. Meine Kinder werden einmal den Marschbefehl bekommen in einem Land wo es durchaus sein kann, dass man nicht mehr nach Hause kommt vom Dienst. Daher ist durch Remos Song mei Herz schwer. Auch jetzt beim Kommentar schreiben kullern die Tränen…. Auf dass es bis sie gross sind kein Militär mehr benötigt wird.
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