Der derzeit amtierende US-Präsident, Donald Trump, fühlte sich im Vorwahlkampf 2016 bemüssigt, die Grösse seines Geschlechtsteils anzusprechen. In der Debatte gegen seine republikanischen Konkurrenten hob er seine Hände in die Höhe und bemerkte: «Schauen Sie sich diese Hände an, sind das kleine Hände? Wenn sie klein sind, muss etwas anderes klein sein. Ich garantiere Ihnen, dass es kein Problem gibt. Das garantiere ich.»
Spätestens seit den Enthüllungen des Pornostars Stormy Daniels kennt die ganze Welt den mittlerweile präsidialen Penis. Man könnte nun annehmen, erst seit der Ära Trump, die in vielerlei Hinsicht neue Massstäbe setzt, sei das Genital des POTUS ein Thema. Dem ist nicht ganz so. Schon während des gehässigen Präsidentschaftswahlkampfs 1800 griff Thomas Jefferson tief in die Schmutzkiste und sagte über seinen Rivalen John Adams, der habe «einen abscheulichen hermaphroditischen Charakter, der weder die Kraft und Festigkeit eines Mannes noch die Sanftheit und Sensibilität einer Frau hat». Hermaphroditismus bezeichnet einen Zustand von Lebewesen, die sowohl männliche als auch weibliche Genitalien ausbilden.
Das amerikanische Interesse am präsidialen Penis – noch hat bisher keine Frau dieses Amt bekleidet – führt das US-Politmagazin «The New Republic» auf das Politsystem der Vereinigten Staaten zurück: Der Präsident nehme dort die gleiche Stellung ein wie Könige und Königinnen in Monarchien. Der Körper des Monarchen sei «traditionell der Mikrokosmos des Staates» und werde daher streng überwacht. Man denkt an den berühmten Ausspruch «L'État, c'est moi» («Der Staat bin ich»), der dem französischen König Ludwig XIV. zugeschrieben wird. Er ist zwar primär Ausdruck der absolutistischen Staatsauffassung, weist aber auch auf die Idee hin, dass der Staat im Monarchen verkörpert ist.
Die Körperfunktionen der Monarchen – insbesondere jene, die mit der Fortpflanzung zu tun haben – waren in der Tat nicht nur Privatsache, sondern von öffentlichem Interesse. Mit wem der Monarch oder die Monarchin schläft und allenfalls Nachkommen zeugt, kann immerhin ernste Folgen für die Dynastie und damit für das Schicksal des Landes haben. Dieses Interesse am monarchischen Körper haben die Amerikaner gewissermassen aus ihrer kolonialen Vergangenheit geerbt und auf den Präsidenten übertragen.
Tatsächlich waren präsidiale Schlafzimmergeheimnisse schon immer ein Thema in den USA – von Abraham Lincoln, dem man nachsagte, er wolle mit schwarzen Frauen schlafen, bis zu John F. Kennedy, dessen Appetit auf Affären legendär war. Auch über Lyndon B. Johnson, US-Präsident von 1963 bis 1969, machten Gerüchte die Runde. Darin ging es jedoch weniger um aussereheliche Aktivitäten als um seinen merkwürdigen Umgang mit seinem Geschlechtsteil.
Lyndon B. Johnson (1908–1973), oft kurz «LBJ» genannt, kennt man eigentlich vor allem als jenen US-Präsidenten, der nach Kennedys Ermordung ins Amt nachrückte und dann die USA noch tiefer in den Sumpf des Vietnamkriegs steuerte. Bekannt ist er auch für den Civil Rights Act von 1964, ein Bürgerrechtsgesetz, das Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft verbietet. Weniger bekannt ist, dass er leidenschaftlich gern diskutierte und sein Gegenüber mit Humor, Argumenten und notfalls auch Beschimpfungen zu überzeugen suchte – das sogenannte Johnson-Treatment. Dabei setzte er auch seine Physis ein, um Eindruck zu machen – Johnson mass 1,93 Meter.
«Physis» meint freilich in Johnsons Fall nicht nur die Körpergrösse. Der Demokrat aus Texas soll gern auch sein Genital präsentiert haben, um damit Eindruck zu schinden. Johnson war offenbar stolz auf dessen Ausmasse – eine Anekdote besagt etwa, dass er seinen Penis im Pissoir heraushängen liess und einen neben ihm stehenden Gesprächspartner fragte: «Haben Sie schon mal so etwas Grosses gesehen?»
Insider des Weissen Hauses berichteten, LBJ habe dort auf der Toilette regelmässig sein Geschlechtsteil aus der Hose hängen lassen und sei so herumgegangen – damit andere Toilettenbenutzer in den Genuss dieses Anblicks kamen. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass Johnson seinen Penis herausholte und damit herumwedelte – manchmal zum Scherz, manchmal, um Leute einzuschüchtern.
Johnson-Biograph Robert Dallek schildert, wie LBJ etwa mit Journalisten umsprang, die ihn während eines privaten Gesprächs mit kritischen Fragen löcherten. Johnson habe die Geduld verloren, als er erklären sollte, warum die USA in Vietnam waren, habe seinen Hosenschlitz geöffnet, sein grosses Organ herausgeholt und erklärt: «Das ist der Grund!»
Ohnehin liess LBJ sein bestes Stück gern an die frische Luft. Als er 1964 vom Journalisten Frank Cormier an einem glühend heissen Tag in der Air Force One interviewt wurde, zog er während des Gesprächs seine Kleider aus – einschliesslich der Unterhose. Das Interview setzte er nackt fort.
Sein Gemächt nannte Johnson «Jumbo», wenn wir der Historikerin Blema Steinberg glauben wollen. Sie berichtet, dass LBJ, als er auf dem College war, nach dem Duschen nackt in ein Zimmer trat und sagte: «Ich muss den alten Jumbo hierher bringen und ihm etwas Bewegung verschaffen. Ich frage mich, wen ich heute Nacht f*n werde.» Auf seine Promiskuität war er offenbar stolz – viel später, als er längst verheiratet und Spitzenpolitiker war, brüstete er sich Assistenten gegenüber: «Ich habe mehr Frauen aus Versehen gehabt als Kennedy mit Absicht.»
Johnson setzte sich mit brachialer Nonchalance über Schamgrenzen hinweg, was umso erstaunlicher ist, als die notorische amerikanische Prüderie im sogenannten Bible Belt in den Südstaaten – Johnsons Heimat – besonders virulent sein dürfte. Er erzählte gern obszöne Witze und tat sich auch sonst keinen Zwang an. So schrieb der Historiker Marshall Frady in der «New York Review of Books» über eine Biografie von Johnson:
Zudem liess er seine Assistenten in der Tür der Bürotoilette stehen, während er seinen Darm entleerte. Die bedauernswerten Untergebenen mussten dort Notizen nehmen, derweil der Präsident auf dem Lokus diktierte. Dies erinnert an die Gepflogenheiten der französischen Aristokraten, die ihren Bediensteten gegenüber genauso wenig Scham empfanden wie gegenüber einem Tier. Wie Frady berichtet, liebte es Johnson auch, ausgiebig mit der Hand in seiner Leistengegend herumzuwühlen, selbst auf den Gängen des Repräsentantenhauses. Dabei lehnte er sich manchmal mit halb angehobenem Bein an, um einen besseren Zugang zu erhalten.
Alle diese Berichte beruhen letztlich auf Hörensagen, wenn sie auch mehrheitlich aus zuverlässigen Quellen stammen. Ein dank des Aufzeichnungssystems des Weissen Hauses mitgeschnittenes Gespräch zwischen LBJ und einem Schneider ist dagegen ein konkreter Beweis – zumindest für Johnsons doch recht vulgäre Ausdrucksweise.
LBJ, der seine Hosen anpassen lassen will, erklärt dem Fachmann unter anderem: «Der Schritt, da, wo die Eier hängen, ist immer ein bisschen zu eng. Wenn ihr sie also zurechtmacht, gebt mir einen Zentimeter, den ich dort herauslassen kann, weil sie mich einschneiden. Es ist, als würde man auf einem Drahtzaun reiten.» Und: «Schau mal, ob du mir nicht einen Zentimeter von der Stelle, wo der Reissverschluss endet, bis zu meinem Spundloch lassen kannst.»
Hochachtungsvoll, Melania.