Charlize Theron hat's gemacht. Ist bei Sean Penn ausgezogen und lässt nichts mehr von sich hören. Beantwortet alle seine Anrufe, Mails und SMS nicht mehr. Katy Perry hat's gemacht. Nachdem ihr Russell Brand eine SMS schickte mit dem Inhalt «Am 31. Dezember 2011 lass ich mich von dir scheiden».
Keine Begründung also, keine gemeinsame Therapie, kein Kommunikationsversuch, nichts. Bloss Mauern aus eisigem Schweigen. Wie ein Geist. Aber Geister verfolgen den andern. Stumm und bedrohlich und vielleicht ein Leben lang. Wer sich für einen andern zum Geist macht, könnte böse Absichten hegen. Weil er den andern allein lässt mit all den quälenden Fragen nach dem eigenen Fehlverhalten und der eigenen Wertlosigkeit, der Schuld.
Art der Schlussmacherei als «Ghosting». Jetzt, mit dem Abgang von Charlize Theron, ist Ghosting plötzlich eine anerkannte Entkuppelungstechnik. 11 Prozent der Amerikaner bekennen sich dazu. Die einen lieben den Pragmatismus dahinter, die andern beschwören die Paranoia der Verlassenen. Ghosting sei feige und brutal, sagen die einen. Ghosting sei nur die Konsequenz von einem Leben auf Social Media, meinen die anderen.
Schon im Oktober 2014 outete die «Huffington Post» diese nicht wirklich neuePsychologen verteidigen Menschen, die sich zu Geistern machen, als besonders sensible, konfliktscheue Gemüter, die ganz einfach Angst hätten, in einer Konfrontation zu sehr verletzt zu werden. Und das scheint nun eine äusserst alberne Begründung zu sein. Denn der Ghost ist in einem Beziehungsende souverän, der Ghost macht sich selbst – mal mit gutem Grund wie Katy Perry, mal ohne ersichtlichen Grund wie Charlize Theron – so wenig Stress wie irgendwie möglich.
Sie übersetzen dabei tatsächlich die Umgangsformen der Social Media und der Smartphones auf ihren Beziehungsalltag. Sie entfreunden, blockieren, sperren. Denn das ist die Kehrseite der allgegenwärtigen, Wimmelbildes aus Kommunikationsmöglichkeiten, in dem wir uns befinden: dass man sich ebenso schnell, radikal und rabiat aus allem ausklinken kann. Und so gründlich, dass man auch telefonisch nicht mehr erreichbar ist.
Ghosting ist die egomane Seite der Liebe im multimedialen Zeitalter. Ein Nachtschattengewächs der schwarzen Romantik. Und wer von einem Ghost geächtet wird, der trägt noch lange die tausend Fragen einer versehrten Seele mit sich herum.