Am ersten Arbeitstag des neuen Jahres gab es Verwirrung um die aktuellen Corona-Zahlen. Das Bundesamt für Gesundheit teilte kurz nach 13:30 Uhr über ihre Kanäle und Daten-Schnittstellen mit, dass in der Schweiz und Liechtenstein 38'437 neue Infektionen mit dem Coronavirus entdeckt wurden. Auch ein watson-internes Programm, das Veränderungen bei den Covid-Statistiken erfasst, meldete ans Newsdesk:
Diese Zahl war aber irreführend, wie mehrere User bemerkt haben. watson wertete die Daten neu aus und berichtigte den Wert auf 57'434 neue Infektionen. Ein riesiger Sprung – was steckt dahinter?
Um die Krux hinter den Zahlen zu verstehen, muss der fundamentale Unterschied zwischen Tagesmeldungen und Tageswerten erklärt werden. Schauen wir uns dafür die konkreten Zahlen von heute an:
Die 38'438 sind die heutigen «Tagesmeldungen»: Heute wurden so viele positive Coronatests gemeldet, die bislang noch nicht in der Statistik erfasst wurden. Sprich: Es werden auch Infektionen mitgezählt, die an Weihnachten getestet aber noch nicht gemeldet wurden. Solche «Nachmeldungen» passieren etwa dann, wenn ein Labor überlastet ist und nicht jeden bestätigten Test pünktlich melden kann.
Mit Tageswerten sind andere Zahlen gemeint: Es ist die Anzahl Infektionen, die an einem bestimmten Tag getestet wurden. Diese Daten müssen uns nicht weiter interessieren – es ist aber wichtig, das man den Unterschied kennt.
Das BAG verfolgte bislang die Praxis, dass die Tagesmeldungen im Bezug der letzten Datenaktualisierung veröffentlicht werden. Diese Praxis wurde heute aber gebrochen: Das BAG teilte nicht mit, wie viele Fälle seit dem 30. Dezember – an diesem Tag meldete das BAG zuletzt Covid-Zahlen – entdeckt wurden. Das Bundesamt publizierte stattdessen die Daten seit vergangenem Freitag, dem 31. Dezember 2021. Sprich: Ein ganzer Tag ging vergessen.
Korrekter wären nämlich 57'434 neue Infektionen gewesen. Auf die kommt man, wenn man die total bekannten Infektionen zwischen dem 30. Dezember und dem heutigen Tag vergleicht. Das BAG verglich diese Summe – wie bereits ausgeführt – mit dem 31. Dezember, weshalb das Bundesamt auf deutlich tiefere Fälle kam.
Von einem Fehler will man beim BAG nichts wissen. Auf Anfrage verweist man darauf, dass man im Daten-Dashboard stets darauf verwiesen habe, dass es sich um die Differenz zum Freitag handle. «Die Zahlen, die zwischen Donnerstag (30.12.2021), 8 Uhr, und Freitag (31.12.2021), 8 Uhr, eingetroffen sind, sind im Total der Fälle und den Zeitreihen enthalten. Insofern ist das Dashboard korrekt und vollständig.» Das BAG löschte dennoch einen ersten Tweet, in dem von den rund 38'000 Fällen die Rede war.
Ein vollständiges Bild über die Zahl tatsächlich Infizierter dürften die aktuellen BAG-Zahlen aber auch nicht geben. In Tat und Wahrheit gibt es wohl eine grosse Dunkelziffer. Das BAG meldete für den 2. Januar einen starken Anstieg der Positivitätsrate. Bei den PCR-Tests liegt diese bei 42,1 Prozent, bei den Antigen-Schnelltests bei 28 Prozent. Das ist ein Spitzenwert in dieser Pandemie.
Was Grund zur Hoffnung schafft, sind die Daten zu den Hospitalisierungen: Ihr Trend zeigt deutlich nach unten. Das BAG warnt hier jedoch: «Die Zahlen zu den Hospitalisationen sind aufgrund von Meldelücken und Meldeverzug mit Vorsicht zu interpretieren.» Sprich: Es könnte in den kommenden Tagen zu Korrekturen kommen, falls einzelne Hospitalisierungen zum Jahreswechsel noch nicht erfasst wurden.