Es sind quälende Stunden, welche die Menschen auf dem Flugplatz Dittingen nach dem tödlichen Unglück durchmachen. Quälend in allererster Linie für die beiden überlebenden Piloten der süddeutschen Flugformation Grasshoppers und die trauernden Angehörigen. Aber auch quälend und traurig für die zahllosen Zuschauer, freiwilligen Helfer, Mitglieder des Organisationskomitees und der Rettungskräfte.
Gerade noch hat OK-Chefin und Dittingens Gemeindepräsidentin Regina Weibel die zahlreichen Ehrengäste begrüsst und mit ihnen angestossen. Da erfasst die Zuschauerreihen plötzlich eine ungläubige Erregung: Viele tausend Augenpaare haben die Kollision in der Luft beobachtet, manche fotografisch festgehalten. Per Lautsprecherdurchsagen werden die Anwesenden in der Folgezeit über den Todesfall und sofortigen Abbruch des Flugmeetings unterrichtet.
Zwar werden erst die genaueren behördlichen Untersuchungen ergeben, was die eigentliche Unfallursache war. Am Sonntagnachmittag weist jedenfalls nichts auf ein Verschulden der Organisatoren hin. Flugleiter Urs Winkelmann bekräftigt an der Medienkonferenz um 15 Uhr, dass Sicherheit bei der Organisation an oberster Stelle steht und der ganze Anlass gemäss den strengen Vorgaben des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) geplant wurde. OK-Mitglied Edi Jermann weist darauf hin, dass auch nach dem tödlichen Absturz 2005 (siehe unten) der Unfallbericht die Organisatoren von jeder Schuld freisprach.
Doch für OK-Präsidentin Regina Weibel steht die Schuldfrage kurz nach dem Unfall nicht an erster Stelle, wie sie im bz-Interview festhält:
Frau Weibel, es sind jetzt gut vier Stunden seit dem tödlichen Unglück vergangen. Wie geht es Ihnen gerade?
Regina Weibel: Das kann ich Ihnen im Moment nicht sagen. Ich fühle im Moment nichts. Ich bin bloss am funktionieren. Irgendwann werden mich die Ereignisse einholen.
Die Frage, die gerade viele Helfer und Flugfans beschäftigt, lautet: War dieser Unfall das Ende der Dittinger Flugtage?
Das werden wir gemeinsam im Verein besprechen. Wie wir entscheiden werden, kann ich im Moment noch nicht beurteilen. Wir müssen zunächst die schrecklichen Ereignisse setzen lassen und dann mit unseren Mitgliedern über die Zukunft diskutieren. Das kann noch einige Zeit dauern.
Sehen Sie einen Mittelweg zwischen «weiter wie bisher» und dem endgültigen Aus?
Wir müssen zuerst abwarten, was die genaue Ursache des Unglücks war und wie der Untersuchungsbericht ausfällt. Dann können wir über die Zukunft der Flugtage diskutieren. Denkbar ist, die Flugtage von ihrer Grösse her zu redimensionieren. Aber wie gesagt: Es ist viel zu früh, jetzt schon darüber zu diskutieren.
Die Vorführung der Grasshoppers wurde am Freitag vor den Flugtagen vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) extra überprüft, das ganze Programm als unbedenklich eingestuft. Hilft Ihnen diese Tatsache bei der Verarbeitung des Vorgefallenen?
Für mich ist wichtig, dass die Formationen, die bei uns fliegen, vom Bazl überprüft wurden. Wir legen grossen Wert auf sicheres Fliegen. Ich kann letztlich die Verantwortung aber auch nicht einfach delegieren.
Inwiefern fühlen Sie sich mitverantwortlich?
Wir stehen als Organisatorin der Flugtage in der Pflicht. Was heute passiert ist, ist eine Tatsache, auch wenn ich es am liebsten ungeschehen machen würde. Doch das geht nicht.