Was bedeutet die Zwangsübernahme für die Menschen, die ein Konto bei der Credit Suisse haben, eine Hypothek oder eine dritte Säule? Zum jetzigen Zeitpunkt ändert sich für Kundinnen und Kunden der CS noch nichts. Die Schalter sind geöffnet. Geld kann wie gewöhnlich abgehoben werden. Sämtliche Dienstleistungen wie E-Banking oder etwa die Nutzung von Debit- und Kreditkarten sind uneingeschränkt möglich.
Langfristig wird es für die Kundinnen und Kunden der Credit Suisse wohl einige Anpassungen geben, wie etwa die Änderungen der Geschäftsbedingungen sowie die Konditionen für Finanzprodukte. Wie dies im Detail aussehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Sicher ist: Kundengelder von bis zu 100'000 sind durch die Einlagensicherung geschützt. Alles andere hängt damit zusammen, was nun passieren wird. Geht eine Bank Konkurs, wären Geldeinlagen über 100'000 verloren. Dieses Risiko ist grundsätzlich bei jeder Bank vorhanden – auch bei der neuen Schweizer Megabank. Der Bundesrat und die SNB springen allerdings deshalb mit Milliarden-Garantien ein, um ein solches Szenario zu minimieren. Zudem geniesst die UBS einen guten Ruf, verfügt über eine gesunde Eigenkapitalquote und ist nicht übermässig verschuldet.
Hinzu kommt ausserdem, dass der Bund und die SNB neben den umfangreichen Garantien für allfällige zu hohe Verluste auch Liquiditätshilfen im Umfang von bis zu 200 Milliarden Franken zugesprochen haben.
Die UBS wird die Hypotheken der Kundinnen und Kunden der Credit Suisse künftig übernehmen. Für die Kundschaft ändert sich nichts, ausser dass die Zinsen der UBS geschuldet sind. Auch die Spareinlagen der Dritten Säule werden auf die UBS übertragen – und bleiben dem Einleger somit erhalten.
Die Übernahme der Credit Suisse erfolgt über einen Aktientausch: Die CS-Aktionäre erhalten 76 Rappen pro Aktie, was deutlich weniger als der Hälfte des Schlusskurses von Freitag entspricht. Die Transaktionen sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Der Deal beinhaltet eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken an Steuergeldern. Diese Bundesgarantie würde allerdings nur dann zum Zuge kommen, sollte der Verlust über 5 Milliarden Franken betragen. Für die ersten 5 Milliarden Verlust muss die UBS selbst aufkommen, erst dann übernimmt der Bund, und zwar maximal 9 Milliarden Franken.
Zusätzlich versichert die Eidgenossenschaft mit bis zu 100 Milliarden Franken einen Teil der Liquiditätshilfe der SNB an die UBS. Das heisst, sollte die Bank diese Hilfe in Anspruch nehmen, später aber Konkurs gehen und sie der SNB nicht mehr zurückzahlen können, springt der Bund dafür ein und zahlt der SNB dieses Geld zurück.
Der Bundesrat versicherte allerdings, dass er die Risiken für die Steuerzahlerinnen und -zahler so klein wie möglich halten wolle.
Es steht ausser Frage, dass sich bei einer kompletten Übernahme viele Stellen überschneiden – und somit wegfallen werden. Die beiden Grossbanken zählen weltweit gemeinsam etwa 120'000 Mitarbeitende, davon rund 37'000 in der Schweiz. Die Nachrichtenagentur Reuters schätzt, dass bei der Fusion bis zu 10'000 Stellen wegfallen könnten.
Florian Schubiger, Finanzexperte an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften schätzt gegenüber SRF, dass vor allem die Schweiz von Stellenstreichungen betroffen sei, da die Geschäftsbereiche der beiden Banken sich sehr ähnlich sind.
Die UBS übernimmt quasi die Titanic – sprich, eine Bank in Schieflage. Kann die Rettung dadurch auch die UBS in Gefahr bringen? «Ich denke, ein solches Szenario ist im Moment ausgeschlossen. Die jetzige, fusionierte UBS würde vermutlich vom Staat um jeden Preis gerettet werden», sagt Florian Schubiger im SRF-Espresso-Gespräch.
Auch die UBS-Aktie, die bei der Börsenöffnung erst auf ein Jahrestief von 14.38 Franken absackte und sich nun bereits wieder ins Plus (2,1 Prozent im Plus bei 17.46 Franken) drehte, weist nicht auf eine Abwärtsspirale hin.
(cst)