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Schweiz
Gesellschaft & Politik

Das sagen die Branchen zur Ausweitung des Covid-Zertifikats

Teaserbild zu Schweizer Covid-Zertifikat
Wer geimpft, getestet oder genesen ist, kriegt das Covid-Zertifikat.Bild: watson

So reagieren betroffene Unternehmen auf eine mögliche Zertifikatspflicht XXL

Wer Schlemmen, Schwitzen oder Schwimmen gehen will, könnte dies bald nur noch getestet, genesen oder geimpft tun dürfen. Der Bundesrat hält sich vor, die Covid-Zertifikatspflicht weiter auszuweiten. Die Reaktionen aus den betroffenen Branchen sind durchzogen.
26.08.2021, 14:3627.08.2021, 14:59
Helene Obrist
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Der Bundesrat plant die Covid-Zertifikatspflicht XXL. Wer ins Restaurant, Kino, Fitnesscenter oder ins Schwimmbad will, soll am Eingang eines der drei «G»'s (Genesen, Getestet, Geimpft) vorweisen müssen.

Man wolle mit allen Mitteln verhindern, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen kommt, so Gesundheitsminister Alain Berset an der Medienkonferenz vom Mittwoch. Ob die Zertifikatspflicht tatsächlich kommt, wird sich zeigen. Dennoch herrscht Unruhe in den verschiedenen Branchen.

Fitnesszentren fürchten sich vor Abo-Kündigungen

«Eine Zertifikatspflicht wäre für viele Fitnesszentren existenzbedrohend», so Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheits-Center Verbandes (SFGV). Ammann befürchtet, dass viele Kundinnen und Kunden wegen der Zertifikatspflicht nicht mehr zum Training erscheinen würden. «Was soll ich tun, wenn dieser Teil der Kundschaft dann ihr Geld zurückverlangt?»

«Eine Zertifikatspflicht wäre für viele Fitnesszentren existenzbedrohend.»
Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheits-Center Verbandes (SFGV)

Auch der Zeitpunkt einer allfälligen Ausweitung der Zertifikatspflicht sei heikel: «Herbst und Winter ist die wichtigste Umsatzzeit für Fitnesszentren.» Der Branchenvertreter hält andere Schutzmassnahmen für zielführender, um Ansteckungen zu verhindern. «Wir haben beispielsweise seit Monaten Luftsensoren installiert, die die Sauerstoff-Qualität messen.»

Evan Leedy exercises at Burn Fitness in Rochester Hills, Mich., Monday, June 21, 2021. Michigan is fully open again. After facing 15 months of capacity restrictions and being hit by the country���s wo ...
Auch Fitnesszentren könnten womöglich bald ihrer Kundschaft nur noch mit einem gültigen Covid-Zertifikat Einlass gewähren. Bild: keystone

Zertifikat ist besser als Schliessung

Ebenfalls nicht hell begeistert von einer Zertifikatspflicht ist Bruno Della Torre. In Kerns im Kanton Obwalden führt er das Restaurant Rose. Die Impfquote im Kanton ist eine der Tiefsten: Erst 42,5 Prozent der Obwaldnerinnen und Obwaldner entschieden sich für den Pieks.

«Ich will kochen und ein guter Gastgeber sein. Und nicht Polizist spielen müssen.»
Bruno Della Torre, Gastgeber

«Müssen wir das Covid-Zertifikat überprüfen, reisst es uns mehr als 50 Prozent der Gäste weg», befürchtet Della Torre. Bei grösseren Anlässen wie Banketten sei eine Überprüfung sinnvoller. «Für ein Bier oder einen Kaffee ist der Aufwand aber zu gross». Trotz der Kritik: Della Torre zieht eine Ausweitung der Zertifikatspflicht einer erneuten Schliessung vor. Er möchte aber vor allem eins: «Kochen und ein guter Gastgeber sein. Und nicht Polizist spielen müssen.»

«Wenn Zertifikatspflicht, dann auch in den ÖV»

Ähnlich klingt es auch aus dem Kanton Zürich: «Das Zertifikat würde für uns einen weiteren Zusatzaufwand bedeuten, nebst den Schutzkonzepten, die wir ohnehin bereits umsetzten», sagt Gastrounternehmer Rudi Bindella Junior. Er betreibt 44 Restaurants mit 1300 Angestellten.

«Eine Zertifikatspflicht könnte merkliche Umsatzeinbussen zur Folge haben.»
Rudi Bindella Jr., Gastrounternehmer

Sorgen macht sich Bindella vor allem bei der jüngeren Kundschaft. Der ältere Teil der Bevölkerung sei bereits grösstenteils geimpft. Deshalb mache man sich bei den gehobenerem Konzepten, wie etwa im Bianchi oder im Ristorante Bindella weniger Sorgen um die Gästefrequenz. «Anders bei den jüngeren Konzepten wie Trattoria Sempre, Più oder Bank. Dort könnte die Zertifikatspflicht merkliche Umsatzeinbussen zur Folge haben», befürchtet der Gastronom.

Man sei nach wie vor der Meinung, dass die Krise nicht auf dem Rücken der Gastronomie ausgetragen werden dürfe, so Bindella weiter. «Wenn eine Zertifikatspflicht kommt, dann müsste man sie konsequenterweise auch für Bereiche wie beispielsweise im ÖV diskutieren.»

HotellerieSuisse verhalten dafür

Beim Branchenverband HotellerieSuisse spricht man sich verhalten für eine Ausweitung der Zertifikatspflicht aus. Man könne den Schritt nachvollziehen, da Schliessungen um jeden Preis verhindert werden sollen, teilt der Verband in einer Medienmitteilung mit. «Die Ausdehnung muss aber unter allen Umständen befristet sein und nur eingeführt werden, wenn es absolut notwendig ist», heisst es im Schreiben weiter.

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221 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Igor Gorbatschow
26.08.2021 14:40registriert Juni 2020
Ich verstehe die Bedenken, doch was ist die Alternative? Komplett schliessen bei zu hohen Zahlen, oder halt das kleinere Übel die Zertifikate zu kontrollieren? Natürlich ist beides nicht cool, aber es geht ja auch um die Schadensbegrenzung.
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Pafeld
26.08.2021 16:58registriert August 2014
Schade habe Bruno Della Torres Restaurant nicht als Halbwüchsiger gekannt. Eine Beiz, in der man damit überfordert ist, eine Information auf einem Ausweis mit einem Gesicht abzugleichen, ohne gleich als Polizist zu gelten, hätte ich mir mit 14 schon gewünscht.
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caro90
26.08.2021 17:19registriert November 2015
Im ÖV gilt Maskenpflicht 🙄 zudem ist es schon nur sprech- bzw. atemtechnisch sowie aus praktischen Gründen nicht das gleiche wie im Resti, Badi oder Aktivitäten wie Sport oder singen. Ich hasse das ewige 'sollen doch die anderen...'
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