Schweiz
Gesellschaft & Politik

Bund prüft eine Chip-Pflicht für Katzen

Hunderttausende Katzen nicht registriert – jetzt prüft der Bund eine Chip-Pflicht

13.12.2024, 08:0413.12.2024, 14:46
Mehr «Schweiz»

In der Schweiz leben derzeit rund zwei Millionen Katzen – damit sind sie das beliebteste Haustier des Landes. Die genaue Anzahl Büsis im Land ist allerdings unklar. Etwa weil vermutet wird, dass es Hunderttausende streunende Tiere gibt. Vor allem aber, weil Katzen im Gegensatz zu Hunden nicht gechippt und damit nicht registriert sind.

FILE - Willow, the Biden family's new pet cat, wanders around the White House on Wednesday, Jan. 27, 2022 in Washington. Jill Biden has written a children's picture book about her White Hous ...
In der Schweiz gibt es rund zwei Millionen Katzen – ein Grossteil davon ist nicht registriert.Bild: keystone

Wie der «Blick» berichtet, könnte sich dies nun aber bald ändern. So soll es derzeit Pläne für eine schweizweite Chip-Pflicht geben. Das Bundesamt für Veterinärwesen (BLV) bestätigte, dass man eine solche Lösung als «begrüssenswert» sehe und dabei sei, Abklärungen zum Thema zu treffen.

Mit einer Chip-Pflicht will der Bund gleich mehrere Probleme angehen. Einerseits soll dadurch das Tierwohl verbessert werden: Indem man die Katzen registriert, sollen die Besitzerinnen und Besitzer mehr in die Verantwortung genommen werden. Dadurch könnte auch besser zur Kastration der Tiere sensibilisiert werden, was die starke Vermehrung eindämmen könnte.

Durch diese Eindämmung soll gleich ein weiteres Problem angegangen werden: So könnte man dafür sorgen, dass Katzen weniger Tiere töten. Jedes Jahr fallen Millionen Vögel, Reptilien und Insekten den Stubentigern zum Opfer. Wie stark diese Zahl durch eine Chip-Pflicht vermindert werden könnte, ist aber unklar – das BLV schreibt lediglich, die Chips seien eine potenzielle Grundlage für Studien zur Auswirkung auf die Biodiversität.

A cat plays with a mouse on a farmyard in Sehnde near Hanover, central Germany on December 20, 2014. The minute-long cat-and-mouse game was fatal for the little animal. AFP PHOTO / DPA / JULIAN STRATE ...
Berüchtigte Jäger: Katzen töten jedes Jahr Millionen Tiere.Bild: DPA

Tierschützer interessiert, Bauern kritisch

Die Meinungen zu einer solchen Chip-Pflicht sind derweil geteilt. Tierschützer zeigen sich grundsätzlich interessiert an einer solchen Option. Der Schweizer Tierschutz sagt gegenüber dem «Blick», eine solche Pflicht würde das Tierwohl verbessern – Katzen würden oft leichtfertig angeschafft und dann vernachlässigt, wenn Probleme auftauchen. Sind die Tiere gechippt, wären Konsequenzen für verantwortungslose Besitzer möglich.

Widerstand droht hingegen von Seiten der Bauern. So kritisiert Martin Haab, SVP-Nationalrat und Präsident des Zürcher Bauernverbands: «Für einen Bauern mit vier oder fünf Katzen bedeutet das viel Aufwand.» So schiesse eine Pflicht übers Ziel hinaus. Er persönlich habe seine Katzen kastriert, aber nicht gechippt. Weiter sagt er, bei ihm auf dem Hof würden oft herrenlose Katzen auftauchen. «Es kann nicht sein, dass ich dann im Extremfall für sie verantwortlich bin, nur weil sie sich auf meinem Land befinden», so Haab.

Landwirt und Nationalrat Martin Haab, SVP-ZH, empfielt den SVP Delegierten Ablehnung der Biodiversitaetsinitiative, an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz, am Samstag, 17. August 2024 in Leuk.  ...
Landwirt und Nationalrat Martin Haab ist von der Idee nicht überzeugt.Bild: keystone

Neu ist das Thema nicht. Schon im Kanton Aargau wurde im Parlament kürzlich über eine Chip-Pflicht gesprochen. Und auch im Baselbiet war eine Registrierungspflicht bereits ein Thema. Nach Angaben des Tierschutzes ist derzeit nur rund ein Drittel aller Katzen in der Schweiz registriert. (dab)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
165 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jackie Brown
13.12.2024 08:57registriert Oktober 2022
Was ich noch wichtiger fände, wäre die vielen Streuner Katzen zu kastrieren. Bei uns auf dem Land gibt es einige Höfe wo sich die Katzen unkontrolliert vermehren.
Wir haben die wilden Katzenbabies auf unserem Hof eingefangen und dann kastrieren lassen. Es gab sogar einen Rabatt für Bauernbetriebe, super Sache!
1393
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dave1974
13.12.2024 08:14registriert April 2020
«Es kann nicht sein, dass ich dann im Extremfall für sie verantwortlich bin, nur weil sie sich auf meinem Land befinden»

Wenn sie bereits gechippt wären, gäbe es ev. eine Lösung? Ansonsten bliebe es ja so wie bisher - im Extremfall.
965
Melden
Zum Kommentar
avatar
Think_Pink
13.12.2024 08:35registriert November 2020
Fände ich gut. Ich habe mich lange gegen das Chippen gewehrt - "weil früher hat man das auch nicht gemacht" (🙈) aber heute bin ich ganz dafür. Ein Büsi wurde mal überfahren und ich wurde Dank des Chips kontaktiert von jemandem, die es in die Tierklinik gebracht hat - dafür war ich enorm dankbar. Plus ist es immer das erste, was ich abfühle, wenn ich ein unbekanntes Büsi in der Gegend sehe, das mir zu denken gibt. Ist schnell erledigt, hat nur Vorteile. Ich hoffe, dass auch die etwas verwilderten Bauernhofkatzen davon profitieren können und vllt. treibt es die Kastrationspflicht voran. Miau!
886
Melden
Zum Kommentar
165
    Wo die grössten Probleme der SBB liegen – und wo es fast immer gut läuft
    Die Schweizer Pendlerinnen und Pendler dürfen sich über ein ausgezeichnetes Zugnetz freuen. Doch die Analyse von fast 24 Millionen Stopps an Schweizer Bahnhöfen zeigt, wo es dennoch hapert - und wie es an ihrem Bahnhof aussieht.

    Die S2 verlässt den Zürcher Flughafenbahnhof jeden Morgen um 07.06 Uhr. Unterwegs hält der Zug mitten im Pendlerverkehr in Oerlikon und am Hauptbahnhof, bevor er über weitere zehn Bahnhöfe in Richtung Ziegelbrücke rollt.

    Zur Story