Schweiz
Interview

Tamara Funiciello ist enttäuscht: Bundesgericht lehnt AHV-Beschwerde ab

Des femmes manifestent avec des banderoles devant le Tribunal federal avant l'ouverture d'une audience sur les recours contre la votation sur le relevement de l'age de la retraite des f ...
Proteste gegen das Frauenrentenalter 65 vor dem Bundesgericht in Lausanne.Bild: keystone
Interview

SP-Funiciello sagt, was sie nach den abgelehnten AHV-Beschwerden nun fordert

Wegen falsch kommunizierter Zahlen wollten Grüne und SP-Frauen, dass das Bundesgericht die AHV-Abstimmung von 2022 aufhebt. Die Beschwerden wurden jedoch abgelehnt, sehr zur Enttäuschung von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello.
12.12.2024, 18:0512.12.2024, 18:49
Mehr «Schweiz»

Das Bundesgericht hat die Beschwerden abgelehnt. Ihr Fazit?
Ich bin mit diesem Urteil natürlich nicht zufrieden. Wir kamen mit der Erwartung hierher, dass wir gewinnen. Nun haben wir leider verloren.

Können Sie dennoch etwas Positives mitnehmen?
Definitiv. Das Bundesgericht hat anerkannt, dass der Bundesrat Fehler gemacht hat. Es hat ganz klar gesagt, dass der Bundesrat nicht transparent genug, ja sogar falsch informiert hat. Die Konsequenzen dieser Falschinformation, dieser mangelnden Transparenz, tragen nun die Frauen. Das geht nicht. Wir erwarten vom Bundesrat, dass er für diese Fehler die Verantwortung übernimmt und dafür sorgt, dass die Frauen endlich Gleichheit und Gleichstellung erreichen.

«Wir erwarten, dass die Lohngleichheit, die seit 40 Jahren in unserer Verfassung steht, endlich umgesetzt wird.»

Trotz dieser Anerkennung: Das Bundesgericht hat Ihre Beschwerden abgelehnt.
Dies hat vor allem mit der Rechtssicherheit zu tun. Wir wussten von Anfang an, dass es schwierig werden könnte, und die Rechtssicherheit ist auch ein valides Argument. Auf der politischen Ebene müssen diese Beschwerden nun aber Konsequenzen haben.

Lisa Mazzone, presidente du parti Les Vert-e-s suisse, Vania Alleva, presidente du syndicat UNIA, Mattea Meyer, co-presidente du parti socialiste suisse, Tamara Funiciello, membre du Conseil national  ...
Vor dem Bundesgericht von links nach rechts: Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone, Unia-Präsidentin Vania Alleva, SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, SP-Nationalrätin Tamara Funiciello und SP-Nationalrätin Martine Docourt.Bild: keystone

Die wären?
Wir erwarten, dass der Bundesrat in der zweiten Säule dafür sorgt, dass Frauen anständige Renten haben. Wir erwarten, dass die Lohngleichheit, die seit 40 Jahren in unserer Verfassung steht, endlich umgesetzt wird. Wir erwarten, dass man für Frauen Kinderbetreuungsangebote zur Verfügung stellt, dass Gleichstellung, die angeblich so hoch gewichtet wird in diesem Land, Realität wird.

«Der Bundesrat hat einen von der Verfassung bestimmten Auftrag, die Gleichstellung umzusetzen.»

Gibt es da konkrete Pläne?
Wir haben hängige Vorstösse. Einer verlangt, dass Care-Arbeit und Teilzeitarbeit in der zweiten Säule anerkannt werden. Und eben: Der Bundesrat hat einen von der Verfassung bestimmten Auftrag, die Gleichstellung umzusetzen.

Glauben Sie, dass der heutige Entscheid künftig vergleichbare Fälle beeinflussen kann?
Ich glaube schon, dass der heutige Entscheid künftig solche Entscheide beeinflussen kann. Vor allem die Art und Weise, wie der Bundesrat kommuniziert, wird sich ändern müssen. Wenn der Bundesrat Prognosen kommuniziert, muss klar sein, dass es Prognosen und eben keine Fakten sind. Genau das hat der Bundesrat im Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente aber gemacht. Er redete von einem Defizit, das genau so eintreffen werde. Das ist keine Prognose. Wir erwarten, dass der Bundesrat der Bevölkerung in Zukunft reinen Wein einschenkt.

Hat sich Ihr Aufwand in den vergangenen Monaten trotz Niederlage gelohnt?
Auf jeden Fall. Es lohnt sich immer, für Demokratie und Gerechtigkeit einzustehen. Ganz ehrlich: Wenn der Weg einfach wäre, würden wir ihn anderen überlassen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Als die Schweiz eine halbe Million Schwalben rettete
1 / 13
Als die Schweiz eine halbe Million Schwalben rettete
Am Hauptbahnhof in Zürich konnten erschöpfte Schwalben abgegeben werden.
quelle: eth-bildarchiv / christof sonderegger
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Samichläuse räumen Elektrofachgeschäft aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
212 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Viva Svizzera
12.12.2024 18:18registriert März 2023
«Wir erwarten, dass der Bundesrat der Bevölkerung in Zukunft reinen Wein einschenkt»

Die gleiche Erwartung habe ich an alle politischen Parteien.
4174
Melden
Zum Kommentar
avatar
bossac
12.12.2024 18:15registriert Juni 2014
„ Die Konsequenzen dieser Falschinformation, dieser mangelnden Transparenz, tragen nun die Frauen.“
Schon interessant, wie in ihrer Welt die Initiative nur durchkommen konnte, weil falsche Zahlen kommuniziert wurden und nicht, weil es tatsächlich auch andere Ansichten gibt wie der Begriff Gleichstellung verstanden werden kann.
40636
Melden
Zum Kommentar
avatar
slnstrm
12.12.2024 18:18registriert August 2023
"Der Bundesrat hat einen von der Verfassung bestimmten Auftrag, die Gleichstellung umzusetzen."

Vom Bundesgericht wird aber erwartet, die Gleichstellung nicht umzusetzen. Soll einer verstehen....
30132
Melden
Zum Kommentar
212
    Pfister für Amherd – so sieht das aktualisierte Bundesratsfoto aus

    Am ersten Arbeitstag des neuen Verteidigungsministers hat die Bundeskanzlei auch gleich das aktualisierte Bundesratsfoto publiziert. Martin Pfister ersetzt dabei seine Vorgängerin Viola Amherd.

    Zur Story