Hat dich deine Katze schon mal mit einem Geschenk beglückt? Etwa mit einer kleinen Spitzmaus? Oder mit einem süssen, noch lebenden Spatz, der dann verletzt unter dein Bett geflüchtet ist? Oder hat sie dir auch schon aus purer Zuneigung eine Blindschleiche in deine Sporttasche gelegt? 😍
Mir schon! Der Schrei, der mir beim Entdecken des noch schlängelnden Viehs entfuhr, hatte zum Unverständnis meiner Katze allerdings herzlich wenig mit Freude zu tun. Vielleicht gerade darum erhöhte sie im Anschluss ihre «Geschenk-Frequenz». Doch auch die Kröte, die mich eines Morgens vom Wohnzimmerteppich aus verdattert anschaute, vermochte mich nicht zu beglücken.
Fällt dir was auf? Die Katzen in meinem Leben haben mir schon eine grosse Auswahl an Tieren in die Wohnung geschleppt. Darunter leide nicht nur ich, sondern insbesondere die Tierwelt. Das hat nun eine grosse Studie, die am Dienstag im Fachmagazin Nature Communications erschienen ist, bestätigt.
Die Studie nimmt – wie es sich für wissenschaftliche Arbeit gehört – kein Blatt vor den Mund. Gleich zum Einstieg wird den Lesenden vor Augen geführt, wieso Katzen so problematisch für ihre Umwelt sind.
Die frei lebenden Katzen (im Fachjargon Felis Catus) wurden laut der Studie vor 9000 Jahren domestiziert. Das heisst, sie wurden vom Wild- zum Haustier. Seither hat der Mensch die Katze fast überall in der Welt eingeführt, um ihre Dienste zum Schutz vor Mäusen und anderen Nagern in Anspruch zu nehmen. So ist sie zu einer der am weitesten verbreiteten Tierarten der Welt geworden und kommt auf allen Kontinenten ausser der Antarktis vor.
So weit, so gut. Wo ist jetzt das Problem? Wenn du Katzenliebhaber oder -liebhaberin bist, dann halt dich jetzt gut fest:
Die Katze stört nicht nur viele Ökosysteme, sie verbreitet auch viele neuartige Krankheiten auf andere Arten – inklusive auf den Menschen. Mit ihrer Präsenz verdrängt sie dabei andere kleine Jäger und beutet die lokale Fauna aus, was wiederum zum Aussterben bedrohter Arten führt. Fazit:
Was ihren Speiseplan betrifft, ist die Katze nicht wählerisch. Sie deckt ihren Energiebedarf fast ausschliesslich durch Proteine, also aus tierischem Gewebe. Aus welcher Quelle dieses stammt, ist der Katze herzlich egal. Diese Anspruchslosigkeit ist es laut der Studie auch, die ihr diese globale Verbreitung ermöglicht hat. Die Katze frisst einfach das, was sie jagen kann. Und jagen, das kann sie.
Um herauszufinden, was genau auf dem Speiseplan der Katze steht, haben die Forschenden die Resultate von über 500 Studien der letzten hundert Jahre zusammengetragen. Herausgekommen ist dabei die grösste bisher existierende Datenbank über die Ernährung der Katzen.
Schauen wir uns diese Daten mal genauer an.
Katzen diskriminieren nicht: Ob Vögel, Insekten, Säugetiere oder Reptilien, Katzen fressen alle Tierarten, die ihnen zwischen die Pfoten kommen. Die grösste und schmackhafteste Auswahl bietet ihnen die Vogelwelt. Vom kleinen Spatz bis zum 34 Kilo schweren Emu, die Katze macht sich insgesamt über 981 Vogelarten her. Während sie den Spatz selber jagen kann, tut sie sich bei grösseren Tieren wie dem Emu hauptsächlich an Kadavern gütlich.
Bei den Reptilien munden ihnen 463, bei den Säugetieren 431 Arten. Von den Insekten stehen gemäss Studie 119 Arten, von Amphibien 57 Arten auf dem Speiseplan. Was zunächst nach wenig klingt, ist laut den Forschenden eine überraschend hohe Zahl. So seien in vielen Studien die verschiedenen Insektenarten gar nicht gelistet worden. Dies liege unter anderem daran, dass die Katze bei dem Konsum dieser Tiere zu wenig Material hinterlasse, um es auf bestimmte Arten zurückführen zu können.
Die Studie geht daher davon aus, dass die Dunkelziffer von konsumierten Arten noch sehr viel höher ist. Die Forschenden schreiben:
Zurück zur Problematik: 347 von Katzen konsumierte Arten (entspricht 16.65 Prozent des Speiseplans) stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten von der Weltnaturschutzunion (IUCN). Insgesamt 11 Tiere davon gelten als in freier Wildbahn ausgestorben oder ganz ausgestorben – bei den meisten von ihnen handelte es sich um Insel-Endemiten. Tierarten, die nur auf einer Insel zu finden waren.
Wie die Forschenden herausgefunden haben, fressen Katzen auf Inseln dreimal so viele Arten, die unter Naturschutz stehen, wie auf dem Festland. So sind etwa auf Neuseeland gleich zwei endemische Vogelarten ausgestorben: der neuseeländische Stephens Island Rockwren und die neuseeländische Wachtel. In der Nation, bekannt für ihre riesige Vogel-Diversität, hat das Katzenproblem deshalb schon zu hitzigen Debatten geführt. Ein Jagd-Wettbewerbsorganisator packte die Gelegenheit beim Schopfe und führte zu Beginn dieses Jahres kurzerhand eine eigene Abschuss-Kategorie für Wildkatzen ein.
In Australien hat man derweil eine humanere Lösung gefunden. Wie das «The Wall Street Journal» schreibt, ist es beispielsweise in einem Vorort der Stadt Adelaide für Hauskatzen verboten, zwischen 20 Uhr und 7 Uhr das Grundstück ihres Halters allein zu verlassen.
Während die Studie nicht darauf abzielte, Lösungen für die Katzenproblematik zu finden, so hat sie für die Förderung von Schutzmassnahmen wichtige Informationen geliefert.