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Sirenentest 2025: Was du in einem Ernstfall tun solltest

Das war es mit dem Sirenentest: Das musst du tun, wenn du sie nicht gehört hast

Heute ab 13.30 Uhr heulte der Sirenenalarm durch die ganze Schweiz: Doch keine Angst, es handelt sich nicht um einen Ernstfall. Stattdessen führte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz den jährlichen Sirenentest durch.
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05.02.2025, 12:4305.02.2025, 13:59
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Man denkt nichts Böses und plötzlich geht das Geheule los. Der unangenehme Ton ist kaum zu überhören. Heute war wieder Sirenentest. Doch was muss die Bevölkerung in einem Ernstfall tun? Und was wäre, wenn genau heute ein Notfall eintreffen würde? Alle Informationen dazu hier:

Wann wird der Sirenentest 2025 durchgeführt?

  • Der Sirenentest fand am Mittwoch, 5. Februar 2025 um 13.30 Uhr statt.
  • In von Überschwemmungen gefährdeten Gebieten unterhalb von Stauanlagen wurde zudem ab 14.00 Uhr zusätzlich der Wasseralarm getestet.
  • Das nächste Mal wird die Alarmierung voraussichtlich am 4. Februar 2026 getestet.

Wie lange dauert der Sirenentest?

Ab 13.30 Uhr ertönte während einer Minute ein regelmässiger auf- und absteigender Heulton – der allgemeine Alarm. Der Test dauerte je nach Standort bis 14.00 Uhr.

Direkt anschliessend kam der Wasseralarm, der von 14.00 Uhr bis spätestens 16.30 Uhr ausgelöst wird. Dieser besteht aus zwölf tiefen Dauertönen von je 20 Sekunden in Abständen von je 10 Sekunden.

Warum immer an einem Mittwochnachmittag?

In der Regel testen die Behörden den Sirenenalarm in der Schweiz jeweils am ersten Mittwoch des Februars. Warum? Tatsächlich ging die Information dazu über den Lauf der Jahre verloren. Es schien sinnvoll, den Test an einem normalen Arbeitstag und nicht am Wochenende durchzuführen, damit die beteiligten Stellen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) vollständig sind. Der Mittwochnachmittag ist zudem passend, weil dann der Schulunterricht nicht gestört wird.

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An einem Mittwochnachmittag wird der Schulunterricht um 13.30 Uhr und 14.15 Uhr Uhr vom Wasseralarm nicht gestört.Bild: keystone

Was wäre, wenn an diesem Tag wirklich ein Notfall wäre?

Grundsätzlich ertönen die Sirenen genau gleich, sollte genau zum Zeitpunkt des Sirenentests ein Notfall eintreten. Das BABS sieht dafür keine spezifischen Anpassungen vor. Der einzige Unterschied wäre, dass über die Alertswiss-App nicht nur eine informative Meldung verschickt, sondern auch ein Signalton ausgelöst wird.

«Wir denken, dass die Aufmerksamkeit an diesem Tag generell höher ist», sagt ein Sprecher des BABS auf Anfrage. Er geht davon aus, dass die Menschen schnell merken, dass es sich um einen richtigen Notfall handelt, wenn es in den Medien entsprechend kommuniziert wird.

Wie viele Sirenen gibt es in der Schweiz?

Insgesamt warnen die Behörden mit etwa 7200 Sirenen die Bevölkerung vor Gefahren. Diese sind auf Gebäudedächern an Orten mit über 100 Einwohnern montiert. Um auch abgeschieden lebende Personen zu erreichen, stehen zudem etwas über 2000 mobile Sirenen bereit. Diese sind auf Einsatzfahrzeugen der Polizei oder der Feuerwehr montiert. Die Sirenen sind so angelegt, dass jede etwa im Umkreis von 2000 Metern alarmiert.

Wie viele Sirenen fallen im Schnitt aus?

Die Funktionsbereitschaft der Alarmierung ist ziemlich gut. Im Durchschnitt gibt es bei etwa zwei Prozent aller Sirenen Probleme – das sind ungefähr 140 Stück. Letztes Jahr funktionierten sogar 99 Prozent aller Alarme. Solltest du während des Tests keine Sirene hören, kannst du dich bei deiner kantonalen Stelle für Zivilschutz melden.

Wie funktionieren die Sirenen?

Sirenentest Schweiz: Die elektronische und pneumatische Sirene.
Diese Sirenen heulen bei Gefährdung: Links die pneumatische, rechts die elektronische Variante.Bild: babs

Grundsätzlich gibt es in der Schweiz noch zwei Sirenentypen: Der modernere, elektronische Typ und der ältere, pneumatische Typ. Die elektronische Sirene funktioniert mittels Lautsprecher und Verstärker. Die pneumatische hingegen erzeugt den Heulton über vor Ort gelagerte Druckluft.

In welchen Fällen wird ein Alarm ausgelöst?

Der Bund kann die Sirenen grundsätzlich nur im Falle erhöhter Radioaktivität auslösen, um die Bevölkerung zu warnen. Dann würde der rote Knopf von der Nationalen Alarmzentrale (NAZ) gedrückt. Eigentlich sind jedoch die Kantone selbst zuständig, auf Gefährdung zu reagieren. Sie sind angewiesen, die Sirenen nur dann auszulösen, wenn die Leben vieler bedroht sind.

Diese Bedrohung der Bevölkerung kann von einem terroristischen Angriff, einem Unwetter oder einem Chemieunfall herrühren. Weiter gibt es einen eigenen Alarm für Überschwemmungen, dann erklingt der Wasseralarm.

Update
Diese Story ist bereits auf watson veröffentlicht worden. Aus aktuellem Anlass haben wir uns entschieden, sie zu aktualisieren und erneut zu publizieren.

Was muss ich im Ernstfall tun?

Die Regeln im Ernstfall sind einfach: Radio einschalten oder die Warn-App konsultieren, den Anweisungen der Behörden folgen und die Nachbarn informieren. Bei einem Wasseralarm solltest du das Gebiet sofort verlassen und dich in eine höhere Lage begeben.

Sind Sirenen nicht veraltet?

Die Warn-App Alertswiss des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz
So sieht die Warn-App Alertswiss aus. Hier kann die Bevölkerung im Falle eines Sirenenalarms nachlesen, was sie zu tun hat.Bild: babs

Diesem Vorwurf aus der Bevölkerung widerspricht das BABS. Zwar gibt es seit 2018 die Warn-App Alertswiss, trotzdem setze man auf mehrere Warnkanäle. «Für Sehbehinderte oder Menschen ohne moderne Kommunikationsmittel zum Beispiel ist die Alarmierung auch in Zukunft sinnvoll und notwendig», schreibt das Bundesamt auf seiner Website.

Hier kannst du die App für dein Smartphone downloaden.

Wer löst den Alarm aus und wartet die Sirenen?

Für Auslösung und Wartung der Alarme sind die Kantone selbst zuständig. Das BABS koordiniert zwar den jährlichen Sirenentest auf Bundesebene und testet die Sirenen auf Funktionsbereitschaft, der Einsatz erfolgt aber in den Kantonen und Gemeinden. Der Wasseralarm wird durch die Verantwortlichen von Stauanlagen ausgelöst.

Seit wann gibt es den Sirenentest?

Der erste nationale Test wurde in den 1970er-Jahren durchgeführt. Von 1982 bis 1990 fand er sogar zwei Mal im Jahr statt. Dann heulten die Lautsprecher nicht nur im Februar, sondern auch im September. Der Aufbau des Sirenennetzes startete jedoch bereits vor dem 2. Weltkrieg und geht auf die Verordnung über den Alarm im Luftschutz vom 18. September 1936 zurück. So sollte die Bevölkerung vor Katastrophen geschützt und über Schutzmassnahmen informiert werden.

Die Geschichte der Sirenen in der Schweiz
Für Mobile: Klicke auf das Bild, um zu zoomen.grafik: babs

Die Geschichte der Alarmierung der Bevölkerung reicht noch weiter zurück. Seit 1962 werden pneumatische und seit 1983 elektronische Sirenen eingesetzt. Seit 2015 sind alle an das nationale Netz Polyalert angeschlossen und seit 2018 gibt es in der Schweiz die Warn-App Alertswiss.

So (fehl)alarmieren andere Länder ihre Bevölkerung

  • USA: Die Vereinigten Staaten verschicken im Falle einer Notlage – etwa einer Terrorattacke, Naturkatastrophe oder einem vermissten Kind – SMS-ähnliche Nachrichten an die Bevölkerung. Im Jahr 2018 warnten die Hawaiianischen Behörden die Menschen vor einem bevorstehenden Raketenangriff. Erst nach 38 Minuten kam die Entwarnung: «False Alarm».
  • Japan: In einer der weltweit erdbebenaktivsten Zonen ist ein funktionierendes Frühwarnsystem von besonderer Bedeutung. Die Einwohnerinnen und Einwohner Japans erfahren mit einem System namens J-Alert, das Meldungen im Fernsehen, über Aussenlautsprecher, im Radio, per Push-Nachricht und E-Mail ausstrahlt, von akuten Bedrohungen. So erfuhren sie im April 2023 etwa von herabfallenden Trümmern einer nordkoreanischen Rakete, vor der sie Schutz suchen sollten. Es war zwar eine echte Warnung, die Raketenteile fielen jedoch glücklicherweise weit entfernt ins Meer.
  • Australien: Sollte in Down Under ein Buschbrand ausbrechen, erfahren es die Leute – ganz klassisch – per Telefon. Die Behörden hinterlassen mit der Nummer +61 444 444 444 Combox- und Textnachrichten. «Wenn Sie eine SMS von dieser Nummer erhalten, handelt es sich um eine offizielle Warnung. Es handelt sich NICHT um einen Betrug», schrieb die Polizei 2021 auf X. Offenbar hatte es Verwechslungsgefahr gegeben.
  • Kanada: Auch hier bekommen die Menschen Nachrichten auf ihr Handy, wenn ein Notfall eintritt. Im Gegensatz zu anderen Benachrichtigungen kommt die Meldung mit einem einzigartigen Vibrationsmuster. Dieses riss an einem Sonntagmorgen im Jahr 2020 Millionen von Menschen mit einer relativ beunruhigenden Meldung aus dem Schlaf: Es sei zu einem «Zwischenfall» in einem der grössten Kernkraftwerke der Welt, der Pickering Nuclear Generating Station, gekommen. Nach etwa 90 Minuten des Rätselns und Bangens vor einem möglichen Nuklear-Armageddon ertönte die Sirene ein weiteres Mal – und nahm alles zurück. «Der vorherige Alarm wurde irrtümlich ausgelöst. Es besteht keine Gefahr für die Öffentlichkeit oder die Umwelt.»

Was ist ein Sirenen-Schaf?

Damit ist das Schaf in einem Werbespot des BABS von 2014 gemeint. Dieser zeigt das komplizierte Auslöseverfahren des Sirenentests im Falle einer Katastrophe:

Video: youtube/babs
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