Um weltweit das Ausmass der Korruption im öffentlichen Sektor jedes Landes beurteilen zu können, wurde 1995 der Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) als globaler Indikator eingeführt. Mittlerweile umfasst er 180 Länder. Die Einschätzungen, wie weit Korruption verbreitet ist, werden zu den einzelnen Ländern durch Fachpersonen aus Wissenschaft und Wirtschaft vorgenommen.
Ihre Einschätzung, kombiniert mit weiteren Erhebungen, führt zu einer Punktevergabe von 0 bis 100. Je höher der Wert, desto weniger korrupt erscheint der öffentliche Sektor im jeweiligen Land. Der Index misst allerdings nicht die effektive Korruption im öffentlichen Sektor, sondern dessen wahrgenommene Korruptionsanfälligkeit und auch nicht die Korruption im Privatsektor.
Seit der Einführung des CPI vor bald 30 Jahren gehört die Schweiz zu den Spitzenreitern, also zu denjenigen Ländern, in denen Korruption am wenigsten weit verbreitet ist. Aktuell liegen wir mit 82 von 100 möglichen Punkten zusammen mit Schweden auf Rang 6. Spitzenreiter ist mit 90 Punkten Dänemark, ebenfalls vor der Schweizer liegen Finnland, Neuseeland, Norwegen und Singapur.
Am anderen Ende des Spektrums liegen vor allem Länder mit schwachen, rechtsstaatlichen Strukturen wie der Südsudan, Syrien und Venezuela. Ganz allgemein offenbart der Index trotz Fortschritten ein düsteres Bild: Noch immer erreichen zwei Drittel der untersuchten Länder nicht einmal 50 der maximal möglichen 100 Punkte. In den meisten Staaten stagniert die Korruptionsbekämpfung im öffentlichen Sektor.
Auch hierzulande gibt es Verbesserungspotenzial: Um Dänemark den Spitzenplatz streitig zu machen, müsste die Schweiz laut Martin Hilti, dem Geschäftsführer von Transparency Schweiz, unter anderem «die Regulierung des Lobbyings verbessern sowie Massnahmen gegen die weiterhin stark verbreitete Vetternwirtschaft treffen». Verbandlungen und damit verbundene Interessenskonflikte seien in der Schweiz noch immer das grösste Problem.
Handlungsbedarf sieht Transparency auch im Bereich der Geldwäscherei. Hier gebe es grosse Lücken bei den Regeln für Anwälte, Notare, Finanzberater oder Kunsthändler. «Manche Akteure aus der Schweiz tragen also dazu bei, dass das Korruptionsniveau in anderen Ländern so hoch ist und die Korrupten ihr illegal erworbenes Geld mithilfe von Schweizern waschen können», betont Hilti.
Im Vergleich mit den direkten Nachbarn schneiden wir aber trotz der Einbusse von drei Punkten in den letzten vier Jahren aber noch wie vor am besten ab. Denn auch Deutschland und Österreich büssten in den letzten Jahren einige Punkte ein, während Frankreich seinen CPI mehr oder weniger konstant halten konnte. Einzig Italien konnte in den letzten Jahren zulegen, das südliche Nachbarland hat seine vielschichtigen Probleme mit der Korruption aber längst noch nicht im Griff.
Aber ehrlich gesagt hat es auch noch niemand so richtig versucht.