Gross war die Überraschung im Juni 2022: Als erstes Land in Asien legalisierte Thailand vor rund 18 Monaten den Anbau und den Besitz von Cannabis. Noch kurz zuvor wurden Kiffer und Dealer mit ebenso drakonischen Strafen belegt wie in vielen anderen Teilen des Kontinents, wo Menschen bisweilen hingerichtet werden, wenn sie mit kleinsten Mengen Gras erwischt wurden.
Dann die 180-Grad-Wende: Die damalige Regierung setzte nicht nur eine Legalisierung von Cannabis durch, sondern förderte gar die Kultivierung der Pflanze. Millionen von Setzlingen wurden an die gut 70 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Landes verteilt. Mit einer wichtigen Einschränkung allerdings: Der maximale THC-Gehalt des zum Anbau zugelassenen Cannabis durfte nur bei 0,2 Prozent liegen. Zum Vergleich: In der Schweiz darf Cannabis mit einem THC-Gehalt von bis zu 1 Prozent legal gehandelt und verkauft werden.
Ziel der Regierung war es, mit dem Export von medizinischem Cannabis das grosse Geschäft zu machen. Zudem sollte die Legalisierung eine Entspannung in den überfüllten Gefängnissen Thailands bringen. Doch die Regierung verkalkulierte sich: Im Land schossen in der Folge Kifferläden wie Pilze aus dem Boden.
Fast 6000 Ausgabestellen gab es im letzten Jahr im ganzen Land – rund ein Viertel davon in der Hauptstadt Bangkok, viele weitere in Touristenregionen wie Pattaya und Phuket. Die Entkriminalisierung war zudem ein grosser Anziehungspunkt für Touristen. Obwohl Kiffen in der Öffentlichkeit nach wie vor verboten war, wurde Gras geraucht, was das Zeug hält. Kein Wunder: Schliesslich ist Thailand eines von nur acht Ländern weltweit, in denen der Freizeitgebrauch von Cannabis legal ist.
Doch seit letztem September ist eine weitere Kehrtwende im Gang: Die konservative Koalitionsregierung unter Führung der Pheu-Thai-Partei sagte dem kaum regulierten Konsum von Cannabis wieder den Kampf an. Diese Woche wurde ein neuer Gesetzesentwurf verabschiedet, der vorsieht, dass Marihuana künftig nur noch für medizinische Zwecke verwendet werden darf. Ob der Kauf von Cannabis einen ärztlichen Nachweis erfordern soll, ist noch nicht bekannt.
Fest steht indes, dass auch Werbe- und Marketingkampagnen für Cannabisknospen und -extrakte sowie andere Cannabisprodukte verboten werden sollen. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, muss gemäss Gesetzesentwurf mit happigen Konsequenzen rechnen. Es drohen hohe Geldbussen und Gefängnisstrafen, wie CNN berichtet.
Werbung oder Vermarktung von Cannabis für den Freizeitgebrauch könnten mit bis zu 100'000 Baht (ca. 2450 Franken) geahndet werden. Der Anbau ohne Lizenz könnte Gefängnisstrafen von ein bis zu drei Jahren oder Geldstrafen von 20'000 bis 300'000 Baht (ca. 490 bis 7345 Franken) nach sich ziehen.
Die aktuelle Gesetzeslage müsse «korrigiert» werden, sagte Thailands neuer Premierminister Srettha Thavisin in einem Interview mit Bloomberg. Einer Nutzung als Freizeitvergnügen erteilte er eine klare Absage: «Drogenmissbrauch ist ein grosses Problem für das Land, das nicht ausreichend angegangen wird», so Srettha Thavisin.
Während Thailand auf das Ergebnis der Änderungen wartet, sind die Kifferläden in Bangkok und Umgebung weiterhin geöffnet. Allerdings gibt es bereits einige Vorschriften, die den Konsum von Cannabis einschränken. Wer also bereits einen Urlaub in Thailand gebucht hat und dort Kiffen möchte, muss unter Umständen mit ernsten Konsequenzen rechnen.
Ein Ende der liberalen Cannabis-Politik wäre nicht nur für Thailands Kiffer und Coffeeshop-Betreiber eine herbe Enttäuschung. Auch viele Bauern müssten sich umorientieren: Sie hatten im vergangenen Jahr begonnen, auf einigen Feldern Cannabis-Pflanzen anzubauen. Angeblich lasse sich mit Gras pro Hektar 60-mal so viel verdienen wie mit Reis, berichteten thailändische Medien. Der Goldrausch könnte bald Geschichte sein.
Im Übrigen, ist Kambodscha, seit Jahrzehnten das echte (billige) Kiffer Paradies in Südostasien.
So peinlich im Knast: Warum hockst du? Bewaffneter Raub. Und du?
Äh... Darwin