Marc-André Haldimann ist Archäologe. Er überwacht den Antikenhandel unter anderem im Auftrag des Bundes. Haldimann hat einen Verdacht: «Seit einem Jahr bieten Händler in der Schweiz vermehrt Kulturgüter aus Syrien an, die im Altertum serienmässig hergestellt worden sind», sagt er der «NZZ am Sonntag»: «Es ist naheliegend, dass darunter auch Kulturgüter aus Raubgrabungen sein können.»
Alles in allem finden sich auf Internet-Seiten von Schweizer Galerien mittlerweile mindestens drei Dutzend Objekte aus Syrien, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Im Land im Nahen Osten herrscht seit vier Jahren Bürgerkrieg; die Parteien finanzieren sich unter anderem mit dem Verkauf von geraubten Antiken. Experten kritisieren jetzt, dass der Kampf der Schweiz gegen den illegalen Antikenhandel nur zum Teil wirksam ist. So seien Dokumente, mit denen Händler beweisen, dass sie ihre Kulturgüter auf legalem Weg gekauft haben, teilweise gefälscht.
Dem Bund wiederum würden die Mittel fehlen, um Echtheit und Aussagewert dieser Dokumente zu überprüfen. Zudem kontrolliere er die Händler zu wenig und habe ihnen gegenüber Beisshemmungen. Händler und Vertreter des Bundes beteuern allerdings, alles sei legal.
Fest steht, dass im Zusammenhang mit syrischen Kulturgütern bis jetzt kein einziges Strafverfahren eingeleitet worden ist. Und Benno Widmer, Leiter der Fachstelle des Bundesamts für Kultur, die für die Bekämpfung des illegalen Antikenhandels verantwortlich ist, sagt: «Wir haben bis jetzt keine illegalen Kulturgüter aus Syrien entdeckt.» (dwi)