Long-Covid-Patienten weltweit warten verzweifelt auf Medikamente, die nicht nur ihre Symptome lindern, sondern die Krankheit hoffentlich bald ganz heilen. Vier hoffnungsvolle Medikamentenstudien laufen in der Schweiz.
Doch bisher gibt es keine guten Nachrichten: Im Juli meldete die Genfer Firme GeNeuro, dass ihr getestetes Medikament Temelimab bei 200 Patienten gegenüber der Placebogruppe keine Verbesserung bei der Fatigue hatte – also jenem häufigen Long-Covid-Symptom, das die Betroffenen teilweise oder ganz arbeitsunfähig macht.
Das Medikament neutralisiert Überreste von Retroviren, von denen vermutet wurde, dass sie Autoimmunprozesse anstossen und das Nervensystem schädigen können.
Eine andere Piste verfolgten die Forscher der Universität Basel um den Neurologen Dominique de Quervain: Sie wollten das Medikament Fampridin bei Long-Covid-Patienten testen. Fampridin blockiert den Kaliumkanal und verstärkt so neurologische Funktionen bei Patienten mit Multipler Sklerose.
Im Juli noch sagte de Quervain, die Zwischenergebnisse der Studie würden demnächst erwartet. Doch auf erneute Anfrage schreibt der Neurologe nun: «Leider mussten wir die Studie aufgrund von Rekrutierungsschwierigkeiten abbrechen.»
Der Aufwand war für viele Long-Covid-Patientinnen und -Patienten zu gross: Um teilnehmen zu können, mussten die Personen fünf mal nach Basel reisen und an ausführlichen kognitiven Tests mitmachen. «Das stellte für viele Patientinnen und Patienten, die oft unter starker Erschöpfung leiden, einen zu grossen Aufwand dar», sagt de Quervain.
Schlussendlich haben statt der 44 geplanten Versuchspersonen nur sieben die Studie durchlaufen. Daraus liessen sich leider keine belastbaren Aussagen zur Wirksamkeit von Fampridin treffen, so de Quervain.
Nun liegt die Hoffnung umso mehr auf den zwei verbleibenden Schweizer Medikamentenstudien: Das Medikament BC 007 soll funktionelle Antikörper neutralisieren und die Patienten so heilen.
Für die Studie der Firma Berlin Cures konnten in verschiedenen europäischen Ländern genügend Teilnehmende gefunden werden, insgesamt sind es über hundert. Ein Drittel erhielt ein Placebo, zwei Drittel, 76 Personen, haben das Medikament erhalten, aufgeteilt in zwei unterschiedliche Dosierungen.
Teilnehmen konnten zuerst nur Patientinnen und Patienten, deren Infektion nicht mehr als zwölf Monate zurücklag, da dann die Wirkungschancen als besser eingeschätzt wurden. Dieses Kriterium wurde später fallen gelassen, um genügend Teilnehmende zu finden: Denn auch bei dieser Studie waren vier Spitalbesuche mit verschiedenen Tests nötig. Die Resultate werden bis Ende Jahr erwartet.
Ebenfalls bis dann sollte klar sein, ob hoch dosiertes Pycnogenol die Beschwerden von Long Covid zumindest lindert. Das ist ein Pflanzenextrakt der französischen Meereskiefer und kann in niedriger Dosierung rezeptfrei bei Venenleiden und der Behandlung von Krampfadern gekauft werden. Die Studie führt die Universität Zürich durch.
(aargauerzeitung.ch)
Eine Erkrankung ist absolut lebensverändernd, und da man es den Leuten von aussen leider nicht ansieht, trifft man auf nicht sehr viel Verständnis. Auch die Krankenkassen tun sich im Umgang damit sehr schwer.