Schweiz
Migros

«El Sombrero» hat ausgedient: Migros ändert den Namen ihrer Mexiko-Linie

Die Migros-Eigenmarke «El Sombrero» verschwindet. Neu heisst sie «Fiesta del Sol».
Die Migros-Eigenmarke «El Sombrero» verschwindet. Neu heisst sie «Fiesta del Sol».Bild: Migros.ch

«El Sombrero» hat ausgedient: Migros ändert den Namen ihrer Mexiko-Linie

Der Detailhändler passt das Logo und den Namen seiner Eigenmarke für Tortillas und Salsas an. Ob dies auch mit der Debatte um stereotype Diskriminierung zu tun hat, will er nicht sagen. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass die Migros einlenkt.
12.01.2024, 22:19
Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»

Fans von Burritos, Quesadillas und Fajitas müssen sich bei der Migros umgewöhnen. Denn sie ändert den Namen und das Logo ihrer Mexiko-Linie. Neu heisst diese «Fiesta del Sol» - und nicht mehr wie bisher «El Sombrero». Der mexikanische Hut als Markennamen kann im Rahmen der Debatte um kulturelle Aneignung als kritisch eingestuft werden, da er sein sehr klischeebehaftetes Bild wiedergibt.

So fand es der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) 2006 lustig, im Kampf gegen das Musizieren in Trams Sticker anzubringen, mit einem Piktogramm eines Mexikaners mit Sombrero und Poncho. Nach Kritik aus der Öffentlichkeit und der mexikanischen Botschaft sah sich der ZVV gezwungen, ein anderes Piktogram zu verwenden. Die Aktion kostete 20'000 Franken.

Migros weicht aus

Doch die Migros ziert sich, auf die konkrete Frage, ob die kulturelle Aneignung etwas mit dem Markenwechsel etwas zu tun hat, klar zu antworten. «Unser Sortiment und unsere Eigenmarken werden regelmässig überprüft und überarbeitet», sagt Sprecherin Carmen Hefti nur.

«Selbstverständlich achten wir bei der Erstellung von neuen Marken auf viele Kriterien, insbesondere darauf, dass die Marke die Produktlinie positiv widerspiegelt. Mit ‹Fiesta Del Sol› sind wir überzeugt, unseren Kundinnen und Kunden mexikanische Lebensfreude vermitteln zu können.»

Und so sieht das dann aus:

So sieht die neue Verpackung der Migros-Mexiko-Marke aus.
So sieht die neue Verpackung der Migros-Mexiko-Marke aus.Bild: Migros.ch

Es wäre nicht das erste Mal, dass die Migros auf die Debatte reagiert. 2021 änderte sie beispielsweise das Design ihrer «Cowboy»-Glacé-Schachteln, wie «20 Minuten» berichtete. Die stereotype Abbildung eines «Mexikaners» mit Sombrero, Schnauz und Gewehr wurde durch einen Cowboy ersetzt. Damals sagte ein Migros-Sprecher dazu: «Das Eis heisst ‹Cowboy› und nicht Bandidos. Die neue Verpackung passt daher besser.» Und die Glacé-Marke Frisco, an der Nestlé beteiligt ist, entfernte kürzlich die klischeehaft gezeichnete Figur eines Stammesanführers bei ihren «Winnetou»-Glacés im Logo. Geblieben sind zwei bunte Federn (CH Media berichtete).

Die Winnetou-Figur ist inzwischen verschwunden, am Namen hält Frisco jedoch fest.
Die Winnetou-Figur ist inzwischen verschwunden, am Namen hält Frisco jedoch fest.Bild: zvg

Die sexistische Suppe

Die Migros ist in der Vergangenheit nicht nur mit Sombreros und Banditen ins Fettnäpfchen getreten. 2018 geriet sie in einen Shitstorm geraten wegen ihrer neuen Suppen: Ein Beutel kam ganz in Pink daher mit dem Namen «Glamour Queens», inklusive Prinzessin als Sujet und nur veganen Zutaten. Ganz anders die Buben-Suppe mit dem Namen «Champions». Sie war blau, hatte einen Fussballspieler auf der Verpackung und Pasta-Stücke in Fussball-Form. Vegan ist die Buben-Suppe nicht.

Einstige Stereotypen-Suppe der Migros.
Einstige Stereotypen-Suppe der Migros.Bild: zvg

Der Aufschrei war gross. Der Vorwurf lautete Sexismus. Die Migros reagierte und lancierte eine weniger geschlechtsspezifische Verpackung (CH Media berichtete). Die Suppe heisst nach wie vor «Champions». Doch statt blau oder pink ist der Beutel nun türkis-grün. Und der Fussball-Spieler ist einer weiblichen Fussballerin und einem männlichen Fussballer gewichen.

Die Migros streute damals Asche auf ihr Haupt: «Beim ursprünglichen Produktdesign wurde zu wenig auf stereotype Rollenbilder geachtet», sagt eine Sprecherin. «Rückblickend sind wir froh über die kritischen Reaktionen. Dadurch konnten wir das Design anpassen und die Diskussion rund um die Suppen hat uns sensibler gemacht, was solche Themen angeht.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
76 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Miracoolix
12.01.2024 22:33registriert November 2019
Aber ein Sombrero ist doch einfach nur ein Hut? Gilt ein Hut heute schon als Diskriminierung?
33524
Melden
Zum Kommentar
avatar
El Vals del Obrero
12.01.2024 23:02registriert Mai 2016
Wenn man das zu Ende denkt, darf man ja als Schweizer grundsätzlich keine mexikanische Spezialitäten (oder was man hier dafür hält) essen, da "kulturelle Aneignung". Dito umgekehrt, falls etwa eine mexikanische Supermarkt-Kette schweizerisch angehauchtes Essen unter der Bezeichnung "Senne-Chäppeli" oder so verkauft.

Letztendlich heisst das ja einfach "Kulturen dürfen sich nicht vermischen oder gegenseitig inspirieren". Was ja letztendlich auf das selbe hinausläuft wie der rechtsradikale "Ethnopluralismus".
23022
Melden
Zum Kommentar
avatar
Geff Joldblum
12.01.2024 22:29registriert August 2019
Ähm what? Das gibts? Ich kauf immer Pancho Villa-Zeugs in der Migros, das Sombrero-Dingens ist mir gar nie aufgefallen. Danke für den Hinweis.
2148
Melden
Zum Kommentar
76
Nationalbank-GV: Thomas Jordan sieht die SNB gut gegen «Inflationsgespenster» gerüstet

«Die Nationalbank wird sich weiterhin im Gesamtinteresse des Landes voll und ganz dafür einsetzen, die Preisstabilität in der Schweiz zu sichern.» Das versprach der abtretende Direktoriumspräsident Thomas Jordan laut Redetext am Freitag in seiner Rede an der Generalversammlung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern.

Zur Story