Die Reismarke Uncle Ben's heisst heute Ben's Original. Die US-Pancake-Sirup-Marke Aunt Jemima gibt es heute unter dem Namen Pearl Milling. Der Grund: Im Zuge der der«Black Lives Matter»-Bewegung, die 2020 eine Debatte über den strukturellen Rassismus nach sich zog, sahen sich viele Konzerne gezwungen, ihr Markenportfolio zu überdenken. Denn darunter gab es Produkte, die mit diskriminierenden Logos und Namen Geld machten.
In den Fokus der Debatte rückte dabei auch das Schweizer Kultglacé «Winnetou» des Herstellers Frisco, der zur Firma Froneri gehört, einem Joint-Venture, an dem Nestlé beteiligt ist. Im Juli 2020, während weltweit Menschen gegen Rassismus protestierten, gab Froneri gegenüber dieser Zeitung bekannt, dass man eine Namensänderung des Winnetou-Glacés im Zuge der Rassismus-Debatte prüfe.
Doch es blieb bei der Prüfung. «Nach internen Abklärungen belassen wir bis auf weiteres den Namen und die Verpackung», sagte eine Froneri-Sprecherin einige Monate später. Doch nun zeigt sich: Nicht alles bleibt beim Alten.
«Wir haben uns entschieden auf die diesjährige Glace Saison das Logo von Winnetou anzupassen», sagt eine Froneri-Sprecherin. «Entsprechend wurde das Indianergesicht mit Federschmuck entfernt und gegen eine Abbildung von zwei bunten Federn ausgetauscht.» Dieser Entscheid sei bereits vergangenes Jahr gefällt worden. Doch erst jetzt, bei den warmen Sommertemperaturen, dürfte die Kundschaft die Anpassung bemerken.
Man sei sich bei Froneri der Diskussionen über Gleichberechtigung und allen sozialen Bewegungen bewusst, sagt die Sprecherin, und man sei verpflichtet entsprechend zu reagieren und zu handeln. «Gleichzeitig haben wir uns entschieden den ikonischen, fiktiven Markennamen Winnetou beizubehalten.» Man sei überzeugt, dass die Glace und die Marke mit dem neuen Auftritt weiterhin positiv wahrgenommen würden.
Für Susan Arndt, Professorin für Anglistik und Kulturwissenschaften an der Universität Bayreuth, ist hingegen klar, dass nebst dem Design auch der Name verschwinden müsste, wie sie gegenüber CH Media im Sommer 2020 darlegte. «Ich bin selber mit den Winnetou-Filmen aufgewachsen und habe sie geliebt, aber bei Mays Erzählungen handelt es sich um eine Romantisierung einer in Tat und Wahrheit gewaltsamen rassistischen Geschichte.»
Winnetou werde als friedlicher Freiheitskämpfer dargestellt, der sich mit Old Shatterhand verbrüdert, sodass die weisse Leserschaft ihre Komfortzone nicht verlassen müsse, sagt Arndt. «Dass mit der Kolonialisierung von Nordamerika ein Genozid einherging, bei dem 80 bis 90 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung ermordet wurden, wird komplett ausgeblendet.»
Nestlé änderte im Zuge der Debatte bereits andere Namen. In Australien reagierte der Westschweizer Konzern bei zwei Produkten. Die Snackprodukte «Red Skins» heissen nun «Red Ripper», und die «Chicos»-Snacks heissen inzwischen «Cheekies».