Die Finanzpolizei von Brescia I hat in Zusammenarbeit mit der Schweiz sechs der Entführung und Erpressung beschuldigte Personen festgenommen. Die Festnahme gelang im Rahmen einer Aktion zur Bekämpfung der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta. In der Schweiz kam es zu zwei Festnahmen in diesem Zusammenhang.
Konkret sollen die Verhafteten einem Unternehmen Vermögenswerte im Wert von 1,5 Millionen Euro entzogen haben.
Die Bundesanwaltschaft (BA) bestätigte Keystone-SDA, dass das Bundesamt für Polizei (Fedpol) am Donnerstag im Auftrag der BA Hausdurchsuchungen durchgeführt habe. Dabei seien zwei Personen festgenommen worden. Beteiligt waren demnach auch die Kantonspolizeien Tessin, Graubünden und Zug sowie das Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG).
Die Intervention erfolge im Rahmen eines Strafverfahrens der BA, das diese derzeit wegen qualifizierter Geldwäscherei und Urkundenfälschung gegen verschiedene Personen führe.
«Im Mai 2022 übermittelte die Direzione distrettuale antimafia der Mailänder Staatsanwaltschaft der BA Informationen über mutmasslich illegale Geldwäschereihandlungen, die in Italien von mehreren chinesischen Staatsangehörigen begangen worden waren», schrieb die BA weiter.
Die übermittelten Informationen betrafen insbesondere die Verwaltung von beträchtlichen Bargeldsummen, die aus dem Drogenhandel und aus anderen kriminellen Aktivitäten stammten, wie die BA weiter schrieb.
Dank den von der italienischen Behörde durchgeführten Ermittlungen habe die mutmassliche Beteiligung mehrerer in der Schweiz aktiver Personen und Gesellschaften festgestellt werden können. Gestützt auf diese Informationen und im Zuge erster Ermittlungen eröffnete die BA im Mai 2022 ein eigenes Strafverfahren.
Die Aktion vom Donnerstag erfolgte laut BA in enger Abstimmung mit den italienischen Staatsanwaltschaften in Brescia und Mailand, mit denen die BA eine gemeinsame Ermittlungsgruppe mit der Beteiligung von Fedpol und der italienischen Guardia di Finanza bildet.
Die BA ersuchte auch China, Hongkong und Taiwan um Rechtshilfe in Strafsachen. Das Strafverfahren der BA laufe weiter. Für die Beschuldigten gelte die Unschuldsvermutung.
Begonnen hätten die Ermittlungen bereits im Dezember 2021, schreibt die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos. Die anfänglichen Untersuchungen hätten die Tätigkeit zweier sich ergänzender krimineller Strukturen im Gebiet von Brescia betroffen, von denen eine über Verbindungen zum 'Ndrangheta-Clan Piromalli-Molé verfügt habe.
Insgesamt hätten die Ermittlungen darauf abgezielt, ein System der Steuerhinterziehung aufzudecken. Dieses speise sich aus einem Kreislauf von Rechnungen für nicht existierende Transaktionen in Höhe von mehr als 250 Millionen Euro.
Grösstenteils seien Unternehmen aus dem Bausektor in die Transaktionen involviert, schreibt Adnkronos weiter. Diese hätten illegal Arbeitskräfte in den Provinzen Brescia, Mailand und Bergamo bereitgestellt. Gleichzeitig habe die Guardia di Finanza «Sperrmassnahmen» gegen sieben Bauunternehmer und zwei Gewerbetreibende aus Brescia verhängt. Diese werden der Beihilfe zur unrechtmässigen Kompensation nicht existierender Steuervergütungen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro beschuldigt.
Beteiligt an der Aktion in Italien waren auch die Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (Eurojust) und der Dienst für internationale polizeiliche Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts I-Can (Interpol Cooperation Against 'Ndrangheta), (sda/akr)