Kein Mensch hätte ihnen reingeredet, sagt Katja Früh, bloss der Kameramann, denn der kommt grad aus New York, wo er mit dem Sänger Adam Green einen Film gedreht hat, und jetzt ist er entsprechend qualifiziert. Der Kameramann ist Katja Frühs Sohn. So, wie auch der Beizer, der seine Beiz als Drehort zur Verfügung gestellt hat, Patrick Freys Sohn ist. Und der Mann von Esther Gemsch ist Produzent.
Eine Familienangelegenheit also. Eine autonome Aktion. Denn das war es, was die Regisseurin und Drehbuchautorin Katja Früh («Lüthi & Blanc», «Tag und Nacht», «Der Bestatter»), der Verleger und Kabarettist Patrick Frey und die Schauspielerin Esther Gemsch wollten: eine kleine Comedy-Serie realisieren abseits von SRF. Schnell, konzentriert, ein Autorenprodukt, kein SRF-Redaktionsprodukt.
Es war also die Revolte eines prominenten Dreierteams gegen den wachsenden Verwaltungs-Überbau des Staatsfernsehens. Nicht Jahre investieren, sondern bloss Monate. Sie suchten Geld, fanden es bei UPC Cablecom und tauchten ab in eine Arbeitsorgie, die für alle so beglückend war, dass Katja Früh jetzt sagt: «Eine zweite Staffel würde ich schon gerne drehen!» Wer weiss? «Fässler-Kunz» lief Ende 2014 auf UPC Cablecom MyPrime und startet jetzt noch einmal im grossen Stil im Schweiz-Fenster von Sat.1 und auf dem Schweizer Privat-TV-Sender S1. Eine self-made Erfolgsstory.
«Fässler-Kunz» heissen die zwölf mal vierzehn Minuten. Das Genre: Comedy. Was heisst: Klischees ohrfeigen sich gegenseitig. Das muss so sein. Die Subversion der Normalität liegt schliesslich irgendwo in ihrer totalen Überzeichnung. Katja Früh und Patrick Frey haben «Fässler-Kunz» geschrieben und die können sowas, keine Angst, und die Political Correctness, die haben sie kurzfristig zum Teufel geschickt.
Céline Kunz (Esther Gemsch) und Thomas Fässler (Patrick Frey) sind einander im Juli 1978 an einem FKK-Strand begegnet und verliebten sich auf den ersten Nacktblick. Jetzt sind sie jenseits der 60, leben in Zumikon, sie ist Kolumnistin beim Magazin «50 Plus», er Kommunikationsberater für Firmen und Politiker. Sein Sorgenkind: der SVP-Mann Toni Bortoluzzi («SVP und gaga, dasch nöd guet!»).
Sie singt im Gospelchor Feldmeilen und will an der Hochzeit ihres schwulen Sohns Felix (Philippe Graber) als Solistin auftreten. Er hasst das Gospelding, besonders, als er einen schwarzen Dildo in ihrer Kommode findet. Sie sagt: «Mit einem Dildo ist es viel einfacher, den G-Punkt zu erwischen als mit einem alten Mann!» Er will einen Tango-Kurs belegen, aber nicht mir ihr. Sie liebt Beige und hat ihre letzte Darmspiegelung auf Youtube gestellt.
Er hat eine Wurst- und Brustfixierung und kauft am liebsten zertfiziertes Milchlamm von einem Schäfer aus dem Etschtal. Der zukünftige Mann von Felix wird Vater. Oder um es mit der alten Erkennungsmelodie des deutschen Soap-Klassikers «Marienhof» zu sagen: «Es wird viel passier'n.» Drei Superprofis haben sich ein Geschenk und einen Spass gemacht. Uns auch.
«Fässler-Kunz» läuft ab 1. März jeweils am Sonntag und Dienstag um 19.55 Uhr auf Sat.1. Ab 5. März jeweils am Donnerstag um 18.30 und 22 Uhr und am Samstag um 19.30 Uhr auf S1.