Die Schweiz hat gewählt. Der Nationalrat wurde am 22. Oktober komplett bestimmt – nicht so der Ständerat: In neun Kantonen dürfen die Stimmberechtigten noch einmal ran. Die zweiten Wahlgänge stehen an. Erst dann wird sich zeigen, wie gross die Basis der einzelnen Parteien wirklich ist.
Wie sind die Chancen der einzelnen Kandidierenden? Die watson-Wahlbörse prognostiziert in einem sogenannten Prognosemarkt, wer welche Wahrscheinlichkeit hat, in den Ständerat gewählt zu werden. Das Ganze ist wissenschaftlich fundiert – und mit exklusiven Zahlen für die noch offenen Kantone.
Wahltermin: 12. November
Im Kanton Freiburg erreichte am 22. Oktober niemand das absolute Mehr. Drei Freiburger Frauen kandidieren im zweiten Wahlgang für einen Ständeratssitz. Damit stehen sich Isabelle Chassot von der Mitte, Johanna Gapany von der FDP und Alizée Rey von der SP gegenüber. SVP-Mann Pierre-André Page zog sich aus dem Rennen zurück. Mitte-Ständerätin Chassot geht als klare Favoritin ins Rennen.
Wahltermin: 12. November
In Genf bahnt sich ein Kampf zwischen Links und Rechts um die beiden Ständeratssitze an. Die Bürgerlichen haben gute Chancen, die seit 2007 währende rot-grüne Dominanz in der Genfer Standesvertretung zu brechen. Bei den etablierten Parteien stehen sich je zwei Duos gegenüber. Die vereinten Bürgerlichen (FDP, Mitte, SVP und MCG) schicken den MCG-Politiker Mauro Poggia und die SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz ins Rennen. Die Zwei treten gegen die Bisherigen Lisa Mazzone von den Grünen und Carlo Sommaruga von der SP an. Den zwei Kandidierenden der Gruppierung «Liberté le peuple d'abord» werden keine Chancen eingeräumt.
Wahltermin: 12. November
In der Waadt wurde SP-Mann Pierre-Yves Maillard im ersten Wahlgang in den Ständerat gewählt. Der Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes erreichte als Einziger die absolute Mehrheit. Im zweiten Wahlgang stehen sich FDP-Kandidat Pascal Broulis und der Grüne Raphaël Mahaim gegenüber. Broulis lag nach dem ersten Wahlgang gut 37'000 Stimmen vor Mahaim.
Wahltermin: 12. November
Im Wallis fordert der Freisinnige Philippe Nantermod die beiden Bisherigen Beat Rieder und Marianne Maret (beide Mitte) heraus. Bis zum Listenschluss meldeten sich keine weiteren Kandidaten. Der Ständerat im Wallis ist seit jeher eine Bastion der Mitte. Rieder (52'748 Stimmen) und Maret (43'204) lagen in der ersten Runde weit vor dem Freisinnigen Nantermod (25'145), der rund 18'000 Stimmen weniger erhielt.
Wahltermin: 19. November
Ständerat Thierry Burkart (FDP) wurde wiedergewählt. Frei ist der bisherige SVP-Sitz. Benjamin Giezendanner (SVP) wird nach dem guten Ergebnis im zweiten Wahlgang noch einmal antreten. Die Mitte schickt Marianne Binder ins Rennen.
SP-Kandidatin Gabriela Suter und auch die drei anderen Ständeratskandidatinnen Irène Kälin (Grüne), Barbara Portmann (GLP) und Lilian Studer (EVP) verzichten auf den zweiten Wahlgang. Sie stellen sich geschlossen hinter Binder, um die Wahl von Giezendanner zu verhindern. Bei der Ausmarchung zwischen Binder und Giezendanner dürfte auch die Frauenfrage mitspielen. Der Kanton Aargau war in den vergangenen vier Jahren mit zwei Männern im Ständerat vertreten.
Wahltermin: 19. November
Im Kanton Schaffhausen wird die FDP-Kandidatin Nina Schärrer nicht zum zweiten Wahlgang antreten. Damit stehen für den zweiten Sitz noch der bisherige Ständerat Thomas Minder (parteilos) und Simon Stocker (SP) zur Wahl. Bereits im ersten Wahlgang wurde der Bisherige Hannes Germann (SVP) gewählt. Am Wahlsonntag erhielt Stocker 13'456 Stimmen. Minder kam auf 12'045 Stimmen.
Wahltermin: 19. November
Ständerat Pirmin Bischof (Mitte) wurde wiedergewählt. Frei ist der bisherige SP-Sitz. Nationalrätin Franziska Roth (SP) und Nationalrat Christian Imark (SVP) kämpfen um das Mandat. Die SVP Solothurn will erstmals einen Ständerat stellen. Die FDP zog Regierungsrat Remo Ankli aus dem Rennen. Für die Stichwahl zogen auch Nationalrat Felix Wettstein (Grüne) und Dieter Künzli (GLP) ihre Kandidatur zurück.
Wahltermin: 19. November
Favorit für den zweiten Tessiner Ständeratswahlgang ist SVP-Parteipräsident Marco Chiesa. Er lag nach dem ersten Wahlgang über 10'000 Stimmen vor dem Zweitplatzierten Fabio Regazzi (Mitte), der die Teilnahme am zweiten Wahlgang bestätigt hat. Ebenfalls ins Rennen steigen der Drittplatzierte Alex Farinelli von der FDP sowie Greta Gysin von den Grünen. Auch Amalia Mirante von «Avanti con Ticino & Lavoro» tritt zum zweiten Wahlgang an. Bruno Storni von der SP, der den vakanten Sitz von Marina Carobbio hätte verteidigen sollen, tritt nicht mehr an.
Wahltermin: 19. November
Während Daniel Jositsch (SP, bisher) im Kanton Zürich seinen Ständeratssitz bereits im ersten Wahlgang sichern konnte, kommt es um den frei werdenden Sitz von Ruedi Noser (FDP) im zweiten Durchgang zum Duell zwischen dem im ersten Wahlgang zweitplatzierten Gregor Rutz von der SVP und der GLP-Nationalrätin Tiana Moser.
Zuvor hatte sich FDP-Kandidatin Regine Sauter für den zweiten Wahlgang aus dem Rennen genommen, womit eine 40-jährige Ära des Zürcher Freisinns im Ständerat endet. Ihren Rückzug gaben auch der Mitte-Nationalrat Philipp Kutter und der Grüne Daniel Leupi bekannt. Moser wird von der SP, den Grünen und der EVP unterstützt. Die Mitte-Partei beschloss Stimmfreigabe.
Eine Wahlbörse funktioniert wie eine Finanzbörse – mit dem Unterschied, dass keine Unternehmens-Aktien, sondern Aktien künftiger Ereignisse gehandelt werden. Ein Ereignis wäre in unserem Fall: «Politikerin XY wird in den Ständerat gewählt.» Das Ereignis erhält einen Startpreis, z. B. 50 Franken. Tritt das Ereignis ein, ist es 100 Franken wert; tritt es nicht ein, ist es wertlos. Die Teilnehmenden wollen Geld verdienen: Halten sie ein Ereignis für wahrscheinlich, kaufen sie dessen Aktien, wenn nicht, werden sie verkauft. Der so entstehende Kurs liefert einen Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses.
Ja, durchaus. Prognosebörsen haben sich vorwiegend in den USA etabliert. Sie nutzen die kollektive Intelligenz der Teilnehmenden. Weil in der Zeit vor den Wahlen rund um die Uhr getradet werden kann, reagieren die Kurse sensibel auf politische Entwicklungen. Sie sind dynamischer als Wahlumfragen. Wahlbörsen ersetzen die Umfragen nicht, können aber eine wertvolle Ergänzung sein und das Prognosebild vervollständigen.
An der Börse machen rund 300 Personen mit, die durch Professor Oliver Strijbis rekrutiert wurden. Darunter sind viele ehemalige Studierende und andere Menschen, die sich beruflich oder aus privatem Interesse mit dem Schweizer Politbetrieb auseinandersetzen. Sie erhalten je 20 Franken, die sie an der Börse einsetzen können.
Ja, das könnte man denken. Aber weil die Teilnehmenden nicht äussern, wen sie wählen würden, sondern vielmehr, von wem sie glauben, dass er oder sie gewählt werden wird, muss die Auswahl der Teilnehmenden nicht repräsentativ sein. Viel wichtiger ist, dass sie etwas vom Politgeschäft in der Schweiz verstehen.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.
Bitte, liebe Schaffhauser, wählt endlich diesen Minder nicht mehr. Und ich verspreche dafür, dass wir Zürcher diesen Rutz nicht in den Ständerat wählen werden. Daaaaaanke!