Anna Rosenwasser, vom Listenplatz 20 haben Sie den Sprung in den Nationalrat geschafft. Wie war diese Aufholjagd möglich?
Anna Rosenwasser: Ich habe keine Jagd geplant. Ich bin unter anderem bei der SP, weil ich die Jagd generell keine gute Sache finde. Ich glaube aber, es war möglich, weil junge Menschen, Frauen und queere Menschen wählen gingen.
Hatten Sie nicht mit einer Wahl gerechnet?
Es war nicht mein primäres Ziel. Ich wollte vor allem bewirken, dass weniger Wahlcouverts im Altpapier landen. Denn viele Menschen fühlen sich in der Politik nicht repräsentiert und wählen darum nicht, weil sie denken, es bringe ihnen nichts. Mein Resultat lässt mich aber vermuten, dass doch einige Menschen gehofft haben, mit mir im Nationalrat repräsentiert zu sein.
Wen genau werden Sie repräsentieren?
Ich werde bestenfalls alle Menschen repräsentieren, die wollen, dass die Kaufkraft in der Schweiz steigt, die Klimakrise bekämpft und endlich Gleichstellung erreicht wird.
Sie sind in den vergangenen Jahren aufgefallen als Stimme für Minderheiten. Denken Sie, dass sie vor allem von Minderheiten gewählt wurden?
Ich glaube, man wird nur von einer Mehrheit gewählt. Und rein rechnerisch sind Frauen die Mehrheit, also wurde ich von einer Mehrheit gewählt.
Sie wurden dank 92'462 Stimmen gewählt. Das sind deutlich mehr als Ihre 33'000 Instagram-Follower. Was bedeutet das für Sie?
Das zeigt mir, dass viele Menschen unterschätzt haben, dass meine Arbeit in den letzten Jahren nicht nur in den sozialen Medien stattgefunden hat. Ich wurde von so vielen Menschen gewählt, die eine junge, geoutete, linke Frau im Parlament sehen wollen.
Wissen Sie, was nach Ihrer Wahl nun auf Sie zukommt?
Nein. Dieser Frage widme ich mich die kommenden Tage. Aber nicht heute Abend. Jetzt geht es darum, glücklich zu sein mit Tee und Umarmungen.
Was werden Sie die nächsten Tage machen?
Ich werde in naher Zukunft eine liebevolle Sitzung mit meiner Agenda haben. Denn meiner Agenda sieht man an, dass ich nicht mit dieser Wahl gerechnet habe.
Bald beginnt die Arbeit: Bereits im Dezember müssen Sie den Bundesrat wählen. Freuen Sie sich darauf?
Ich freue mich vor allem auf die Arbeit im Parlament, weil ich zu so vielen amtierenden SP-Nationalrätinnen hochschaue und mich bald noch mehr mit ihnen verbünden kann. (lacht).
Mit Ihrer Wahl in den Nationalrat wird sich einiges verändern. Auch die finanzielle Situation. Was geht Ihnen durch den Kopf?
Gestern Abend dachte ich noch, dass mein Budget nicht mehr reicht, um meine Nägel machen zu lassen. Nun reicht es vielleicht in Zukunft trotzdem aus. (lacht)
Ich kenne die Frau nicht. Aber ich habe das Gefühl sie wird der anti-wokeness der SVP viele Steilvorlagen liefern.