Im Oktober sind Wahlen. Die Parteien befinden sich aber bereits jetzt im Wahlkampf. Am Sonntag startete beispielsweise die FDP offiziell mit ihrer nationalen Dachkampagne. «Im Zentrum der Kampagne stehen Wirtschaft, Versorgungssicherheit und die Altersvorsorge», wie die Partei in einer Medienmitteilung schreibt.
Zu reden gibt aber nicht die Botschaft, sondern die Art und Weise, wie sie untermauert wird. Die FDP setzte bei der neuen Kampagne nämlich erstmals auf ein KI-generiertes Bild, das ausgerechnet Klimakleber in einer fiktiven Stadt zeigt:
Wer genau hinschaut, findet rechts oben einen Hinweis darauf: «Dieses Bild wurde mit Hilfe von KI generiert», steht da. Die FDP schreibt dazu: «Das Sujet wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt und prangert die destruktiven Aktionen von Klima-Aktivisten an.»
Der Hinweis sei zu klein geraten, meinen Kritiker. Ausserdem zeige das Sujet eine Situation, die es so in der Schweiz nie gegeben habe. Klimakleber hätten nie eine Ambulanz blockiert und liessen diese jeweils passieren.
FDP zeigt Blaulichtfahrzeug direkt vor einer Strassenblockade von Klimaaktivisten. Das ist irreführender, manipulativer (Miss)brauch von KI, weil es so etwas nicht gibt & daher auch kein Foto. Alle wissen @AufstandLastGen oder @Renovate_CH lassen Rettungsfahrzeuge fahren
— Dr Claus Noppeney (@CNoppeney) July 3, 2023
Ein mit Hilfe von KI generiertes Bild - quasi ein Serviervorschlag.
— (((Frau über 60)))📯 (@amigaberlin) July 3, 2023
Bei der FDP hackt es gewaltig. https://t.co/GSTKA9R55V
Der Kern des Problems ist, dass von KI generierte Bilder nicht als Fake erkannt werden könnten und als Tatsache wahrgenommen werden. Darum auch der (zu kleine) Hinweis der FDP.
— Shoks💙💛 (@shoksuno) July 4, 2023
Das Bild Juso ist aber sofort als Montage erkennbar und verbildlicht eine Redewendung.
Doch es gibt auch Applaus für die gewagte Kampagne. So begrüssen einige, dass sich die eher konservative FDP neuen Technologien öffne und den Klimawandel als Wahlkampfthema aufgreife. Ausserdem hätte es durchaus sein können, dass bei bisherigen Aktionen Ambulanzen blockiert wurden.
Also erstens ist die Chance hoch, dass im Verkehr auch eine Ambulanz behindert wird. Zweitens muss ein KI-Bild nicht zwingend frei erfunden sein. Kann auch bedeuten, dass die KI nur kleine Korrekturen (stilistisch oder auch aus Urheberrechtsgründen) am Bild vorgenommen hat.
— Oliver Benz (@theliberal_one) July 3, 2023
Sich auch im #Wahlkampf auf neue Technologien zu stützten spricht für #FDP – das Sujet erinnert mich jedoch wenig an @FDP_Liberalen, dafür stark an den Listenverbindungsparrner z.B. im Kanton #Zürich … https://t.co/1EYrrCMC6A
— Markus Hostettler (@hostettlerma) July 3, 2023
Seit Sonntag hängen die vier Sujets an zahlreichen Standorten in der Schweiz. Weiter werden die Bilder über Social Media verbreitet, wie die FDP schreibt. Zum Vorwurf verfälschter Tatsachen schreibt die Partei: «Als technologieoffene Partei steht die FDP künstlicher Intelligenz grundsätzlich positiv gegenüber, spricht sich aber gegen absichtliche Täuschung der Öffentlichkeit aus. Der Einsatz von KI ist auf allen Plakaten gekennzeichnet.»
Die Kampagne soll noch bis zum 2. September weitergeführt werden, danach übernehmen die Kantonalsektionen mit eigenen Botschaften den Wahlkampf. (leo)
Und ganz früher wurden Bilder einfach bewusst falsch gemalt.
Die KI macht keine besseren Montagen als ein Grafiker. Eher im Gegenteil.
Problematisch ist eher die unterschwellige Verbeitung von massenhaft generierten Fakebildern um eine falsche Realität zu vermitteln in privaten Chatgruppen, sozialen Medien etc.